Tanz, Musik, Kultur, Performance, Gesellschaft, Berlin

Was geht eigentlich ab in Berlin? Eigentlich eher eine Frage für Touristen, die ihr erstes brennendes Auto sehen. Aber die Tanzfabrik fragt das auch – allerdings eher auf die Tanzwelt der Hauptstadt bezogen. Was treiben die ganzen Künstler*Innen so? Wer sind die überhaupt? Worüber denken die so nach? Vom 24. – 27. August dürfen die Künstler das auf dem interdisziplinären Tanzfestival erklären – oder gleich vortanzen. 

Jeder Tanz ist homegrown – bei den 16 Veranstaltungen der Tanznacht stehen bekannte und unbekannte Choreografen aus Berlin im Fokus. Motto ist dieses Jahr ist «Aus dem Echoraum», denn es geht um den Austausch von neuen Ideen, Arbeitsweisen und Themen. Wie gehören die zusammen? Gleichzeitig wirft die Tanzfabrik aber auch einen Blick zurück, 2018 gibt es sie schon seit 40 Jahren. In Solo-Perfomances und 30-Personen-Stücken wird Gegenwart und Vergangenheit thematisiert. Um es kurz zu machen: Es geht um Gedächtnisverlust, Sprache und brennende Menschen. Hier die Highlights.

Freitag, 24.8

Los geht’s mit «Untitled (2014)» (19.00, Studio 14) von Choreograf Le Roy, bei dem es drei Teile gibt, aber scheinbar keinen Fortschritt. Das Stück nimmt einen Gedächtnisverlust zum Anlass, der Publikum und Tänzer auf eine Ebene hebt – denn was im dunklen Nebel des Vergessens liegt, hängt von Zuschauern ab. Weiter gehts mit einem wahren Marathon – denn das Stück «Neverendings» (20.30, Studio 12) von Sergiu Matis ist zwar nicht unendlich, aber 195 Minuten lang, kommt also sehr nah ran. Thema ist die Oktoberrevolution 1917 in Russland, plus die hundert Jahre danach. Kommunistische Ideale werden mal liebevoll, mal kritisch dekonstruiert und am Ende bleibt die Frage: Was kommt jetzt?

Samstag, 25.8

Am zweiten Tag des Festivals geht es bei «Later» (18.00, Studio 4) von Julia Rodríguez um ein Alltagsphänomen: Die Sprache. Beziehungswiese um den Vorläufer, die sprachlichen Zeichen, kurz bevor wir sie als Wörter erkennen. In ihrem Soloprojekt erkundet Rodríguez die Ordnung von Wörtern und konstruiert eine Sprach-Choreografie, die auf Gedanken und Vorstellungen basiert. Later, äh, später geht es weiter mit «FIGURED »(22.00, Studio 8) von Sheena McGrandles, ein Stück in dem zwei Figuren ihre Bewegungen ständig unterbrechen und neu beginnen, begleitet von Live-Sound aus Field-Recordings. Mit dem Auge auf dem Detail und vor einem minimalistischen Hintergrund schafft McGrandles aus den gleichen Abläufen neue Figuren und Konzepte.

Sonntag, 26.8

Genug mit dem Zuschauen, jetzt ist ein Workshop angesagt. In «The Fire Within» (16.00 0der 20.00, Studio 8) verbalisiert Angela Schubot die individuelle Realität des Körpers und lässt so alle Teilnehmer für einen kurzen Moment die gleiche Realität erfahren. Eine Reise, bei der man den Körper erkundet und entgrenzt, aber nie verlässt. Danach wird es wieder sehr minimalistisch: In «Restraint» (20.00, Studio 1) stellt Choreografin Lina Gómez nur eine Tänzerin und ein Schlagzeug auf die Bühne. Unter den intensiven Schlagzeugrhythmen windet sich die Tänzerin auf der Bühne und vibriert unter Hochspannung fast über die Grenzen des physisch Möglichen.

Montag, 27.8

Der letzte Tag der Tanznacht steht ganz im Zeichen der Vergangenheit: In dem History-Telling-Projekt «A Piece you Remember to Tell – A Piece you Tell to Remember» (18.00 und 20.00, Studio 14) von Peter Stamer und Silke Bake stellen drei Choreografen jeweils ein Tanzstück vor, das sie in den letzten 20 Jahren gesehen haben. Mit den Augen zu wird es aus der Erinnerung nachgetanzt und dann geht es nach dem Stille-Post-Prinzip weiter: Zeugen tanzen nach, was sie gesehen und gehört haben. So entsteht am Ende ein Stück, das es vorher noch nicht gab. Bei dem Fest der Tanzfabrik (19.00, Hof vor Studio 12) könnt ihr dann bei Häppchen und Sekt das Festival gemütlich ausklingen lassen.

 

 Tanznacht Berlin

24. bis 27. August 

Uferstudios

Das komplette Programm und alle Tickets findet ihr hier.

Foto: © Julia Rodríguez