Kneipe, Syndikat, Berlin, Neukölln,_Syndikat, Weisetraße, Credit Joe Mabel:Wikimedia Commons
Das Kneipensterben geht weiter: das «Syndikat» in Neukölln ist dran. Foto: © Joe Mabel:Wikimedia Commons

Kneipe «Syndikat»: Closed, but open.

Das «Syndikat» in Neukölln sollte eigentlich geschlossen sein, der Mietvertrag lief zum 31. Dezember aus. Aber der Barkeeper verhinderte das. Das Ergebnis: Die Kneipe hat weiter geöffnet. 

London calling to the faraway towns/Now war is declared and battle come down – The Clash, «London Calling» 

Ein Barkeeper gegen einen Konzern. Christian hat einen revolutionären Akt begangen. Er hat verhindert, dass das «Syndikat» für jetzt immer geschlossen ist. Die Kiezkneipe hätte zum Jahresende schließen müssen, weil der Mietvertrag ausgelaufen war. Gut dass Christian arbeiten musste, als die Hausverwaltung die Schlüssel haben wollte. Letzen Mittwoch kam der Verwalter zum «Syndikat» wegen der Schlüsselübergabe. Christian war da und weigerte sich… Weigerte sich? Also, vier Buchstaben: N-E-I-N. Christian sagte „Nein“. Der Hausverwalter dackelte wieder ab. Die Schlüsselübergabe: geplatzt.

Sorry, we are open

Kneipe, Syndikat, Slider, Berlin, 030, Neukölln,_Syndikat, Weisetraße, Credit Joe Mabel:Wikimedia Commons
Das Kneipensterben geht weiter: das «Syndikat» in Neukölln ist dran. Foto: © Joe Mabel:Wikimedia Commons

London ruft nicht an

So einfach ist das? Kneipe schließen, nach 33 Jahren: nicht mit ihm. Da haben wir gleich «London Calling» von der englischen Ur-Punk-Band The Clash im Ohr. Wie gut der Song passt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen: Denn der Barkeeper hat sich mit Großen angelegt. Der Eigentümer ist auf dem Papier zwar eine Firma in Luxemburg. Nach den Recherchen «Syndikat-Kollektivs» kam raus, dass dahinter eine Briefkastenfirma steckt, an deren Adresse noch 75 andere Firmen gemeldet sind. Die Syndikatler ermittelten, dass der wahre Eigentümer der britische Immobilienriese, die «William Pears Group», ist. Und sie fuhren nach London, kein Witz.

Post für Briefkasten-Firma

Der Tagesspiegel berichet, dass das Team vom «Syndikat» am 18. Dezember in London bei der Eigentümer-Firma auf der Matte stand, um den Gebrüdern Pears – drei Milliardäre – eine Liste mit 4000 Unterschriften gegen die Schließung der Kneipe zu überreichen. Daraus wurde nichts, die Firma nahm die Liste nicht an. Die Gebrüder Pears haben ein internationales Firmen-Geflecht aus Tochtergesellschaften, Briefkastenfirmen und Hausverwaltungen – was kümmert sie das Schicksal einer Berliner Kneipe. Die ist übrigens nicht die einzige Szene-Stätte, der 2019 die Schließung droht. Nicht nur im Neuköllner Schillerkiez droht das Aus, auch die queere Bar «Hafen» in der Motzstraße und das Jugendzentrum «Potse» in Schöneberg sind davon bedroht. Alle drei sollten zum Jahresende geschlossen werden, alle haben die Schlüsselübergabe verweigert. Scheint ein neues Modell zu sein. Ob es erfolgreich ist, bleibt abzuwarten.

Foto: © Joe Mabel:Wikimedia Commons

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