90er Jahre Rave, Arena, Berlin

90er Jahre Rave: WIR MÜSSEN RAVEN!

Bevor der Trend der 1990er glorifiziert dargestellt wird (in der Mode seit einiger Zeit zu beobachten), möchten wir Euch warnen. Sicherlich, das Jahrzehnt hatte tolle Momente. Grunge revolutionierte die Rockmusik. Starb und hinterließ bei den Teenies einen emotionalen Scherbenhaufen. Die goldene Ära des Hip-Hop wiederum hallt bis heute nach. Und Mainstreamtechno? Schwierig.

Wer damals dabei war und etwas auf seinen Musikgeschmack hielt, wird angewidert mit den Ohren schlackern. Aber wen interessieren diese alten Säcke aus dem Prenzlauer Berg. Die jüngere Generation soll sich selbst eine Meinung bilden. Wir stellen Euch einige der damaligen Stars vor.

 

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Marusha (50)
Größter Hit: „Somewhere Over the Rainbow“ (1994)

Die Queen of Kommerztechno trägt heute zwar keine grünen Augenbrauen mehr, ihren Ohrwurm „Somewhere Over the Rainbow“ wird sie dennoch nicht los. Fluch und Segen. Und ein Song, dessen Originalversion „Over the Rainbow“ aus dem Jahr 1939 weit über die Episode der Berliner DJ und Radiomoderatorin hinaus ragt. Der Song aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ gilt als die erste auf Speed gesungene Nummer. Hintergrund: Kinderstar Judy Garland, Interpretin des Stücks, wurde damals von ihren Produzenten mit Amphetaminen bei Laune gehalten, um die langen Drehs durchzuhalten. Dies führte die 17-jährige Garland direkt in die Drogenabhängigkeit. Der Kinderstar fiel 1969 schließlich der Sucht zum Opfer. Fünf Tage nach ihrem Tod bekam der Song ein neues Eigenleben. Der Legende nach wurde er gespielt, als Polizisten das Stonewall Inn, eine Bar in der New Yorker Christopher Street stürmten, um die dort feiernden homosexuellen Männer zu schikanieren. Diese begannen sich zu wehren, was zu mehrtägigen Ausschreitungen – dem sogenannten „Stonewall Aufstand“ – führte und heute der (traurige) Anlass für den alljährlichen Christopher Street Day ist.

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Mark`Oh (46)
Größter Hit: „Tears don´t lie“ (1994)

Der gelernte Industriemechaniker aus dem Münsterland hatte 1994 seinen großen Durchbruch. Nachdem Westbam seinen Track „Randy“ geremixt hatte, ging auch die Karriere von Mark `Oh durch die Decke. Es folgte Hit auf Hit in VIVA-Dauerrotation. Was heute in erster Linie an den „Crazy Frog“ erinnert, reichte Mitte der Neunziger, um in den Popolymp aufzusteigen. Der silberne Bravo-Otto 1994 als bester Künstler im „Rap & Techno“ Sektor ist nicht minder skurril wie die Bronze-Otto Auszeichnung „Bester Sänger“ im Folgejahr. Dass sein größter Hit „Tears don´t lie“ auf dem Michael Holm Schlagersong „Tränen lügen nicht“ beruht, kann Zuvoriges nicht toppen. Zuletzt schaffte Mark 2004 einen mittelguten Charts-Einstieg. Eine Woche später war dann aber wieder Schluss mit Hitliste. 

04_s46-s47_90er-rave_jam_fotocredit_promoJam (Jam & Spoon, 56)
Größter Hit: „Right In The Night“ (1993)

Eigentlich ging es immer mehr um Mark Spoon. Die Rampensau des Duos hat 2006 den Löffel abgegeben. Herzversagen mit 39. Aua. Man munkelt es hatte etwas mit Drogen zu tun. Als Lebemann war der gebürtige Frankfurter in der Szene berühmt berüchtigt. Sein 1995er Loveparade-Ausspruch an das Publikum „Warum seid ihr so scheiße leise?“ wurde öfter von Kollegen gesampled und gehört zur jüngeren deutschen Technogeschichte. Das exzessive Popstarleben wurde durch Hits wie „Right In The Night“ und „Kaleidoskope Skies“ (1997) ermöglicht. Kollege JamEl Mar, ein ausgebildeter Konzergitarrist, ließ es etwas ruhiger angehen, obwohl er mit seinem Co-Project Dance 2 Trance auch ganz gut beschäftigt war.  

04_s46-s47_90er-rave_da-hoolDa Hool (48)
Größter Hit: „Meet Her At The Loveparade“ (1997)

Da Hool oder – wie Kampfsportfreunde ihn nennen – Da Hooligan ist offizieller Technobotschafter der Neunziger. Wenn sein Spätklassiker und europaweiter Top-Ten-Hit „Meet Her At The Loveparade“ (1997) ertönt, machen sich Mittvierziger aus Brandenburg und Meckpom heute noch nackig. Hach, war das geil, damals… auf der Else im Tierpark. Äh, an der… Bereits zwei Jahre zuvor landete Frank Tomiczek mit der sexualisierten Kernaussage „Harder ’n Deeper“ einen veritablen Szenehit. Spätestens mit „Rave Nation“ (1994), einem 160bpm Stomper der ohne Speed-Überdosis schwer zu tanzen ist, war ihm der Titel „Härtester Kerl im Techno-Pop-Zirkus“ nicht mehr zu nehmen. Gratulation dafür.

90er Rave – Berlin 2017
11.3. ab 20 Uhr in der Arena.

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