DDR; Briefe ohne Unterschrift, Meinungsfreiheit, BBC Radio, Westliche Presse

Post an den Klassenfeind | Ausstellung: „Briefe ohne Unterschrift. DDR-Geschichte(n) auf BBC Radio.“

Seit dem 12. Mai dürfen Museen nun wieder unter bestimmten Hygienemaßnahmen ihre Türen öffnen. So begrüßt auch das Museum für Kommunikation wieder seine Gäste und hat eine neue Sonderausstellung in petto: „Briefe ohne Unterschrift. DDR-Geschichte(n) auf BBC Radio.“ 

Es ist allgemein bekannt, dass der Konsum westlicher Medien in der DDR von staatlicher Seite aus nicht erwünscht war. Doch bot sich die Möglichkeit, wurden sie gehört oder gesehen, trotz Risiko entdeckt zu werden. Durch westliche Medien erhielten die Menschen politische und kulturelle Informationen, an welche sie sonst nicht gelangt wären. Sie bildeten einen wichtigen Beitrag für die kritische Meinungsbildung in der DDR. Besonders in den 50er und 60er Jahren ging die Regierung der DDR stark gegen westliche Mediennutzung vor. Wer schwarz Westfernsehen sah, behielt es lieber für sich. Und wenn es darum ging seine Meinung oder Kritik zu äußern, dann tat man auch das lieber im Geheimen. 

„Schreiben Sie uns, wo immer Sie sind,
was immer Sie auf dem Herzen haben“

… waren die offenen Worte der BBC-Radiosendung „Briefe ohne Unterschrift“, welche die Menschen in der DDR von 1949 bis 1974 zum Briefe schreiben einluden. In diesem Sinne schickten Hörer*innen anonyme Briefe an den britischen Radiosender. Dabei wurden sie kreativ: sei es eine handschriftliche Äußerung auf einer Schulheftseite des Kindes, maschinengeschrieben oder auf Luftpostpapier – hauptsache es war nicht zu auffällig und erweckte keine Aufmerksamkeit.

In vielen Briefen wurde ein bestimmter Wunsch geäußert: Meinungsfreiheit! 

Jeden Freitagabend wurde das Programm in deutscher Sprache ausgestrahlt und ausgewählte Briefe wurden vorgelesen. Diese Plattform bot den Hörer*innen, die im Sinne ihrer Sicherheit schweigen sollten und mussten, die Möglichkeit selbst gehört zu werden, wenn auch anonym. Sie erzählten von ihren Sorgen und Nöten und äußerten ihre Meinungen zu politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen. Mit rund 40.000 Briefen, Postkarten und ausgeschnittene Zeitungsartikeln gewährt nun die Sammlung des Written Archives Center der BBC persönliche Einblicke in die damalige Zeit.

ANONYMITÄT! Nicht wirklich!

Seitens der DDR wurde die Radiosendung als „Hetzsendung“ eingestuft. Mittels des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde alles getan, um die Verfasser*innen zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen – teilweise leider mit Erfolg. In der Ausstellung erzählen drei Zeitzeugen von ihren Erlebnissen und ihrer Verhaftung. Karl-Heinz Borchardt ist einer von ihnen. Kurz nach seinem 18. Geburtstag wurde er wegen drei abgefangener „Hetzbriefe“ verhaftet.

MEINUNGSFREIHEIT ÜBER ALLES

Das Museum veranschaulicht die verschiedenen Stationen der Briefe und erzählt Geschichten, die damit verknüpft sind. Es gibt Interviews mit Briefschreiber*innen und Sendungsmacher*innen und deren persönliche Schicksale, Tonbandmitschnitte, die das MfS von der Sendung machte, Originalbriefe aus dem Archiv der BBC sowie einen Bezug auf die heutige, freie Meinungsäußerung weltweit und wofür noch heute Aktivist*innen kämpfen müssen. Man sollte annehmen, Menschen lernen aus der Geschichte, aber leider ist dem nicht so. In vielen Ländern ist die Meinungs- und Pressefreiheit keine Selbstverständlichkeit. Wem der Museumsbesuch in diesen Zeiten zu heikel sein sollte, kann über die Pressemappe der Sonderausstellung  einen kleinen Überblick an Informationen und Geschichten von Briefen und  Biografien bis hin zu Interviewvideos und Schaubildern erhalten. Die Ausstellung läuft bis zum 11. Oktober, es ist also generell noch etwas Zeit, dieser sehenswerten Ausstellung einen Besuch abzustatten.

© Museum für Kommunikation Berlin

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