Hip-Hop-Crews können in Deutschland großen Erfolg haben, das ist kein Geheimnis. Waren in früheren Zeiten die ‚Beginner‘ oder ‚Fettes Brot‘ wichtige Gruppen im Rapgame, stehen ‚K.I.Z.‘ oder die ‚187 Strassenbande‘ dem heutzutage in keiner Weise nach.
Ohne Frage bringen die Zusammenschlüsse mehrerer Künstler immmer das Potential, verschiedene Stile und Betrachtungsweisen miteinander zu vereinen und so einen abwechslungsreichen Output zu schaffen. Mittlerweile gibt es eine Crew im Deutschrapkosmos, die man noch getrost als „aufstrebend“ bezeichnen darf: Die Lazy Lizzard Gang. Wie der Name schon ankündigt, handelt es sich um rappende Echsen. Sie setzen sich für ihren Wald ein, sind von Zeit zu Zeit etwas faul und haben eine Vorliebe für Kush.
Trotzdem sind die Kriechtiere nicht unproduktiv. Mit „Willkommen im Dschungel“ und „Wald“ haben die Lizzards bereits zwei viel beachtete Tapes veröffentlicht. So langsam wurde es also auch Zeit, die Songs einmal live zu spielen. Das geschah als Premiere auf dem Splash! Festival 2017, wenige Monate später stand das erste eigene Konzert im Privatclub Berlin an. Vor dem Gig kontaktierten wir die Echsen, um uns ihr Vorhaben ein wenig genauer erklären zu lassen.
Wer macht da was?
Die Echsengang ist groß. Mitglieder sind Og Kush Salamanda, Old dirty Waran, 1 Schuppenkriechtier, Lil Lizzy, Turnup Turtle, Crocodile Ganja, Killa Komodo und Fresh Gecko. Laut Eigenaussage ist dies aber nur der enge Kreis der Lizzards. Wie uns versichert wurde »kommen bestimmt noch ein paar Echsen dazu.« Die Arbeitsatmosphäre ist eher intuitiv: »Wenn jemand einen Motivationsschub bekommt und etwas auf die Beine stellen will, dann helfen die Anderen. Wenn jemand faul sein möchte, dann ist das auch gut.« Zusätzlich werden die Lizzards auch noch von ein paar richtigen Menschen unterstützt, hauptsächlich Produzent AsadJohn, der etliche Beats beigesteuert hat. Andere Partner sind beispielsweise Young Krillin aus Salzburg oder Juicy Gay, der auch den Support im Privatclub gab. Das Hauptkriterium für Koops und Features? „Sie müssen zu uns passen. Das meinen wir aber nicht unbedingt musikalisch, sondern vor allem auf den Charakter bezogen.“
Was bringt der Sound?
Die Beats kommen eher traplastig daher, trotzdem ist es ein smoother, friedlicher Vibe, der die Musik der Echsen umgibt. Das Motto lautet stets: Liebe und Kush paffen > Kriege und Schusswaffen. Das spürt man auch bei ihrem Konzert. Statt einer Wall of Death, die mittlerweile im Hip-Hop nicht mehr unüblich ist, rufen die schuppigen Rapper zur Wall of Love auf, bei der alle Konzertbesucher aufeinander zugehen und sich umarmen. Ein ungewöhnliches Element, genauso wie das kollektive Hinsetzen, bei dem vorne Beats rauschen, während im Publikum Früchte umhergereicht werden. »Egal ob Lizzard oder Lizzardine, im Urwald kriegen alle den Respekt, den sie verdienen« rappt OG Kush Salamanda im Track „LLG Religion“. Daher lassen sich die Künstler auch nicht allzu oft in Deutschland sehen, denn die Reise aus dem Dschungel ist lang. »Andererseits kommen wir ja immer mit vielen neuen Eindrücken nach Hause, die wir nach und nach in unserer Musik verarbeiten.« Und so darf man trotzdem darauf hoffen, dass die entspannteste Rapcrew Deutschlands in der Zukunft noch sehr oft live zu sehen sein wird. Die stetig wachsende Lazy Lizzard Gemeinde dürfte es freuen.
Titelbild: WSP Entertainment