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Kriminelle Clan-Chefs werden zu Popstars, die Unterhaltungsindustrie sorgt dafür. Wie weit darf der Kult um Kriminelle gehen? Die Seite „Dandy Diary“ hat darauf eine Antwort gefunden. 

Eine Clan Map? Ja, sie widmen den neuen „Helden“ eine Karte, einen Stadtplan für Touristen. Damit Berlin-Besucher wissen, wo die Remmos und Abou-Chakers leben. Was sie da tun und in welchem Knast sie gesessen haben. Sightseeing für die Parallelwelt von Berlin. Serien, Musik – das reicht noch nicht. Die Betreiber des „Dandy Diary“ setzen noch einen drauf. Mit einer Hommage an Verbrecher.

In der Popkultur

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Die Clan-Karte. Foto: © Screenshot/Dandy Diary

Lustig oder dämlich

Sie liefern auch eine Begründung: „Wir fragen uns, wer ist heute Held? Wer sind die Ikonen Berlins? Ashraf Remmo, Arafat Abou-Chaker, oder – posthum – Nidal R.?“ Mit dieser Frage schwingt schon die Antwort mit. Man kann die Clan-Map lustig finden oder dämlich, aber sie zeigt auch eines: dass die kriminellen Schwergewichte der Stadt angekommen sind und in der Popkultur, ja sogar ein eigenes popkulturelles Phänomen geworden sind.

Sicherung?

Ein Beleg, dass den Machern ein bis fünf Sicherungen durchgeknallt sind

In ihrer Karte wird etwas hervorgehoben, was schon längst da ist. Die Clan Map ist eine Karikatur, denn ernst nehmen kann man das Projekt ohnehin nicht. Schließlich erheben die Betreiber den Anspruch „Tourismusströme für immer zu beeinflussen“Ein . Damit bleiben nur zwei Möglichkeiten: 1. Es ist ernst gemeint und damit ein Beleg, dass den Machern ein bis fünf Sicherungen durchgeknallt sind. Oder 2.: Es ist eben nicht ernst gemeint und dann mehr ein Fingerzeig nach dem Motto: soweit ist es gekommen.

Weg mit Moral

Kriminelle als Ikonen zu vermarkten ist seltsam. Passt aber in unsere Zeit, in der moralische Prinzipien an Bedeutung verlieren. Was richtig ist und was falsch, das bestimmt der Markt. Und was sich gut verkauft, kann nicht schlecht sein. So die neoliberale Weltsicht heute. Verbrecher zu Helden zu stilisieren – das ist ein Spiel mit dem Feuer. Das ist Gift für eine Gesellschaft, auch wenn man es im Kleinen gar nicht so schlimm empfindet. Stück für Stück fallen die Grenzen des Machbaren. Das Böse wird verniedlicht und verharmlost – bis man irgendwann gar nicht mehr unterscheiden kann. Zwischen Gut und Böse. Es ist ja alles bloß ein Spiel, ein Scherz. Ist es nicht.

Foto: © Pixabay License