Jumpinkmonkey, Farb Trip

Nein, ihr habt keine Halluzinationen. Drogen haben damit genauso wenig zu tun. Es geht um Fantasy. Nur stundenlanges Starren lässt einen die volle “Breite” – kein Wortspiel – des Bildes erkennen. Unter dem Pseudonym „Jumpinkmonkey“ zeigt ein junger Berliner Künstler seine Werke. Er verblüfft mit seinen – sehr speziellen – Bildern. Unsere Kollegin Kim hat ihn in seinem Atelier besucht, wo gerade seine Ausstellung „Farb Trip“ zu sehen ist. Vergesst Salvador Dalí oder Joan Miró – die würden blöd aus der Wäsche gucken. Hier unser Interview.

Was ist das für ein Pseudonym: „Jumpinkmonkey“?

Das war eigentlich ’ne Couch-Idee. Das Pseudonym „Jumpinkmonkey“ ist damals in London, wo ich meine Frau kennengelernt habe, entstanden. Das war mein Tag-Name. Aber die Geschichte beginnt  viel früher. Als Kleinkind hatte ich in meinem Kinderzimmer eine Affen-Tapete und meine Geschwister haben mich „Äffchen“ getauft. Nach dem Motto: ich springe gerne mal rum. Irgendwann habe ich dann ein bisschen rumhantiert mit den Wörtern: „Jump“ und „Monkey“ aus meiner Kindheit und „Ink“ durch meine Leidenschaft. Dann entstand einfach irgendwann „Jumpinkmonkey“.  Seitdem bin ich mit dem Namen gebranded.

Grau ist doof

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Grimmige Schildkröte mit Dorf drauf. Bild: © Jumpinkmonkey

Wieso „Farb Trip“?

Ich mag Farbe sehr gerne, wie man an meinen Bildern sieht. Die paar schwarz-weiß Bilder sind nur nicht bunt, weil ich es nicht mehr geschafft habe, sie auszumalen. „Farb Trip“ ist für mich aus dem Grund so wichtig, damit die Leute sich mal so ein bisschen aus ihrer grauen Welt raushauen können. Es gibt einfach Tage, wo einen alles ankotzt, das kann schlechtes Wetter sein, das kann der Nachbar sein, das kann alles sein. Ich möchte den Leuten einfach ein bisschen was Buntes bringen und ihnen den Tag versüßen.

Sehr surreal, deine Bilder. Warum ?

Das Surrealistische hatte ich immer schon so ein bisschen in mir. In der Kindheit habe ich viel Quatsch gemalt. Ein Kumpel sagte dann einfach: „Mal eine Gurke mit ’nem Sombrero.“ Das hat einfach funktioniert und da habe ich gemerkt: den Leuten gefällt es. Nicht nur das. Sie haben Spaß und mir hat es Freude gemacht, anderen Leuten Freude zu machen.

Ich mag einfach das Durchgeknallte. Ein Stück Surrealismus aus dem Leben genommen, aber mit einer gewissen dunklen Seite. In meinen Bildern, verstecken sich immer zwei Seiten. Jumpinkmonkey

Dein Stil geht etwas in die Street-Art-Richtung. Mit welchem Wort würdest du ihn beschreiben?

Durchgeknallt. Ich weiß auch nicht. Surreal ist ein Wort….. es ist wirklich ein bisschen verrückt muss ich sagen. Nicht das ich jetzt verrückt bin – obwohl vielleicht bin ich das – aber ich mag einfach das Durchgeknallte. Ein Stück Surrealismus aus dem Leben genommen, aber mit einer gewissen dunklen Seite. Ich finde, in meinen Bildern, verstecken sich immer zwei Seiten. Hell und dunkel. Das ist auch das, was ich den Menschen zeigen möchte. Wer weiß, es können schöne Bilder sein, aber Personen darauf sehen vielleicht nicht unbedingt happy aus. Gut und Böse, dass möchte ich allen zeigen.Es gibt immer eine gute und eine schlechte Seite. Aber das musste ich mit der Zeit nun einmal lernen. Das ist ok, das ist bei jedem so. Leider gibt es manchmal Menschen, welche sich nur auf die dunkle Seite konzentrieren. Man denkt man trägt selber Schuld oder alles geht den Bach runter. Manche Menschen müssen da raus gerissen werden und das versuche ich. Mit bunter Kunst.

Wie läuft es bis jetzt?

Der erste Tag war eher eine Warmlaufphase, danach kamen viele Freunde und Familienmitglieder. Noch ist alles recht ruhig. Ich hoffe, dass das hier funktioniert!

In welchen Bereichen der Kunst hast du dich schon bewegt? 

Ich habe alles mal ausprobiert. Graffiti, Tätowieren, Skulpturen, Schnitzereien, Möbelstücke bauen…. Aber am liebsten male ich immer noch mit Farbe auf der Leinwand.

Wie viele Werke sind seitdem entstanden?

Unzählige. Ich habe schon in der Schulzeit mit Zeichnen angefangen, auch wenn es nur Kritzeleien in Heft oder Buch waren. Auf jedem Blatt habe ich ein anderes Bild gemalt. Viele habe ich verschenkt. Früher haben die Lehrer oft abgekotzt, wenn ich die Bücher abgegeben habe und teilweise ganze Seiten gefehlt haben. Aber die aus meiner Ausstellung sind meine Lieblinge, die sind in den letzten fünf Jahren entstanden.

Für Stifte keine Zeit

Du zeichnest seit deiner Kindheit? 

Definitiv. Damals fand ich vor allem Faserstifte interessant. Das hat mich einfach am meisten begeistert, irgendwann habe ich rausgefunden, wie man die am besten mischt. Das letzte mal habe ich vor drei Jahren mit denen gemalt. Mittlerweile dauert es mir zu lange, ich habe die Zeit einfach nicht mehr.

Hattest du auch „richtige“ Jobs?

Ich habe alles gemacht. Jetzt beschäftige ich mich nur noch mit der Kunst. Damals habe ich aber vom Bodenwischer, Tellerwäscher bis zum Feldarbeiter alles gemacht. Selbst Busfahrer war schon dabei. Aber ich habe mich für eine Sache entschieden, hinter der ich stehen muss und dann muss ich alles andere sein lassen. Ich rede mir einfach selber ein, dass wenn ich das hier durchziehen möchte, dass ich voll und ganz dahinter stehen muss.

Wenn wir über Zeit reden: Wie lange sitzt du an einem Werk?

Ein großes Bild, an dem habe ich tatsächlich zwei Jahre gesessen. Ich habe es angefangen und dann ist meine Frau schwanger geworden. Dann kamen noch einige andere Sachen auf uns zu. Eigentlich wollte ich es kurz vor der Geburt fertig machen. Habe es nicht geschafft. Der kleine Mann kam etwas zu früh, habe es aber danach fertig gestellt. Wenn ich so nachdenke, kommen wir vielleicht auf 150-200 Stunden für ein großes Werk über den Zeitrum von etwa eineinhalb Jahren.

Beim ersten Mal wird’s bunt

Warum eine Ausstellung?

Es ist momentan ein bisschen zur Überbrückung. Der Grund warum ich hier bin ist eigentlich, dass ich wirklich versuchen möchte das zu machen. Vorher war’s nur so: ich mach’s mal nebenbei, weil ich gerade Zeit habe. Jetzt möchte ich aber versuchen daraus ein bisschen mehr zu machen, Berlin ist da eine sehr offene Stadt. Ich finde jetzt muss es einfach mal sein. Das ist  für mich das erste Mal.

Wie wärs mal mit einem anderen Stil?

Andere Kunstart: Nee. Aber was die Kunstrichtung an geht: Ja. Was die Materialien angeht, habe ich viel probiert und bin mit dem was ich momentan mache, sehr zufrieden. Aber genau kann ich es erst feststellen, wenn es so weit ist.

Wie kommst du auf deine Motive und Farben?

Unterschiedlich. Einmal hat ein Kumpel auf Social Media ein Bild von einem Fenster und einem Buch gepostet. Mir haben die Farben so gut gefallen, dass ich sie verwendet habe. Daraus habe ich dann etwas anderes gemacht. Manchmal sehe ich einfach Farben oder Gegenstände und denke mir: das ist es! Fantasievoll mit ein bisschen Magie drin. Verrücktheit. Bei manchen von meinen Bilder denkst du dir nur: Okay, was ist da denn los. Ich möchte einfach, dass wenn die Leute auf den ersten Blick denken: das ist schöne Kunst! Aber beim zweiten sollen sie denken: warte mal, was ist denn hier los. Ich möchte den Leuten wasch schönes zeigen, mit einem kleinen ernsthaften Hintergrund.

Von Terry Pratchett zur Kunst

Orientierst du dich an Filmen, Büchern….?

Ich habe früher die Bücher von Terry Pratchett sehr gerne gelesen. Viel Magie, Übernatürliches und dieser Schnickschnack. An den Büchern und allem haben ich mich ein bisschen orientiert. Einfach bunt und verrückt.

Gibt es Pläne für die Zukunft? 

Die nächsten drei Monate steht erstmal Papa-Zeit an. Und vielleicht auch nochmal eine Ausstellung. Durch Reddit bin ich erst auf die Idee einer Ausstellung gekommen. Meine Frau hat damals ein Bild von mir auf dieser Seite gepostet und so viele Leute fanden es einfach klasse. Da dachte ich mir: es wird Zeit für eine Ausstellung. Meine Bekanntheit ist auch sehr dadurch gepushed worden. Die Leute sollen sich in meinen Werken verlieren, auch wenn sie nur kurz durch den kleinen Raum laufen.

Danke für das Gespräch.

Bild: © Kim Schöpf