Der Verband Naturfreundejugend widmet sich mit seinem neuen Seminar dem Berliner Wohnungsmarkt. Es werden die Dynamiken der Verdrängung analysiert. Und gleichzeitig nach Möglichkeiten eines Volksbegehrens gefragt.

Nix Pfadfinder

Nein nein, wir sind hier nicht bei den Pfadfindern gelandet. Auch wenn der Name das vermuten lässt. Und auch, wenn die Mitglieder der Naturfreundejugend manchmal gemeinsam ins Grüne fahren. Dennoch steckt mehr dahinter. So gründeten sie sich (1926) unter anderem mit dem Ziel, Arbeitern der Industriestädte einen Zugang zur Natur zu ermöglichen. Aber es ging nicht vordergründig um Wanderungen ins Grüne. Vielmehr wollten sie im Zuge der Arbeiterbewegung, Diskussionen über die eigenen Lebensverhältnisse anstoßen. Und über so schwere Themen wie das Kapital, lässt sich am besten in der Natur diskutieren. Oder? Sie selbst beschreiben sich als „parteiunabhängiger, linker Jugendverband, in dem Jugendliche selbstorganisiert herrschaftskritische Politik machen.“

Protest ist bunt. Foto: © Warren Wong auf Unspaslash

Politik im Grünen

Und was heißt das jetzt? Ihr Hauptanliegen ist hierbei, die politisch-kritische Auseinandersetzung mit unseren gesellschaftlichen Gegebenheiten. Hierbei richtet sich ihre Hauptkritik  gegen menschenverachtendes Handeln und Denken. Konkreter bedeutet das, dass sie sich Themen wie Rassismus, Nationalsozialismus, Antisemitismus und Sexismus widmen. Ferner interessieren sie  die Mechanismen menschlicher Unterdrückung, Anfeindung und Ausschluss. Und die Frage: Was kennzeichnet die Macht der Ausbeutung. Und außerdem: wie kann man gegen sie vorgehen? Um ihre Vorhaben in konkrete Projekte zu verwandeln, sind die Mitglieder in Arbeitskreise eingeteilt. So gibt es aktuell zwei: SOL und Arbeitskreis Feminismus. Dabei liegt SOL die sozialen Missstände Berlins sehr am Herzen. Deswegen informieren sie zu den Themen Obdachlosigkeit, Gentrifizierung, Hausbesetzung, Nachhaltigkeit und Barrieren in der Stadt. Auf ihre Kosten geht auch die Veranstaltung „Reclaim the city!?“

Sei laut. Foto: © Clem Onojeghuo auf Unspalsh

Verdrängung? Nein danke!

Dabei geht es um die Frage: wie wir unsere Stadt zurückerobern können. Die Mieten steige ins Unermessliche und die Stadt verkauft ihre Häuser. Die Menschen werden verdrängt und Kieze zerstört. Das zweitägige Seminar gliedert sich in zwei Teile: „Stadtpolitik von Oben“ und „Stadtpolitik von Unten“. Im ersten Teil stehen Themen wie privater Wohnungsmarkt, Rolle der Politik, Privatisierung und sozialer Wohnungsbau auf der Agenda. Da das alles sehr deprimierend  ist, soll Teil 2 und uns aus der scheinbaren Ohnmacht herauszuführen. Und widmet sich daher den Strategien einer Stadtpolitik von Unten, also von der Bevölkerung aus. Welche Mieter*inneninitiativen versprechen Hoffnung? Wie kann Volksbegehren aussehen? Wie steht’s um das Thema Hausbesetzungen, Mietendeckel und Neue Wohnungsgemeinnützigkeit? Und vor allem wie kann die Stadtpolitik der Zukunft aussehen? Jede*r, die der sich für Stadtpolitik interessiert ist herzlich willkommen. Diskutiert mit unter dem Motto: „Wohnst du noch oder kämpfst du schon?“

 

Reclaim the city!? | Naturfreundejugend
01. und 02. Februar 2020 | jeweils ab 18 Uhr
Weichselstr. 13/14
12045 Berlin
Hier geht’s zur Veranstaltung.
Foto: © Promo