Schmidt Takahashi, Mode, Berlin, 030 Magazin

Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig. Auch für Eugenie Schmidt und Mariko Takahashi. Sie designen Mode aus Altkleidern und schaffen damit etwas Besonderes aus Dingen, die schon existieren.

So wie sie ihre Nachnamen für das Label kombiniert haben, fügen die beiden auch ihre Entwürfe zusammen. Den Grundstein legten sie an der Kunsthochschule Weißensee. Eugenie schloss 2009 das Studium im Modedesign ab, Mariko erhielt im selben Jahr den Abschluss im Textil- und Flächendesign. Schon ihre Abschlusskollektion widmeten sie mit Kleiderspenden dem Thema Recycling. Ein Ansatz, an dem sie bis heute festhalten.

Mehr als nur ökologische Gedanken

Täglich umgeben uns tausend Dinge, die überflüssig sind, erklären SchmidtTakahashi. Als Designer wollen sie deshalb ein alternatives Recyclingsystem realisieren. Dafür zerlegen sie gebrauchte Kleidung und setzen sie zu neuen Stücken zusammen. Was dabei entsteht, sind Unikate, die über den Öko-Gedanken hinausgehen. Vielmehr werden mit der Wiederverwertung Assoziationen und Geschichten von Personen und Gebrauchsarten sichtbar. Jedes Kleidungsstück erhält eine ganz eigene Persönlichkeit. „Stammbaum“ nennen sie das, was dabei herauskommt.

Altkleider mit Identität

Das Spenden von Altkleidern für das Label funktioniert einfach: Aussortierte Kleidung kann man direkt im Studio abgeben, zuschicken oder in die sogenannten Reanimations-Container werfen. In Berlin standen diese schon an der Hochschule für Technologie und Wirtschaft und im Verein zur Förderung von Kunst und Kultur. Das Besondere: Jeder, der sich von seiner Kleidung trennt, erhält eine Spender-ID-Nummer und kann nachverfolgen, was mit den Teilen geschieht. Nach der Reinigung werden die alten Stücke in intensiver Handarbeit auseinandergenommen, neu zusammengesetzt oder eingefärbt – sei es mit Materialmixen oder Kontrastfarben. Weggeschmissen wird nichts. Selbst Kleidung mit großen Gebrauchsspuren dient als Gestaltungsmittel.

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Einzigartige Duplikate

 Ein Konzept, das aufzugehen scheint: SchmidtTakahashi gewannen bereits Preise wie den Designpreis „BerliNordik“ oder den „Green Fashion Award“. Doch das Label geht noch weiter: Neben den Unikaten bieten Eugenie und Mariko die Linie „Duplikate“ an, mit der einige Kleidungsstücke für ein breiteres Größenangebot reproduziert werden. Natürlich wird auch hier stets ein symbolisches Stück der gebrauchten Kleidung verarbeitet. Jedes Duplikat ist somit ein Angehöriger des unverwechselbaren „Stammbaumes“.

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Geschichten teilen

Auf der Homepage des Labels können Nutzer ihre Geschichten zu den gespendeten Altkleidern teilen. So schreibt die Userin Julala über einen roten Gürtel: „Dieses Stück habe ich 2001 in Hamburg gekauft. Ich assoziiere das Kleidungsstück mit der Aufregung, die man spürt, wenn eine neue Lebensphase beginnt.“ Erinnerungen treffen hier auf neue Geschichten, Altes auf Neues. Das alleine zeigt: Es lohnt sich, nicht alles wegzuschmeißen.