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In einem Umfeld, in dem Monat für Monat formelhafte Fortsetzungen und uninspirierte Spin-offs entstehen, ist der Animationsfilm „Findet Dorie“ ein echter Segen. Anders als man es befürchten musste, glänzt das Sequel zum Kassenschlager „Findet Nemo“ von 2003 mit einer berührenden Geschichte, schönen Gags und Figuren, die man sofort ins Herz schließen muss. Familienunterhaltung par excellence sozusagen!

Wie uns ein liebevoll gestalteter Prolog vor Augen führt, leidet die quirlige Dorie (Originalstimme: Ellen DeGeneres/deutsche Stimme: Anke Engelke) bereits seit ihrer Kindheit an einer Störung ihres Kurzzeitgedächtnisses, die auch dafür verantwortlich ist, dass sie vor vielen Jahren von ihren Eltern getrennt wurde. Als eines Tages bruchstückhafte Erinnerungen an ihre Vergangenheit in ihr Bewusstsein drängen, ist sie wild entschlossen, ihre Familie ausfindig zu machen. Hilfe bei der Suche bekommt sie vom Clownfisch Marlin (Albert Brooks/Christian Tramitz) und seinem Sohn Nemo (Hayden Rolence/Vicco Clarén), die zusammen mit Dorie Kurs auf die kalifornische Küste nehmen, wo ihre Eltern einst gelebt haben. Dummerweise wird die Paletten-Doktorfischdame allerdings von ihren Begleitern getrennt und landet plötzlich im Marine Life Institute, in dem Meerestiere gepflegt werden. Während Marlin und Nemo nach ihrer Freundin Ausschau halten, trifft Dorie auf den Oktopus Hank (Ed O’Neill/Roland Hemmo), der ihr mit Insiderwissen und Ratschlägen zur Seite steht.

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Wer braucht schon Nemo, wenn man die süße Dorie hat? © Pixar/Disney

Wo andere Fortsetzungen und Ableger alte Muster wiederkäuen, ist „Findet Dorie“ spürbar um Eigenständigkeit bemüht. So erlebt die vergessliche Hauptfigur nicht nur ein aufregendes Abenteuer, sondern begibt sich auch auf eine hochemotionale Reise zu sich selbst. Erinnerungen schaffen ein Gefühl für die eigene Identität, die Dorie bei der Suche nach ihren Eltern langsam zusammensetzen kann. Auf sensible Weise beleuchtet der Film die Verfassung seiner Protagonistin und zeichnet ihre Fortschritte eindringlich nach, wobei Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Wie schon im Vorgänger gelingt es den Machern, eine Beziehung zwischen den tierischen Charakteren und dem Publikum herzustellen, was die Pixar-Produktion von vielen schablonenhaften Animationsstreifen der letzten Zeit unterscheidet. Hier geht man wirklich mit und drückt der aufgekratzten, aber liebenswerten Dorie kräftig die Daumen.

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Wo geht es hier denn bitte nach…? © Pixar/Disney

Gelungen ist darüber hinaus, der Wechsel zwischen ruhigen Momenten und schwungvollen Slapstick- und Actioneinlagen, die immer wieder für Lacher gut sind. Dass „Findet Dorie“ als mitreißende Familienunterhaltung bestens funktioniert, hängt freilich auch mit den liebevoll gezeichneten Nebenfiguren zusammen, auf deren Unterstützung die vergessliche Paletten-Doktorfischdame zählen kann. Erwähnenswert sind neben dem wunderbar wandlungsfähigen Hank der kurzsichtige Walhai Destiny (Kaitlin Olson/Rubina Nath) und der witzige Beluga Bailey (Ty Burrell/Axel Malzacher), der sich einredet, dass seine Echoortung gestört sei. Detailreich und bestechend animierte Bilder runden ein berührendes Filmerlebnis ab, das eindrucksvoll demonstriert, wie ein gutes Sequel bzw. Spin-off aussehen muss.

Findet Dorie

Länge: 97 Min.

Regie: Andrew Stanton und Angus MacLane

Sprecher:
Ellen DeGeneres/Anke Engelke, Ed O’Neill/Roland Hemmo, Albert Brooks/Christian Tramitz, Hayden Rolence/Vicco Clarén, Kaitlin Olson/Rubina Nath, Ty Burrell/Axel Malzacher

Kinostart: 29.09.2016