Kitty Solaris, HKW, Solaris Empire

Seit 2008 treten einmal im Jahr Künstler aus aller Welt auf der Dachterrasse des HKW auf. Ursprünglich bot das Open Air Wassermusik-Festival den musikalischen Rahmen. Jedes Mal mit einem anderen Programmschwerpunkt. Letztes Jahr mit dem Thema: „Black Atlantic Revisited“. Dieses Jahr sollte „Mississippi“ als Leitmotiv dienen.

Aber leider – Corona sei Dank – wird sowohl das Thema als auch das Wassermusik Festival auf nächstes Jahr verschoben. Genug des Bedauerns, denn mit dem 20 Sunsets Festival steht bereits ein adäquater Lückenfüller in den Startlöchern.

Der Fokus des Festivals liegt – im Gegensatz zur Wassermusik – mehr auf „Listening“ als auf der treibenden „Dancemusic“. Das liegt ein wenig am Setting. 1.5 Meter, ihr ahnt es bereits. Alle Konzerte werden bestuhlt, um den geforderten Sicherheitsmaßnahmen auch gerecht zu werden. Es heißt also, sitzen, entspannen, genießen. Nicht gerade Rock am Ring Feeling, aber dafür mehr Genre-Auswahl und eine intime Atmosphäre, denn die Regeln erlauben höchstens 300 Besucher. Verschiedenste Konzerte, Kinovorstellungen bis hin zu Lesungen, werden an sechs Wochenenden im Juli und August  stattfinden. Insgesamt 24 Veranstaltungen, die einen neuen Weg in die kulturelle Normalität weisen. Inhaltlich soll „die Diversität der Konzerte die Diversität der Stadt wiederspiegeln.“ Unter anderem zu Gast ist die türkische Musikerin und Sängerin Derya Yildirim.

Eine Virtuosin auf der türkischen Laute, der sogenannten Bağlama Die gebürtige Hamburgerin lebt mittlerweile in Berlin. Mit ihrer Band Grup Şimşek fusioniert die Yildirim anatolische Folklore mit westlicher Psychedelia. Seit 2016 veröffentlicht sie ihre Musik auf den Labels Catapulte Records und Bongo Joe. Ihr Debütalbum „Kar Yağar“ (übersetzt: Schneefall) erschien im Mai 2019. Am 31. Juli steht sie auf dem Programm, am selben Abend ist übrigens auch die Berlinerin Kitty Solaris gelistet. 


„Jede Stadt hat ihre Paradiesvögel. Als einer der schillerndsten unter ihnen hat es sich Kitty Solaris vor Jahren im Berliner Underground gemütlich gemacht. Damals, als der Prenzlauer Berg noch ein echtes Künstlerviertel war und es keinen Oberlippenbart brauchte, um als Trendsetter wahrgenommen zu werden, nistete sich die Künstlerin ein.“

So beschrieben es einst die lieben Kollegen von der Breminale. Kitty ist die Chefin ihres eigenen Labels Solaris Empire. Ideen sammelt Kitty übrigens, wenn sie nachts über die Warschauer Brücke geht, dem Hotspot des Berliner Nachlebens. Sie sieht Berlin als „Hip City“, was natürlich einige Schattenseiten mit sich bringt. „Eine Love and Hate Beziehung mit Berlin“ – Gentrifizierung, Frust und Depression. „Alles wird teuerer, speziell die Mieten. Das Nachtleben wird mainstraemiger. Alle wollen nach Berlin, die Künstler und Partypeople und erhoffen sich etwas, was eventuell nie eintritt.“ Eines ändert sich über all die Jahre der Veränderung glücklicherweise nicht: Kitty Solaris ist mit ihren groovig-elektronischen bis zart-akustischen Klängen immer eine gute Partie. Ob auf einer Party, im Club oder auf dem Dach der Schwangeren Auster.

Weitere Highlights: der deutsche Elektropop von Bernadette La Hengst (sowie die Avantgarde Musik der russischstämmigen Israelin Mary Ocher. Stella Sommer, deren Alben‘ Pop&Tod‘, ‚13 Kinds of Happiness‘ und ‚Die Heiterkeit‘ in der Presse in höchsten Tönen gelobt wurden, gibt ebenfalls ihre Songs zum Besten. Hinzu kommen bewegende und emotionale Texte mit den Barock-Pop Klängen von Nansea. Und natürlich noch viele mehr. Neben der Musik finden sich weitere kulturelle Highlights auf dem Progamm. So zeigt das Kino Arsenal an sechs Wochenenden mit Arsenal 5 im HKW Film-Highlights aus seinem Archiv.

Die Filme führen in dem Tourismus geopferte Landschaften; graben Bilder aus der Erde und aus Archiven aus; beobachten Tiere und ihre kritischen Blicke.

Sie durchqueren die Wüste und erforschen schließlich das Innere des HKW. U. a. mit der Weltpremiere von Michael Buschs How Long is Now, Thomas Heises Heimat ist ein Raum aus Zeit und Vaginal Davis’ Filmperformance-Serie Contemporary Vinegar Syndrome. Zudem lädt das HKW an sechs Donnerstagen ein zur Versammlung um literarische Themen und Texte. In Lesungen, Performances, Listening Sessions und Roundtables übersetzen Berliner Autor*innen die Intimität des Lesens in den sozialen Raum und lassen so das Dialogische gegenwärtiger Literatur hervortreten. 

Das komplette 20 Sunsets Programm findet ihr hier!

Fakten:
20 Sunsets

16. Juli – 23. August

Konzerte von: 
Lisa BassengeMonica BesserStella Chiweshe, Tara Nome DoyleMarla HansenRolf Hansen, 
Bernadette La Hengst
Mira Mann, Mary OcherNanseaMasha Qrella
Tonia ReehChristiane RösingerKitty SolarisStella SommerDerya Yildirim u. a.


Kino
in Zusammenarbeit mit dem „Arsenal – Institut für Film und Videokunst
im Rahmen von Archive außer sich“ mit Filmen von:
 
James BenningMichael BuschFilipa CésarDenis CotéThomas Heise
Armin LinkeMaha Maamoun, Hila PelegPhilip ScheffnerKidlat TahimikAkram Zaatari.


Lesungen
 mit: 

Ricardo DomeneckHanne LippardSenthuran VaratharajahLucrecia DaltOlivia Wenzel
Banafshe Hourmazdi, Minh Duc PhamMalu PeetersSharon Dodua Otoo
Enis MaciWolfram LotzKabeljau & DorschFlaneur Magazine u. a.

ALLE VERANSTALTUNGEN AUF DER DACHTERRASSE

PLATZAUSLASTUNG entsprechend den geltenden Hygienebestimmungen.
Bitte beachten Sie die eingeschränkten Sitzmöglichkeiten. 
Ausschließlich Sitzplätze, keine Stehplätze.