Monika Kruse spielt schon seit Jahren in der internationalen Techno-Top-Liga. 1990 tauchte die gebürtige Berlinerin in ihrer Wahlheimat München in die DJ-Szene ein. Inzwischen betreibt sie in Berlin mit Terminal M und Electric Avenue zwei Techno- und House-Labels und wird weltweit als DJ gebucht.

2000 gründete sie das Charity Projekt »No Historical Backspin« und engagiert sich gegen Rassismus, Homophobie und rechte Gewalt. Neben ihren Alben hat Monika Kruse auch einige Mix-CDs veröffentlicht. Im Interview spricht Monika Kruse über das Älterwerden als DJ, ihren Lebensantrieb und das im Juni 2012 auf ihrem Label Terminal M erschienene Album »Traces«.

Wie fühlt man sich als »Grand Dame der deutschen elektronischen Musik«?

Von der Körpergröße her stimmt das: Mit 1,83 Metern bin ich sicherlich eine Grand Dame (lacht). Die Medien versuchen für jede bekannte DJ-Frau irgendeinen besonderen Zusatztitel zu kreieren. Wesentlich wichtiger für mich ist aber, was auf der Tanzfläche abgeht, wenn ich auflege. Ob ich die Leute mit meinem Sound erreiche und wir durch die Musik zu einer Einheit werden.

Als DJ bist du seit 1990 aktiv. Beschäftigt dich dein Alter? 

Ich bin jetzt 40 Jahre alt und stehe dazu. Es geht doch um die Musik und das Miteinander und nicht ums Alter. Klar, manche Nächte nagen viel mehr an mir als früher, aber ich liebe nach wie vor dieses Verrückte am Nachtleben, wenn sich die Seelen öffnen, wenn man sein inneres herauslässt. Ich hatte mir vor 15 Jahren gesagt, mit 36 höre ich auf. Naja, das hat wohl nicht hingehauen (lacht). 

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 Foto ©: Frank Burkhard

Um welche Spuren geht es bei deinem Album »Traces«?

Um Ereignisse, die mich über die Jahre geprägt haben. Ich hatte vieles zu verarbeiten, gerade die letzten zwei Jahre waren für mich emotional nicht einfach. Bei der Loveparade 2010 wurden vor meinen Augen Leichensäcke abtransportiert. 2011 das schwere Erdbeben in Japan, als ich in Tokio war, und der Tod meiner Mutter. Ich habe versucht, dies musikalisch zu verarbeiten, aber auch meine musikalischen Pfade auszudrücken, die mich in meiner über 22-jährigen DJ-Karriere beeinflusst haben: Deep House, Techno, Ambient, Dub, Tribal.

Was bedeutet dir die Zusammenarbeit mit der Chicago House-Legende Robert Owens? 

Robert Owens war für mich schon immer ein Idol. Er hat viele Platten gemacht, die mich sehr berührt haben. Als er zusagte, den Vocal-House-Track »One Love« für mein Album einzusingen, wurde ein Traum für mich war. Er ist wirklich ein Sweetheart, wie er singt, tief aus dem Herzen – großartig!

Was wäre der Leitspruch für dein Leben? 

Danke, dass es Musik gibt! Musik war schon immer mein Motor und mein bester Freund, der mich durch alle Höhen und Tiefen begleitet und noch nie im Stich gelassen hat. Das Album-Cover-Foto mit dem fahrenden Ghettoblaster in der Nevada-Wüste und den tanzenden Leuten drauf versinnbildlicht mein Gefühl, das ich mit Musik verbinde: Glück, Lebensenergie, Freiheit, Loslassen, Leben, Liebe.

Das Interview mit Monika Kruse führte Stefan im Mai 2012