Abschiebung, Pixabay License, Ausländer, Asyl, Politik, Berlin 030 Kopie (2)

Diese Meldung ruft böse Erinnerungen wach. Berliner verstecken andere Menschen – vor dem Zugriff des Staates. Medien wie der rbb berichten davon. Auch wenn der Vergleich zu früher natürlich nicht passt: es ist trotzdem traurig. 

Liebe Erinnerungskultur

Berliner nehmen geflüchtete Menschen auf. Und verstecken sie vor dem Staat. Wir wollen hier nicht unzulässige Vergleiche anstellen, es geht uns nicht um Polemik. Doch wo wir -auch die Politik- ständig davon reden: „es darf nicht vergessen werden“… und so weiter. Dann liest man plötzlich im Jahr 2019 die Meldung, Berliner verstecken Menschen aus dem Ausland. Damit der Staat keinen Zugriff hat, damit er sie nicht „zurückführt“ an Orte, an denen diese Menschen nicht sein wollen und sich dort auch nicht sicher fühlen. Beamte bringen sie dorthin, wo ihnen im schlimmsten Fall Gewalt und Lebensgefahr droht.

Wird man fragen dürfen.

Aber wozu brauchen wir Stolpersteine, wenn wir uns nicht erinnern, wenn Menschen wieder versteckt werden. Was sagt das über unsere Zeit aus, über unser Land?

Um es klar zu sagen: Wenn man an dieser Stelle nicht erwähnen darf, dass in Berlin schon einmal Menschen gegen ihren Willen weggebracht wurden und zwar vom Staat – und Berliner sie versteckt haben. Wenn man das also in diesem Fall nicht einmal erwähnen darf: wann, liebe deutsche Erinnerungskultur: wann denn dann? Auch wenn es um völlig verschiedene Dinge geht. Aber wozu brauchen wir Stolpersteine, wenn wir uns nicht daran erinnern, wenn Menschen wieder versteckt werden? Was sagt das über unsere Zeit aus, über unser Land? Und wenn die Politik wie zuletzt am Holocaust-Gedenktag mahnt, den einfachen Bürger erinnert, er solle nie vergessen. Was nützen solche Worte, wenn gleichzeitig wieder Menschen versteckt werden? Das wird man doch wohl noch fragen dürfen.

Die zivile Antwort

Die Initiative „Bürger*innen-Asyl“ bringt Geflüchtete und Berliner zusammen. Die Berliner nehmen sie in ihrer Wohnung auf, wo die Menschen keine Miete zahlen. So soll ihnen ermöglicht werden, Bleiberecht zu bekommen. Weil sie so Zeit gewinnen, damit Anwälte ihren Fall prüfen können oder die Fristen zur Überstellung im Rahmen der Dublin-Regelung ablaufen. Die Dublin-Regelung besagt, dass Menschen ihren Asylantrag in dem Land stellen müssen, in dem sie zuerst angekommen sind. Die Initiative sieht ihr Vorgehen notwendig und sieht es als „zivilen Ungehorsam“. Die Unterbringung in privaten Wohnungen und das Verstecken sei vergleichbar mit dem Kirchenasyl. Es ist die zivilgesellschaftliche Antwort auf Abschiebungen, heißt es. Gut, dass wir in einer Demokratie leben. Und die Leute sich sowas trauen.

Hier geht’s zum Artikel vom rbb.

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