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Berlin ohne Clubs: stell‘ dir das mal vor. Das geht nicht, stimmt. Die Bedeutung der Clubkultur für Berlin, sie wurde lange unterschätzt. Von Politikern und Firmenchefs gleichermaßen. Inzwischen wissen auch sie: man muss sie nicht nur schätzen, sondern schützen. 

Du kannst nur verlieren

Es ist die Frage: Pest oder Cholera? Teufel oder Beelzebub? Die Antwort: du kannst nur verlieren, wenn du zwischen Wohnungen und Clubs entscheiden musst. Fest steht: Kein Wirtschaftsfaktor hat Berlins Image so geprägt. Die Clubs sind zu weltweit bekannten Institutionen geworden. Das Brandenburger Tor und olle Goldelse sind nett, die waren vor 200 Jahren aber auch schon da. Die Szene musste lange darum kämpfen, von Politikern und Wirtschaftsbossen überhaupt wahrgenommen zu werden. Wie groß die Bedeutung der Branche für Berlin ist, zeigt eine Studie der Clubcommission. Berlin hat 2018 drei Millionen Club-Touristen angelockt, insgesamt waren es 13 Millionen.

Die Club-Touristen, die manch einer zum Teufel schicken möchten, spülen viel Geld in die Stadt.

Zum Teufel

Die Studie macht deutlich: Die Clubszene ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Club-Touristen, die manch einer zum Teufel schicken möchten, spülen viel Geld in die Stadt. 1,48 Milliarden Euro brachten sie nach Berlin. In die Clubs, in Hotels, Taxis oder Restaurants. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Clubs und Veranstalter sind große Arbeitgeber, 9000 Menschen finden hier Arbeit als Türsteher, Barkeeper oder Garderoben-Personal.

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Partyyyyyyyy. Aber bitte mit Strom. Foto: © pxhere.com

Wohnungen oder Clubs

Obwohl die Szene wichtig für Berlin ist, steht sie enorm unter Druck. Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt und es fehlt an Wohnungen. Geht es um die Frage „neue Wohnungen bauen oder Clubs erhalten?“, dann ziehen letztere oft den Kürzeren. Im Gegensatz dazu steht die Zahl von 280 Clubs und Veranstaltern, die es in Berlin gibt. Also genau soviel wie vor zehn Jahren. Gibt es also kein Clubsterben? Die Clubcommission um Vorsitzende Pamela Schobeß und Pressesprecher Lutz Leichsenring relativieren: Clubs müssen oft umziehen, weil Gelände verkauft oder bebaut wird. Jeder fünfte Clubbetreiber macht laut eigenen Angaben Minus, jeder dritte macht keinen Gewinn.

Clubs sind keine Gelddruckmaschinen. Kultursenator Klaus Lederer

Clubs sind keine Gelddruckmaschinen. Das sagt auch Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke). In ihm hat die Szene einen Fürsprecher gefunden. Bleibt die Frage, wie man in Zeiten des ausufernden Kapitalismus die Clublandschaft Berlins schützen kann. Sollte man überhaupt? Das mag ketzerisch klingen. Vielleicht sollte Politik zunächst dafür sorgen, dass Investoren nicht die ganze Stadt aufkaufen und Malls und Büroklötze aufeinanderstapeln.

Wohin willst du wachsen?

Vielleicht sollte die Stadt grundsätzlich überlegen, in welche Richtung sie wachsen will und was in Berlin in zwanzig Jahren von enormer Bedeutung ist. Dann werden nämlich diejenigen, die heute jedes Wochenende Party machen, auf die 50 zugehen und sich freuen, wenn sie sich eine Wohnung leisten können. Was die Clubkultur angeht: Eine intelligente und nachhaltige Stadt wird auch morgen Raum zur Verfügung stellen. Weil man hoffentlich begriffen hat, dass Kaufen und Arbeiten nicht alles sind.

Wie alles anfing mit den Clubs, erfahrt ihr in unserer Web-Serie. 

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