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An alle Freunde des Pornos. Oder Feinde. Egal. Einfach an alle, die’s irgendwie interessiert. Von Mittwoch, 24. bis Samstag, 27. Oktober, findet das Pornfilmfestival 2018 statt. Im schnuckeligen Etablissement des Neuköllner Nachtclubs mit dem schönen Namen „Ficken3000“. Wir schauen mal rein. 

Unnötig zu erwähnen, dass es natürlich Aufreizendes zu sehen gibt. Und das „kommt“ sicher nicht zu knapp. Mit dem Slogan „Los komm (vorbei) ! ;-)“ lädt der aufgeschlossene Club „Ficken3000“ zum Festival ein. Dabei geht es nicht nur um Vögelei. Da steckt noch mehr dahinter. Das Pornfilmfestival Berlin ist ein alternatives, unabhängiges Filmfestival rund um das Thema Sexualität, Politik, Feminismus- und Genderfragen und das einzige Festival dieser Art in ganz Deutschland. Seit 2006 laufen im Schnitt über 100 Filme aus aller Welt im Festivalprogramm, die vor allem weiblich-feministische sowie queere Sichtweisen auf Fragen zu Sexualmoral, Identitäten, Körpernormen, Moralvorstellungen in aller Welt und künstlerisch-alternativem Umgang mit dem Genre Pornografie zeigen. Von im Jahr 2015 erreichten 8.000 ZuschauerInnen sind etwas über die Hälfte weiblich, insgesamt ist das Publikum bunt durchgemischt: hetero-, homo- bi-, trans*sexuell und queer gemischt. Knapp 50% der Besucher*innen sind aus aller Welt, also das Ganze kriegt einen ungemein international Flair.

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Foto: © Fetish Porn Shorts

Nicht bloß Porno

Das Programm des Filmfestival besteht nicht nur aus Filmen. Es ist eingerahmt von Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Lesungen, Workshops, Performances, Ausstellungen und vielen Diskussionen und Präsentationen rund um das Thema Sexualität. Aber Filme gibt’s natürlich trotzdem. Die meisten sind Spielfilme, wie der ziemlich bekannte Film „Fikkefuchs“ oder „It is not the pornographer that is perverse“. Gespickt ist das Festival aber auch mit Kurzfilmen, die führen von „political porn shorts“ über „fun porn shorts“ bis zu „music porn shorts“. Ausgefallene Workshops können auch besucht werden, wie „TAKE OFF – Striptease for Queers“ oder „Screenplays & Storyboards: how to map your adult movie“. Gegründet wurde das Festival von Filmemacher und -produzent Jürgen Brüning. Das Festival wird ehrenamtlich von einem engagierten vierköpfigen Team, bestehend aus Filmproduzent*innen und Journalist*innen, in Berlin organisiert und findet im ältesten Kino Deutschlands, im Moviemento in Berlin-Kreuzberg, statt.

Das Opening

Im Zuge des Openings für das Festival zeigt das Moviemento-Kino eine Ausstellung von zwölf internationalen Künstlern. Als Ergebnis eines offenen Aufrufs wurden zwölf künstlerische Positionen aus verschiedenen Ländern ausgewählt und zur Ausstellung eingeladen. Die Künstler*innen präsentieren ihre Arbeiten wie Fotografien, Skulpturen, Videos und Malereien in verschiedenen Räumen des Kinos, die sich auf sinnliche, mutige, kritische und spielerische Weise mit den Themen Sexualität, Feminismus, Erotik, Geschlechtsidentität und Politik auseinandersetzen. Danach geht’s ab 22:30 Uhr weiter zur Afterparty. Offen für alle – auch für Leute mit leerer Geldbörse. Trefft das Team nach dem Eröffnungsfilm auf einen Drink im Club „Zur Klappe“! – eine kleine Location direkt unterm Asphalt einer Kreuzberger Straße.

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Foto: ©Beatrice Behn & René Gebhardt

Perverse und der Künstler

Georg Friedrich Haas ist ein weltberühmter Komponist und der Protagonist des diesjährigen Abschlussfilms The Artist & The Pervert. Am 6. Oktober feierte seine neue Komposition „Monolog für Graz“ Weltpremiere, mit Haas selbst als Sprecher eines langen Monologs zur politischen Situation in Österreich – ein sehr persönlicher Text, der weit über die Landespolitik hinaus auch für den weltpolitischen Rechtsruck Gültigkeit hat, der nachdenklich wie kämpferisch stimmt, der wütend macht. A luta continua. Im Grunde fängt der Kampf erst an. Georg Friedrich Haas ist einer der wichtigsten Komponisten seiner Generation und der Sohn von Nazi-Eltern. Seine Frau Mollena Williams ist BDSM-Coach und Nachfahrin afrikanischer Sklaven. Sie leben in einer öffentlichen BDSM-Beziehung: Mollena ist seine Muse und „Sklavin“, er ist ihr Master – eine Verbindung, über die zahlreiche Kolleg*innen und Journalist*innen in der traditionell konservativen Welt der klassischen Musik die Nase rümpfen, und eine Liebe, die an so hochsensible Themen wie Ethnie, Sexualität, Politik und Macht rührt. THE ARTIST & THE PERVERT dokumentiert ihre Leben zwischen Kunst, Sex, und radikaler Selbstbestimmtheit. Beatrice Behn und René Gebhardt haben einen berührenden Dokumentarfilm über eine sadomasochistische Liebe inszeniert, die alle Grenzen überschreitet.

Party hart!

Nicht zu vergessen – die Partys. Kein Festival ohne Feier. Vor allem wenn es nach vielen Filmen oft viel zu besprechen gibt. Beim Pornfilmfestival gibt es jeden Abend die Möglichkeit mit anderen Gästen, dem Festival-Team und den Filmemacher*innen ins Gespräch zu kommen und so über die Grenzen hinaus noch mehr zu erfahren und Austausch zu betreiben. Unseren Tipp findet ihr hier.

Foto: © Pornfilm Festival 2018