Mit ihrem Konzept akustische Musiksessions via Youtube in die Welt hinaus zu senden, sind die Small Sessions extrem erfolgreich. Und das, obwohl es sich in der Regel um Newcomer handelt, die noch nicht über solch eine große Lobby verfügen.
Qualität setzt sich bekanntlich durch oder anders formuliert: Über 7000 Abonneten und mehr als 1,5 Millionen Klicks bieten eine gute Basis. Um die Small Sessions auf eine neue Ebene zu bringen, finden diese fortan vier Mal im Jahr den Weg auf die reale Berliner Bühne. In diesem Rahmen finden am 23. Juni die 2. Small Sessions im Kreuzberger Auster Club statt. Den Erfolg des Debütkonzertes zu toppen, liegt an diesem Abend in den Händen der Hamburger Indie-Elektropopper POOL, der Kölner Kollegen Planetarium und des Singer-Songwriter Wunderkinds Mani Orrason.
POOL
Der Name der 2005 gegründeten Band POOL entsprang nach Aussage der Band »einem Zechabend in einer Kneipe in Hamburg Ottensen« an dessen Ende Sänger und Multiinstrumentalist David Stoltzenberg im Angesicht seiner selbst, sichtbar im Spiegelbild der Toilettenschüssel, ein Geistesblitz traf." Das erinnert uns ein wenig an Danny Boyle's 'Trainspotting' Szene in der Ewan McGregors zum Kloschüsseltauchgang ansetzt. Musikalisch sozialisiert wurde die Band allerdings weniger durch den Filmsoundtrack wie Underworlds “Born Slippy“, sondern vielmehr durch so virtuose Könner wie John Frusciante, David Bowie und, nun ja, auch Eminem. Der Mix macht's. Das die Band mit ihrem Indieelektropop Mix gerne mal mit Chris Martin und seiner Coldplay Posse auf der Bühne stehen würde, mag man David, Nilo Yamandi (Gitarre /Vocals) und Dan Husten (Drums / Vocals) verzeihen. Sie sind ja noch jung. Da braucht es Ziele. Diese verfolgen sie am Wochenende ohne Rücksicht auf Verluste: Minigolf spielen, was Hippes essen gehen und dann clubben. Am Liebsten in der Grießmühle, denn »unsere Homies von Lehult machen öfter Parties«. Ansonsten sind sie als Nichtberliner relativ schmerzbefreit. Mal sehen, ob das auf der Bühne auch so sein wird.
PLANETARIUM
»Wir waren schon einige Wochen auf Namensuche, aber die zündende Idee wollte einfach nicht kommen. Als Alex eines Abends den Film “2001: Odyssee im Weltraum” gesehen hatte und sich in der Faszination des Universums verlor, kam ihm dann irgendwie die Idee: Planetarium. Er schlug das am nächsten Tag vor und wir waren uns alle einig – ja man, das ist er!« erzählt uns die Band bezüglich ihrer Namensfindung. Sie man sich die Pressebilder an, kommt man nicht umhin zu der Namenswahl zu gratulieren. Auch musikalisch passt es wie die Faust auf Auge. Radiohead, Massive Attack, Markus Berges sind drei von vielen großartigen Künstlern, welche die Musik oder Texte inspiriert und beeinflusst haben. »Deshalb stecken sie bestimmt auch irgendwo in unserer Musik.« Bei der Frage nach dem Wunschsupport Gig gehen die Stile dann aber etwas auseinander: »Am Liebsten für Tame Impala denn das ist im Moment eine unserer Lieblingsbands und die sind live der Wahnsinn. Oder für Miley Cyrus – vielleicht leiht sie uns ihren fliegenden Hotdog.« Letztere ist dann aber auch der einzige stilistische Ausreißer der Band, die gerne mal für einen Lars von Trier Film den Soundtrack schreiben würde. Man mag es anspruchsvoll. So ist auch die elektropoppige Musik der Kölner Band um Sängerin Julia Leimenstoll mehr eine Reise durch die tieferen Gefilde des menschlichen Seins, denn stumpfes Material für den hohlen Partyaktionismus. In Berlin kann man Planetarium übrigens im Café Stadler in der Boxhagener Straße gelegentlich über den Weg laufen. »Eine urig punkige Kneipe, etwas abgelegen in Friedrichshain, mit einer tollen Plattensammlung, verstimmtem Klavier und selbst gebrautem Bier.« Wer wenig Wert auf Zufall legt, der nimmt die Small Sessions als Anlass, sich die Band mal etwas genauer anzuschauen. Es lohnt sich!
MANI ORRASON
Was hat der Singer-Songwriter Mani Orrason mit Jesus Christus gemein. Nein, er kommt nicht aus Nazareth und wurde auch nicht in Bethlehem geboren. Der Tag, an dem der kleine Mani das Licht der Welt erblickte, ist allerdings der Gleiche: 24. Dezember. Nun mag es Kinder geben, die sich freuen am Heiligabend gleich dopperlt beschenkt zu werden, wenn man sich Mani's Musik anhört, würde man ihm das nicht unbedingt unterstellen. Ein wenig traurig, gar wehmütig klingen seine Songs. So, als hätte der junge Mann ein wirklich schweres Leben hinter sich. Ob es daran lag, dass nie jemand zu seinem Geburtstag kommen wollte, weil alle Freunde lieber im Schoße der Familie dem Jesuskind huldigten? Wir haken da heute Abend mal nach. Musikalisch hat es dem Indiefolk jedenfalls gut getan. Orientierung im Songwriting sucht sich Mani Orrason bei den Großen: Beatles, Neil Young oder Bruce Springsteen. Für ihn ist “Something“ von den Beatles der schönste Lovesong, der je geschrieben wurde. Geht es um den eigenen Geschmack, ist Mani zeitgemäß unterwegs: »Als Hörer bin ich eher an den aktuellen Sachen interessiert.« Und wenn er von uns einen individualisierten Sticker für sein Album bekommen würde, stünde ganz unbescheiden folgendes darauf: ”Wunderkind Mani Orrason plays the hits!“. Wir freuen uns, wenn es heute Abend so weit kommt. In Berlin hat er sich übrigens noch nicht so richtig eingelebt, was an der weniger Zeit liegt, die bis heute hier verbracht hat. Eines aber weiß er: »“Ich würde mir unheimlich gerne mal die Hansa Studios anschauen, wo Bowie einige seiner besten Alben aufgenommen hat.« Ein Vorhaben, das mit Sicherheit zeitnah umgesetzt wird.