Glaube, Liebe, Hoffnung
Die Premiere der Inszenierung von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ am 27.10. ist fast bis zum letzten Platz ausverkauft. Das Drama, eine Gemeinschaftsproduktion des ungarisch-osterreichen Autors Ödön von Horváth und des Gerichtsreporters Lukas Kristl, wurde 1932 veröffentlicht. Der Titel inspirierte den österreichischen Filmregisseur Ulrich Seidl zu seiner bekannten Paradies-Trilogie. Die Autoren gaben ihrem Stück den Untertitel „Ein kleiner Totentanz“ mit auf den Weg. Und das ist es auch, was das Publikum in den nächsten knapp 2,5 Stunden sehen wird. Der Text kreist um das unentrinnbare Scheitern seiner Hauptfigur, der arbeitslosen Elisabeth (Linda Pöppel). Elisabeth steht jedes mal nur auf, um wieder über ein undurchdringliches Dickicht von Paragraphen und Konventionen zu stolpern. Nicht einmal ihr Selbstmord will ihr gelingen. Als sie nach einer gescheiterten Liebschaft mit dem Polizisten Alfons Klostermeyer (Manuel Harder) versucht, sich zu ertränken, wird sie gegen ihren Willen aus dem Fluß gezogen. Eine innerlich ganz und gar verrottete und moralisch hohle Gesellschaft in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bekommen wir hier zu sehen, in der nur Geld und Stand zählen.
In der Rumpelkammer der 30er Jahre
Das Bühnenbild greift diese Thema auf. Eine düstere Rumpelkammer mit Skeletten, Vogelbauern, Wäscheleine und allerlei Krempel. Im Hintergrund kaum zu sehen, Motive des mittelalterlichen Totentanzes an den Wänden. Die Protagonisten unterhalten sich in einer eigentümlichen Sprechweise. Jede landläufige Betonung wird verschoben, Sätze in der Mitte scheinbar orientierungslos für viele Sekunden unterbrochen. Oft soll dem aus einer anderen Zeit stammenden Text eine neue Bedeutungsebene abgerungen werden. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Einen echten Austausch scheint es zwischen den Beteiligten ohnehin nicht zu geben. Dialoge finden meist weit auseinander stehend, oder ins Publikum gewandt statt. Das Einspielen von Schlager-Musik oder ein Plakat der Körperwelten-Ausstellung (Elisabeth versucht eingangs, ihren Körper nach ihrem Tod dem anatomischen Institut zu verkaufen) bemühen sich um zeitgenössische Relevanz des nun über 80 Jahre alten Textes. Allein, man kann nicht recht erkennen wohin das führen soll. Das auch wir in einem Zeitalter des Materialismus leben, dürfte für Viele keine Neuigkeit sein.