JFK REVISITED

JFK REVISITED – DIE WAHRHEIT ÜBER DEN MORD AN JOHN F. KENNEDY | Und ewig lockt die Verschwörung

Schwierig in diesen Zeiten über die Mutter aller Verschwörungstheorien zu schreiben. Wir wollen es dennoch versuchen. Regisseur Oliver Stone, der sich 1991 mit „JFK – Tatort Dallas“ eben jener Erzählung angenommen hatte, liefert nun mit „JFK REVISITED – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“ ein dokumentarisches Update zum Mord an den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. 

Anlass für Stones erneutes Sezieren des JFK Falles sind Freigaben großer Teile der Archivmaterials zu dem Attentat auf den US-Präsidenten am 22. November 1963 in Dallas. Diese oblagen zuvor der Geheimhaltung. Aus diesen Unterlagen zieht der Oscar-Preisträger nun aktualisierte Schlüsse zu seinem bereits 30 Jahre zuvor getätigten Vermutungen. Stone fokussiert sich, wie bereits in seinem Kinofilm, in „JFK Revisited“ auf die Anzahl der abgegeben Schüsse, sowie auf neue Unterlagen der Autopsie Berichte. 

Magisch Kugel oder nicht?

 

Auf der Suche nach der Wahrheit? Regisseur Oliver Stone. – Foto: DCM

Einer seiner Ansatzpunkte ist die sogenannte Magic Bullet. Stone geht erneut der Frage nach, wie eine einzelne Kugel mehrere Verletzungen an zwei verschiedenen Opfern – neben Kennedy wurde auch der Gouverneur von Texas John Connally, der vor dem Präsidenten auf dem Beifahrersitz saß, bei dem Attentat verletzt – verursachen kann. Neben dem dubiosen Auffinden der Kugel, wirft er hierbei detailliere Einblicke auf die Autopsie-Bericht und dessen Befund. Hierzu zieht er Aussagen von Ärzten und Krankenschwestern heran, die – anders als im offiziellen Warren-Bericht und auf den offiziellen Bildern der Totenschau zu sehen – legen diese den Verdacht nahe, dass es Schüsse von vorne gegeben haben muss. Dies wird in den bis dahin veröffentlichten Darstellungen bestritten. Hier heißt es – Stichwort Magic Bullet – die Kugel hätte den Präsidenten von hinten getroffen und sei dann losgewandert, was zu mehreren Ein- und Austrittswunden geführt habe. Der 75-jährige veranschaulicht seine Theorien mit altem Archivmaterial, sowie aktuellen Interviews mit ehemals involvierten Personen oder Angehörigen ehemalig Beteiligter. So entwirft er ein recht fesselndes Bild der damaligen Geschehnisse und bedient stilsicher die Zweifel an der offiziellen Version.

Die Mutter aller Verschwörungen

Im zweiten Teil des Films konzentriert sich Stone auf die möglichen Motive und Hintermänner, einer potentiellen Verschwörung. Oliver Stone selbst sagte in Interviews er wolle mit dem Film „abweichenden Meinungen“ ein Gehör und ein Forum verschaffen, vor allem aber der Öffentlichkeit klarmachen, dass es bei diesem Fall diverse ungeklärte Fragen, himmelschreiende Widersprüche und Inkonsistenzen gibt. Zitat: „It’s not conspriracy theory, its conspiracy fact.“

„Es ist keine Verschwörungstheorie mehr, sondern eine Verschwörungstatsache“
Oliver Stone über den Mord an JFK.

Einzeltäter Lee Harvey Oswald?- Foto: Warren Commission, Aubrey Lewis

Genährt wurden die Zweifel nachdem die, von Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson beauftragte, Warren-Kommission, den ehemaligen Militär Harvey Lee Oswald als einzigen Täter benannte. Später befand ein Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses es könne sich bei dem Attentat um mehrere Täter gehandelt haben. Ein klassisches Remis, was die Behauptung, es hätte sich um eine Verschwörung – übrigens gesteuert und umgesetzt von der CIA – nur befeuerte. The Hollywood Reporter urteilte: „In kommerzieller Hinsicht hat der Film potenziell eine große Anziehungskraft auf zwei unterschiedliche Gruppen: diejenigen, die Stones verschwörerisches Weltbild teilen, und diejenigen, die es genießen, seine paranoiden Polemiken zu entlarven.“

Schlechte Zeiten für konspirative Themen?

Bis heute gilt das Thema in den USA als hochbrisant, was im Vorfeld der Veröffentlichung des Filmes dazu führte, dass sich keine größer Vertrieb oder Streamingdienst der Sache annehmen wollte. Vermeintliche Deep State Themen sind in Zeiten von Trump & Co. lieber mit Vorsicht zu genießen. Bevor die rechten Kämpfer der Meinungsfreiheit laut Zensur schreien: Nachdem Stone den Film auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes vorgestellt hatte, fanden sich diverser europäische Verleiher, so auch in Deutschland, denen das Thema nicht zu heiß war. Vielleicht, weil wir es mit dem kontinentalen Abstand eher als spannende Unterhaltung betrachten können, was er durchaus auch bietet, denn als trennender Keil zwischen den gesellschaftlichen Problemen unseres Landes. Seit Mitte November ist JFK REVISITED in verschiedenen Programmkinos zu sehen. Mit der Reichweite des fiktiven Vorgängers mit Kevin Costner in der Hauptrolle, hat der Film dadurch natürlich bei Weitem nicht. Vielleicht schafft er es in der Zweitverwertung. Ab 3. Dezember 2021 ist der Film als Video-on-Demand abrufbar. Ab 10. Dezember 2021 dann auch auf DVD.