Pop-kultur, Musik, Kultur, Kunst, Talks, DJ, Festival

Nachdem schon seit Monaten die Plakate mit harmonischen Landschaften und Frakturschrift in den U-Bahnhöfen Berlins das Spektakel ankündigten, kann es jetzt losgehen. Das Pop-Kultur Festival geht in die vierte Runde und bietet vom 15. bis 17. August Newcomer, spannende Talks und Performances.

Das Festival hat in den letzten Jahren schon so einige prominente Adressen in der Hauptstadt abgeklappert, doch das Gelände der ehemaligen Schultheiß-Brauerei im Prenzlauer Berg scheint das Rennen gewonnen zu haben. Dort werden dieses Jahr über 70 Konzerte, DJ-Sets, Installationen, Vorträge und Ausstellungen stattfinden, hinter denen Künstler*Innen aus aller Welt stecken. Schlagzeilen hat das Festival aber schon gemacht, bevor es überhaupt losgegangen ist. Der Grund ist ein unscheinbares blaues Logo auf der Website des Festivals, das man auf den ersten Blick übersieht: Das Logo der Israelischen Botschaft, die das Festival mit einem Reisekostenzuschuss von 1200 Euro unterstützt. Kritiker werten das als Versuch der israelischen Regierung, sich der Technik des »Artwashings« zu bedienen, also Kunst und Musik zum Aufpolieren des eigenen Images zu nutzen. Und das ist bei Israels jahrzehntelangem Konflikt mit Palästina ziemlich angeschlagen. Sobald klar war, dass das Festival die Unterstützung Israels nicht ablehnt, rief die israel-kritische BDS-Bewegung Musiker*Innen und Künstler*Innen dazu auf, das Festival zu boykottieren. BDS steht für »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen«, drei Techniken, mit denen die Gruppe laut eigener Aussage die Lage der Palästinenser*Innen verbessern will.

Eigene Meinung bilden

Wie gut das funktioniert ist unklar, aber ihre Kampagne gegen das Pop-Kultur Festival hat auf jeden Fall Wellen geschlagen. Mehrere Musiker, darunter John Maus, die englische Band Shopping, Richard Dawson und Gwenno haben ihre Auftritte abgesagt, die britische Sängerin Nadine Shah begründete ihre Absage sogar mit den jüngsten Entwicklungen des Konflikts. Die Organisatoren des Festivals verteidigen ihre Entscheidung aber vehement: Das Geld sei nur als Support für drei israelische Künstler*Innen auf dem Programm gedacht und hätte nichts mit dem Inhalt des Festivals zu tun. Auch Kritik an der BDS-Bewegung seitens der Veranstalter und Unterstützer des Festivals wird laut. Die Bewegung und der Aufruf zum Boykott sei nicht nur unbegründet, sondern auch antisemitisch. Wer sich selbst ein Bild über das Festival machen will, kann natürlich einfach hingehen. Wir haben vorab schonmal das Programm durchkämmt und unsere Top-Acts rausgepickt.

Mittwoch, 15.08

Unsere erste Adresse ist das Kesselhaus, wo ein alter Bekannter sein neues Projekt an die Boxen bringt: Henrik Schwarz (20.00 – 20.40) hat zusammen mit dem Alma Quartet die Auftragsarbeit »Plunderphonia« auf die Beine gestellt. Dabei hat Schwarz aus den dramatischsten Streichquartetten Stücke gesampelt, neu gemischt und von dem Quartett neu einspielen lassen. Unser Interview mit ihm über sein neues Album lest ihr hier. Im Anschluss geht es weiter zu dem Konzert von Flohio (22.40 – 23.20) in der Alten Kantine. Die Londoner Rapperin wuchs mit dem Groove des Afrobeats auf und lernte schnell, ihre Geschichten in Rapform zu erzählen. Fans und Kritiker sind von ihrer Kombination aus bretthartem Stakkato und satten Bässen so begeistert, dass sie jetzt schon als Zukunft des Grime gehandelt wird.

Donnerstag, 16.08

Wir ziehen weiter ins Palais und hier wird es sehr, sehr oldschoolig. The Last Poets (20.40 – 21.20) sind mit 1968 als Gründungsdatum Hip-Hop-Urgestein und haben gerade mit ihrem Album »Understand What Black Is« zurückgemeldet. Auch nach fünfzig Jahren ist das Trio aus Abiodun Oyewole, Umar Bin Hassan und Baba Donn Babatunde kein bisschen müde und bereit ihren Thron zu verteidigen.  Die Gaddafi Gals (21.40 – 22.25) in der Alten Kantine borgen sich ein bisschen was aus der guten alten Zeit, mischen noch ein bisschen R’n’B und Sozialkritik drunter und fertig sind Songs wie ‚Fila‘.

Freitag, 17.08

OY (22.00 – 23.00) , das Duo aus Sängerin Joy Frempong und Schlagzeuger Lleluja, zeigen im Palais, was sie können. Unter anderem ihr avantgardistisches Konzeptalbum ‚No Problem Saloon‘ performen, das aus einer vielschichtigen Mischung aus Gesang, Experimenten und Feldaufnahmen aus Mali, Burkina Faso und Ghana besteht. Zum Abschluss des Festivals gehen wir noch ein bisschen im Frannz zu DJ-Sets von Stefan Marx, BEARCAT, Ablas Soundsystem und KILLA (01.00 – 05.00) tanzen. Kuratiert wird dieses Pop-Hayat von Yeşim Duman, die normalerweise im legendären Goldenen Pudel in Hamburg auflegt.

Pop-Kultur Festival
23. – 25. August, Kulturbrauerei
Festivalpass: 65,40 Euro
Tagesticket: 28 Euro

Foto: © Promo