Von der Piste an den Pokertisch: Diesen Weg nahm die frühere Profiskifahrerin Molly Bloom, die nach dem Ende ihrer Sportkarriere geheime Zockerabende mit prominenten und zahlungskräftigen Teilnehmern organisierte. Ihre Geschichte erzählt Drehbuchstar Aaron Sorkin, der für sein Skript zu „The Social Network“ einen Oscar erhielt, in seiner ersten Arbeit als Regisseur.
Unter den strengen Blicken ihres ehrgeizigen Vaters Larry (Kevin Costner) avanciert Molly Bloom (Jessica Chastain) zu einer der besten Skiathletinnen in den USA. Bei einem Qualifikationsrennen verletzt sie sich allerdings so schwer, dass sie ihre vielversprechende Laufbahn beenden muss. Molly beschließt daraufhin, Jura zu studieren, will vorher aber noch eine einjährige Auszeit nehmen und zieht nach Los Angeles, wo sie sich fürs Erste als Kellnerin verdingt. Irgendwann kommt sie dort mit der Welt der geheimen Pokerringe in Berührung und macht sich eines Tages als Organisatorin exklusiver Zockerabende mit prominenten Gästen selbstständig. Da allerdings auch russische Gangster mit am Tisch sitzen, gerät Molly ins Visier des FBI und ist plötzlich auf die Hilfe des Anwalts Charlie Jaffey (Idris Elba) angewiesen.
Sorkins Regiedebüt basiert auf Blooms Memoiren und sorgt mit seinen kontinuierlichen Zeitsprüngen für Abwechslung und Dynamik. Zu den Stärken des biografischen Krimidramas zählen auch die bissig-spritzigen Dialoge, die dem Zuschauer volle Aufmerksamkeit abverlangen. Vor allem die Diskussionen zwischen Molly und Charlie sind mit cleveren, sarkastischen Wortspielen gespickt und schlagen mitunter ein atemberaubendes Tempo an. Einmal mehr gelingt es Jessica Chastain, eine Rolle mit bemerkenswertem Charisma und energischer Entschlossenheit auszustatten. Dank ihrer mitreißenden Performance zeichnet der Film das spannende Porträt einer zielstrebigen, selbstbewussten Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt nicht unterkriegen lässt. „Molly’s Game – Alles auf eine Karte“ ist trotz seiner mehr als zweistündigen Laufzeit kurzweilig und unterhaltsam, hätte hier und da erzählerisch aber noch etwas Feinschliff vertragen können. Nicht vollends überzeugend ist beispielsweise die Einbindung des Nebenstrangs rund um Molly und ihren fordernden, schwer zufriedenzustellenden Vater, der auf eine recht konventionelle Aussöhnung hinausläuft. Schön wäre es außerdem gewesen, wenn das Drama etwas mehr Augenmerk auf die düsteren Seiten des halbseidenen Pokergeschäfts gelegt hätte. Immerhin nutzt Molly die Spielsucht mancher Teilnehmer rücksichtslos aus und greift irgendwann zu Alkohol und Drogen, um den Stress zu betäuben, der mit ihren abendlichen Zockerveranstaltungen einhergeht. Hier belässt es Aaron Sorkin leider oftmals nur bei Andeutungen, obwohl gerade die selbstzerstörerische Note das vom Film gezeichnete Charakterbild noch interessanter macht.
Molly’s Game – Alles auf eine Karte
Länge: 140 Min.
Regie: Aaron Sorkin
Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Chris O’Dowd, Bill Camp, Brian d’Arcy James
Kinostart: 08.03.2018