45 Deutsche haben mehr Vermögen als die gesamte übrige Hälfte der Bevölkerung. Von wegen Gerechtigkeit. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Auch wenn viele es bestreiten: wir leben in einem Land, das gespalten ist.
Es reicht
Mittwoch war Tag der sozialen Gerechtigkeit. „Wieso“, hört man oft, „wir leben doch in einem reichen Land“. Eben. Das ist ja das Erschreckende. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung besitzen die 45 reichsten Deutschen mehr Vermögen als die Hälfte der übrigen Bevölkerung. Die besitzt nämlich überhaupt keines. Dafür leben 15 Prozent der Deutschen an der Armutsgrenze.
Immer mehr Leute arbeiten für Geld, das kaum zum Leben reicht.
Es stagniert
Die Zahl der Millionäre ist in den letzten zehn Jahren um fast 60 Prozent gestiegen. Schön für sie. Dafür stagniert die durchschnittliche Kaufkraft der Arbeitnehmer auf dem Niveau der frühen neunziger Jahre. Dazu ist ein Niedriglohn-Sektor entstanden, in dem immer mehr Leute für Geld arbeiten, das kaum zum leben reicht. Nicht zu vergessen: die Rentner. 75-Jährige müssen an vier Stellen putzen und trotzdem zur Tafel gehen, um sich Dinge leisten zu können.
In keinem Land der Euro-Zone sind die Vermögen so einseitig verteilt wie bei uns. Ein Risikofaktor sind Kinder. Das klingt grausam, aber es ist wahr. Kinder zu bekommen ist ein Armutsrisiko. Deshalb droht Frauen nach einer Trennung als Alleinerziehende oft Armut. Das heißt, dass sie nicht mit den Kindern ins Schwimmbad gehen, in den Urlaub fahren oder zum Friseur gehen können. Kino sowieso nicht. Das geht Millionen von Menschen in Deutschland so.
Wer das Ende des Monats mehr fürchtet als das Ende der Welt, wird sich nicht für Klimawandel interessieren.
Es vergiftet
Das ist Gift für die Gesellschaft. Wer das Ende des Monats mehr fürchtet als das Ende der Welt, wird sich nicht für Klimawandel interessieren. In der Folge nimmt Populismus immer mehr zu, rechte Parteien bekommen überall mehr Unterstützung. Populistische Tendenzen verbreiten sich. Wirtschaftliche Interessen stehen über denen der Gesellschaft. Eine gefährliche Entwicklung. Dabei gäbe es genug Ansätze.
Es fehlt
Woher das Geld nehmen für Schulen, Kitas, Infrastruktur. Das Geld ist eigentlich da. Aber es gibt ein Problem: 160 Milliarden verliert der Staat jedes Jahr durch Steuerhinterziehung. Oder fragwürdige Finanzgeschäfte. Geld, mit dem man Rahmenbedingungen für ein gerechteres Deutschland schaffen könnte. Für einen anständigen Mindestlohn und faire Renten. Soziale Gerechtigkeit ist schließlich das Fundament für ein friedliches und erfolgreiches Zusammenleben. Sagen die Vereinten Nationen. Und die müssen es ja wissen.
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Foto: © Andreas Trojak:flickr