Nordic Urban Spaces, Dänemark, Kopenhagen, Cykelslangen1, CREDIT Rasmus Hjortshøj Kopie (1)

28 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren fließen. Und zwar in den Nahverkehr Berlins. Das könnte eine Trendwende einläuten – zu einer lebenswerteren, gesünderen Stadt. 

Es reicht

Es soll Leute geben, die immer noch gerne Auto fahren. Also in Berlin. Dass sie fahren, sehen wir jeden Tag an überfüllten und stinkenden Straßen. Aber vernünftige Argumente taugen nicht viel, um ihnen klar zu machen: das System Auto macht gar keinen Sinn mehr. Man kommt gar nicht vorwärts, im Gegenteil: 154 Stunden steht ein Berliner pro Jahr mit seinem Wagen im Stau. Wir haben euch davon berichtet. Soviel zu Mobilität.

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Ein Bild aus der vergangenen Ausstellung „Nordic Urban Spaces“. Foto: © Rasmus Hjortshøj

Bleistift per Post

Um es klar zu sagen: Das Auto wird gebraucht, heute und in Zukunft. Wenn auch in anderer Form. Nicht nur die existenziellen Dienste wie Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, auch wichtige Branchen der Wirtschaft sind auf das Fortbewegungsmittel angewiesen. Zwar kann man auch hier kritisch überlegen, ob sich der Verbraucher jeden Bleistift und jedes Paar Socken separat im Internet bestellen und nach Hause liefern lassen muss. Mal von Lebensmitteln abgesehen. Nein, worum es geht sind völlig überflüssige Fahrten. Also die mit dem eigenen PKW, in dem ein Mensch alleine durch die Gegend fährt, obwohl er genauso gut oder sogar besser die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen könnte.

Das Ziel ist kurz zusammengefasst: Den Nahverkehr massiv ausbauen, mehr Busse und Züge anschaffen, neue Strecken bauen und alte sanieren.

Trendwende

Die Verkehrssenatorin spricht von einer Trendwende. Und ja, der der Schritt des Senats ist richtig: 28 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren fließen – in den Nahverkehr Berlins. An diesem Dienstag wurde das Paket beschlossen, es heißt „Nahverkehrsplan 2019-2023“ und umfasst eigentlich die Zeitspanne von 2020 bis 2035. Das Ziel ist kurz zusammengefasst: Den Nahverkehr massiv ausbauen, mehr Busse und Züge anschaffen, neue Strecken bauen und alte sanieren. Im Umkehrschluss heißt das: die Abkehr vom Auto.

Neues Netz

Berlin geht damit einen wichtigen und mutigen Schritt. Wer jetzt ruft, das gehe zu Lasten der Wirtschaft: der liegt falsch. Gerade für Firmen ist es derzeit eine Qual, durch den vollen Verkehr zu kriechen. Wenn aber durch ein attraktiveres Angebot von Bus und Bahn und Carsharing-Anbietern ein neues Verkehrsnetz entsteht, werden die Straßen frei. Für diejenigen, die sie wirklich brauchen.

Unter Strom

U-Bahn, S-Bahn, Tram oder Busse: sie sollen in ein paar Jahren in einem engen Takt fahren. Also viel häufiger, als heute – und zuverlässiger. Die Bahnhöfe und Verkehrsmittel von BVG und S-Bahn sollen barrierefrei werden. Busse sollen bis 2030 nur noch elektrisch fahren. Und wo Busse überlastet sind, fährt künftig die Straßenbahn. So der Plan des Senats. Eine konsequente Umsetzung setzen wir mal voraus.

Vom freigewordenen Platz durch weniger Verkehr profitieren Radfahrer und Carsharing-Nutzer.

Guter Schritt

Wenn wir Glück haben, ist das ein Schritt in Richtung eines besseren Berlins. Ein Berlin von morgen. Vom freigewordenen Platz durch weniger Verkehr profitieren Radfahrer und Carsharing-Nutzer, es gibt deutlich mehr Grünflächen. Viele Parkplätze für Autos, die 80 Prozent des Tages stehen statt fahren, werden frei. Daraus können neue Orte entstehen, kleine Parks, neue Kitas oder Ruhezonen können entstehen. Mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger und den Nahverkehr wird frei. Anders gesagt: eine intelligente und lebenswerte Stadt, wie wir sie uns wünschen. Oder die meisten.

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Foto: © Nordic Urban Spaces / Rasmus Hjortshøj