Tash Sultana ist ein musikalisches Multitalent, das gerade große Wellen schlägt. Früher klimperte sie im Kinderzimmer auf ihrer Gitarre, heute zählt sie zu den erfolgreichsten Newcomerinnen und geht auf Welttournee. Am Wochenende stand sie in Berlin auf der Bühne.
One-Man-Show auf höchsten Niveau
Nach einem erfolgreichen Konzert in der Columbiahalle letztes Jahr stand Tash Sultana diesmal auf der Bühne der Zitadelle Spandau. Die gebürtige Australierin ist eine Vorzeigemusikerin, spielt Trompete, Panflöte, Drums und diverse Gitarren. Ihr Markenzeichen ist zusätzlich der Umgang mit dem Synthesizer. In fast allen Songs findet sich eine Loop-Technik wieder, die das Gefühl vermittelt, eine ganze Band vor sich stehen zu haben. Sie performt mit Leidenschaft, switcht zwischen den Instrumenten und bewegt sich mit geschlossenen Augen wie in Trance zu ihrer eigenen Musik. Bereits mit drei Jahren erhielt sie ihre erste Gitarre und musizierte, alles vorerst im Hobbybereich.
Wenn Janis Joplin und Jimi Hendrix ein Baby hätten…
Mit 17 Jahren veränderte sich einiges in Tashs Alltag. In Folge einer drogeninduzierten Psychose verbrachte sie neun Monate in Therapie. Die Musik war ein Anker, der ihr erneut Stabilität gab und seither den Mittelpunkt ihres Lebens darstellt. Zunächst verdiente sie als Straßenmusikerin ihre Brötchen. Einige ihrer Auftritte gelangten ins Netz und die Zahl ihrer Anhänger stieg in unfassbarer Geschwindigkeit. Nun geht sie mit ihrem neuen Album auf Tour. „Flow State“ bezeichnet einen Zustand während eines kreativen Prozesses, in dem die Künstler*innen mit ihrem Projekt eins werden. Wer Tash auf der Bühne sieht weiß, dass sie keinen passenderen Namen für ihre Platte hätte finden können. Der meistgelikte Kommentar unter der Live-Version des Songs „Jungle“ trifft direkt ins Schwarze: „It’s like Janis Joplin and Hendrix had a baby and Bob Marley and Joan Jett had a baby… and those two babies grew up, met and had a love child.“
Für die Musik im falschen Körper
Was einige nicht wissen: Tash Sultana ist Teil der LGBTQI*-Community. Sie bezeichnet sich selbst als non-binär, fühlt sich derzeit weder dem weiblichen, noch dem männlichen Geschlecht zugehörig. Bereits in ihrer Kindheit behauptete sie, ein Junge zu sein und dachte irgendwann über eine Angleichung nach. Da dies jedoch noch nicht durchgeführt wurde, kategorisiert sie sich selbst noch nicht als trans. Der Grund dafür liegt in ihrer Liebe zur Musik. Durch das Testosteron, welches sie einnehmen müsste, würde sich ihre Stimme verändern, eventuell nicht nur tiefer, sondern auch brüchiger werden. Aktuell lebt Tash mit ihrer Freundin zusammen und ist mit ihrem jetzigen Stand sehr glücklich. Die Idee der Angleichung wird daher vorerst verschoben, jedoch nicht verworfen. Vielleicht sehen wir in einigen Jahren eine „andere“ Person auf der Bühne? Ihr Talent wird bestimmt dennoch erhalten bleiben.
Tash Sultana | Zitadelle Spandau
27.07.19 | 19:00
Am Juliusturm
01359, Berlin
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Foto: © Promo