Haus of Berlin, Martin Eyerer

Die ehemalige kaiserliche Münzprägeanstalt nahe Alexanderplatz ist als Veranstaltungsort zwischen Ausstellungen und Events länger bekannt. Seit 2012 sind hier zudem die Spreewerkstätten beheimatet.

Mit ihnen ein interdisziplinärer Ort für die Kunst- und Kreativszene und eine Idee, die – zusammen mit den Kreuzberger Riverside Studios um DJ und Produzent Martin Eyerer – unter dem Titel Haus of Berlin nun weiter ausgebaut werden soll. Wir sprachen mit Christian Otto, Mitbetreiber der Spreewerkstätten, und Martin Eyerer über die geplante Ausweitung der Kreativzone und die namhafte Konkurrenz um das beste Konzept.

Die Nachrichtenlage ist etwas verwirrend. Klärt uns auf: Haus of Berlin mit Euch? Oder House of Jazz mit Til Brönner als Aushängeschild? Was passiert mit der Münze?

Martin Eyerer: Ich kann natürlich nur für uns sprechen, aber wir versuchen hier seit Ende 2015, mit den Spreewerkstätten etwas zu entwickeln. Ob da jetzt noch ein House of Jazz kommt oder morgen jemand anders etwas unterbringen will, ist für unsere Konzeption nicht wichtig.

Wir sind der Meinung, dass das beste Konzept, für welches wir unseres ohne Frage halten, den Zuschlag erhalten sollte.

Christian Otto: Fakt ist, dass wir hier über die letzten drei Jahre organisch zusammengewachsen sind. Wir haben übrigens Bereitschaft signalisiert, mit dem House of Jazz eine Kooperation zu suchen. Ich glaube, die Jazz-Szene hat über die Presse zum Teil Sachen konsumiert, die nicht ganz klar kommuniziert wurden.

Also stimmen die Meldungen nicht, dass bereits 12,5 Millionen Euro anBundesmitteln für das House of Jazz bewilligt wurden?

Martin Eyerer: Wir haben Kontakte zu Bundestagsabgeordneten und herausgefunden, dass das Geld nie speziell für das House of Jazz, sondern für die Münze an sich vorgesehen war.

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Martin, Du betreibst mit den Riverside Studios in Kreuzberg einen Studiokomplex, in dem sich Musiker verschiedenster Strömungen treffen. War das von Anfang an so geplant?

Martin Eyerer: Nein, als wir 2012 mit den Riverside Studios anfingen, war das nicht vorgesehen. Wir haben erst mal nur für uns Studios gebaut. Drei hätten es werden soll. Das ist dann schnell groß geworden, weil umliegend noch Flächen waren, die wir in einem Anfall geistiger Umnachtung ausgebaut haben. Da fing es an, dass sich bewusst ein Ort entwickelt hat, mit einem Netz aus Teilnehmern, an dem es mittlerweile nicht nur um Musik geht.

Sozusagen ein Vorläufer Eures neuen Vorhabens. Wie seid Ihr dann auf die Münze gekommen?

Martin Eyerer: Ein Freund von uns hat uns darauf hingewiesen, dass eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit doch ein gutes Thema für die Münze wäre. Da habe ich mich dann erstmals eingehender mit dem Ort befasst.

Was hat für die Spreewerkstätten das Interesse an der Partnerschaft geweckt?

Christian Otto: Mittlerweile bespielen wir 8000 Quadratmeter. Wir haben aber frühzeitig erkannt, dass es Sinn macht, mit einem Partner an einem Strang zu ziehen, denn ich denke, dass dies ein noch tollerer Ort sein kann als es eh schon ist. Zudem sehe ich Martin und seine Riverside-Crew als Leidensgenossen, weil wir unabhängig voneinander zur gleichen Zeit etwas aufgebaut haben.

Welche Schwerpunkte setzt Ihr?

Martin Eyerer: Ein Punkt war von Anfang an, dass eine Wirtschaftlichkeit hergestellt werden muss. Natürlich wäre es am Schönsten und Einfachsten, nur Kunst und Kultur reinzuholen, aber so geht das nicht. Deswegen haben wir die Kreativwirtschaft mit drin. Zum einen kann sie etwas zahlen, zum anderen braucht auch sie Unterstützung.

Christian Otto: Für uns ist es wichtig, dass wir nicht nur die Kunst- und Kultur-Leute sind, die Gelder verbrennen. Dem ist auch nicht so. Wir haben bisher alles aus eigenen Mitteln finanziert. Corporate Events braucht man dann aber eben auch, damit das funktioniert. In der Neuausrichtung möchten wir dem Standort Berlin gerecht werden. Bei uns geht es dabei immer etwas mehr um Subkultur als fancy Jazz – ohne das als Diss zu meinen.

Martin Eyerer: Zumal man heutzutage die Kunst- und Kreativwirtschaft nicht so sehr voneinander trennen kann. Das muss eine gute Mischung sein. Subkultur-Slots sind für das Gesamtkonzept fest vorgesehen. Und zwar nicht nur aus sozialer Fairness. Außerdem verliert man auch seine Glaubwürdigkeit für die Relevanz des Standorts, wenn man nur noch fancy Managements da sitzen hat.

Stichwort Denkmalschutz: Könnte es dahingehend Probleme geben?

Martin Eyerer: Unsere Architekten haben alle Machbarkeiten anhand der vorgelegten Studie – hinsichtlich gewerblicher Nutzung und Sicherheitsauflagen – bereits berücksichtigt. Da sind wir im Vergleich zu anderen Projekten schon viel weiter.

Vielen Dank für das Gespräch.