Okay, das Interview ist etwas älter. Aber warum nicht gute Sachen wieder mal zurück auf den Schirm bringen. Macht das ZDF jedes Jahr zu Silvester mit den Disco Hits. Als wir das Interview führten war Olli Schulz nur ein kleiner Hamburger Musiker mit einem Hund Namens Marie.  Im Laufe der Jahre hat er sich dann vom deutschen Indie Geheimtipp zum hallenfüllenden Alleinunterhalter gemausert. Schließlich folgte der Ruf des Fernsehens (wir meinen nicht seine ersten Versuche im NDR). Der Rest ist Geschichte und Gegenwart. Die Zukunft ist die neue Talkshow von Olli Schulz zusammen mit Sanft & Sorgfältig Radio 1 Kollege Jan Böhmermann. ZDFneo zeigt die Sendung ab dem 10. Januar jeweils sonntags um 22:45 Uhr.​ Wir sprachen mit Herrn Schulz damals über Erwartungshaltungen des Publikums, die Lust am gesprochenen Wort, wichtige Songwriterqualitäten und den Trick von Sylvester Stallone.

Olli, was mögen die Leute an Dir?
Gute Frage. Ich denke die Leute finden es sympathisch, das man bei mir nie so richtig weiß was passiert. Das alles ein bisschen chaotisch ist und nicht die perfekte Rock `n Roll Show geboten wird. Das nicht alles so durchstrukturiert ist und ich mich auf der Bühne auch mal verheddern kann.

Wie gehst Du mit den Erwartungshaltungen deines Publikums um?
Ich weiß zwar, dass ich eine ausgeprägte humoristische Seite habe und auch gerne rede, aber anfangs war der Humor auf der Bühne so eine kleine Schutzmaßnahme, weil ich mich selber nie wirklich als Sänger fühlte. Jetzt komme ich damit besser klar, und kann sogar ein paar Lieder am Stück spielen, ohne zu quasseln. Und ich glaube das Publikum hat inzwischen kapiert, dass ich immer nur das mache, worauf ich gerade Bock habe. Wer nur kommt um irgendwelche Gags zu hören, der soll lieber zu Mario Barth gehen.

Deine Wortbeiträge gelten dennoch als ganz große Unterhaltung.
Wenn mir danach ist, dann rede ich sehr gerne. Es ist aber auch gut zu wissen, dass ich das nicht muss. Auf meiner letzten Solo Tour war ich vier Wochen unterwegs. Wenn man jeden Abend spielt, da hat man manchmal einfach keinen Bock jeden Abend das Publikum verbal zu unterhalten. Trotzdem waren das sehr schöne Konzerte auf denen ich eineinhalb Stunden gespielt habe. Es geht also auch ohne.

Wenn man deine Lieder hört bekommt man den Eindruck, der Schulz singt direkt aus seinem Leben. Ist dem so?
Ich mixe gerne Erlebtes mit Sachen die ich mir ausdenke. Ich finde es ist der Job eines guten Songwriters halbwegs glaubwürdig seine Geschichten rüberzubringen. Ich höre oft von Leuten, dass ich so ungeheuer authentisch bin. Ich will einfach gute Geschichte rüberbringen. Aber das will man den Leuten so natürlich nicht erzählen, deshalb singe ich aus der Ich Perspektive. Das ich aber eins zu eins der Olli Schulz bin der in den Texten stattfindet, dass ist nicht der Fall.

Hast Du bei der Entstehung deiner Songs Rituale denen Du dich aussetzt?
Nicht gerade Rituale, aber am besten gelingt mir das Song schreiben abends gegen 22 Uhr. Dann mache ich meinen DVD Player an, lege mich auf das Sofa und klimper auf meiner Gitarre rum, während ich irgendeine Serie gucke. Dann kommt es langsam. Ein kleines Riff und schon fange ich an zu basteln. Ich muss zwar ständig die DVD zurückspulen, weil ich nicht mehr auf den Bildschirm gucke, aber so funktioniert es am Besten.

Du hattest vor einiger Zeit in Hamburg einen Gig mit Ulla Meinecke und Lotto King Karl. Das hat sich für Dich inwiefern gelohnt?
Ich war neugierig wie das abläuft. Und aus finanziellen Gründen natürlich, denn der NDR zahlt nicht schlecht. (lacht)

Hat es Dich weitergebracht?
Ich weiß zwar, dass das eine völlig andere Szene ist, aber ich habe da einen echt guten Auftritt hingelegt. Die Leute waren begeistert. Und warum soll man nicht mal in fremdem Publikum rumwildern und ein paar Leute abgreifen, die dann später zu den eigenen Konzerten kommen. Ich habe das nur als positive Werbung gesehen. Obwohl das natürlich eine ganz andere Liga ist.

Wie würdest Du deinen heutigen Musiker Status beschreiben?
Das ist eine schwierige Frage. Sagen wir es so: Ich bin froh, dass ich mit meinen Leuten ein kleines, stilles Abkommen habe. Ich bin ja nicht so omnipräsent in jeder Zeitschrift oder Talkshow, dass kein Weg an mir vorbei führen würde. Ich bin sehr glücklich damit, dass ich mein Leben in Ruhe genießen kann, und nicht jeden Tag angesprochen werde, weil ich gestern noch auf der Bühne stand. Trotzdem waren 300 Leute bei meinem Konzert. Solange ich davon leben kann ist das für mich die ideale Position.

Was meinst Du mit stillem Abkommen?
Naja, ich bin offensichtlich kein Superstar. Aber es ist schön zu sehen, dass man mittlerweile irgendwo in Deutschland hinkommen kann, egal welche Stadt es ist, und es sind genügend Leute da. Zum Beispiel letztens in Schweinfurt. Hundert Karten im Vorverkauf. Ich war zuvor in meinem ganzen Leben noch nie in Schweinfurt. Es ist klasse wenn man so eine Sicherheit hat.

Wie bringst Du dich eigentlich an schlechten Tagen auf Bühnentemperatur?
Ich bin da mittlerweile Profi. Ich kann den ganzen Tag nichts sagen und auf der Bühne sofort loslegen. Das ist bei mir wie bei Sylvester Stallone in Over The Top. Wenn der seine Mütze dreht, geht der Motor an. So ähnlich mache ich das auch.

Foto ©: Olli Schulz/Promo