House of Games, Gaming, Spiele, Berlin
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House of Games in Berlin: Welche Bedeutung wird das Branchenzentrum bekommen?

Es gibt Orte, die sofort nach Zukunft riechen. Nicht nach dieser glattgebügelten Silicon-Valley-Version mit Gleitzeit-Illusion und Kickertisch, aber nach echtem Aufbruch, nach Ideen, die sich in der Realität bewähren müssen. Genau so ein Ort soll das „House of Games“ werden. Mitten in Berlin-Friedrichshain entsteht im ehemaligen LUX-Gebäude ein neues Zentrum für die Games-Branche.

Kein theoretisches Gedankenspiel, aber vielmehr ein konkret finanziertes Projekt und das politisch gewollt, wirtschaftlich abgestützt und mit kultureller Schlagkraft. Was sich derzeit im Schatten der Warschauer Straße formiert, ist keine simple Standortmaßnahme mit WLAN-Anschluss, sondern der Versuch, der deutschen Games-Szene eine neue Schwerkraft zu verleihen.

Ein neues Zentrum für die Games-Branche

Sobald der Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen der Games-Branche fällt, wird klar, dass es längst nicht mehr um ein Nischenthema geht. In Berlin arbeiten über 3.000 Menschen in diesem Bereich, rund 250 Millionen Euro Umsatz kommen jedes Jahr zusammen und damit ist nicht einmal das gesamte Potenzial erfasst, denn angrenzende Felder wie E-Sports, Streaming-Technologien, Gaming-Hardware oder interaktive Lernsoftware gehören ebenfalls zu diesem wachsenden Ökosystem.

Berlin hat sich über die Jahre hinweg unauffällig zur Hauptstadt des digitalen Spielens entwickelt. Studios wie Wooga oder Com2uS Europe sind ebenso vertreten wie zahlreiche Entwicklerteams, Hochschulen mit Games-Schwerpunkten oder Publishing-Initiativen. Ausschlaggebend sind dabei nicht nur die kreative Energie und die internationale Ausrichtung der Stadt, sondern auch ein infrastrukturelles Umfeld, das jungen Ideen Raum lässt. Während München sich auf Kapital und Köln auf Events verlässt, verfolgt Berlin eine Strategie der Nähe, Offenheit und dezentralen Förderung.

Diese Akteure werden das House of Games prägen 

Große Vorhaben verlangen nach prägenden Namen. Mit Ubisoft Berlin zieht ein internationaler Player ein, der bereits heute über 150 Mitarbeitende beschäftigt. Das Studio hat unter anderem an der Entwicklung der Far Cry-Reihe mitgewirkt und gilt als solide Säule der Berliner Games-Landschaft. Doch das Zentrum wird nicht allein von Giganten bewohnt. Das Netzwerk medianet berlinbrandenburg und der Branchenverband game bringen politisches Gewicht, Erfahrung und Branchenverständnis ein. Hinzu kommt die WISTA Management GmbH, die bereits in Adlershof erfolgreiche Technologieparks betreut und damit auch in Sachen Projektsteuerung einiges mitbringt.

Die Vielfalt wird durch kleinere Studios ergänzt. Namen wie Flow Fire Games oder Anteater Games stehen für kreatives Risiko, spielerische Ideen und Innovationsfreude. Auch Institutionen wie die USK oder die Stiftung Digitale Spielekultur sollen Teil des Ökosystems werden und ihre Perspektiven einbringen, vom Jugendschutz bis zur kulturpolitischen Debatte. Besonders spannend ist der potenzielle Einfluss von Bally Wulff. Dieses Berliner Traditionsunternehmen, bekannt aus der Welt der Spielautomaten, arbeitet seit Jahren an digitalen Angeboten. Durch die Nähe zum House of Games ergeben sich neue Chancen, beispielsweise in Bezug auf Vernetzung, crossmediale Projekte oder technologische Zusammenarbeit. 

Glücksspiel im Internet erfährt immer mehr Zulauf und auch Casinos ohne die 5 Sekunden Regel verzeichnen eine steigende Anzahl an Spielern – selbst wenn deren Regulierung noch aussteht. Durch eine Vernetzung können Unternehmen aus der iGaming-Branche enorm profitieren und ihr Geschäftsfeld ausbauen. 

Ein echter Mehrwert für die gesamte Branche

Das LUX-Gebäude im Herzen Friedrichshains ist kein steriler Neubau, es ist ein historisch geprägter Ort mit industriellem Charakter und urbanem Flair. Auf einer Fläche von bis zu 15.000 Quadratmetern sollen sich künftig Arbeitsplätze, Studios, Co-Working-Spaces, Veranstaltungsflächen und Labore entfalten. Die Nähe zur Warschauer Straße bringt gute Verkehrsanbindung und auch Sichtbarkeit innerhalb der Stadt. Die geplanten Nutzungen sind vielfältig. Neben klassischen Büros für etablierte Unternehmen entstehen flexible Zonen für kleinere Teams, Studios für Audio- und Video-Produktion sowie Flächen für E-Sports-Turniere, öffentliche Präsentationen oder kreative Testphasen. Auch Hochschulprojekte, Forschungsinitiativen und Formate der Kultur werden Raum finden. Im Kern steht der Gedanke eines lebendigen Netzwerks. Entwickler, Publisher, Förderer, Forscher und Kreative sollen voneinander profitieren. Wer sich im House of Games einmietet, erhält mehr als nur Quadratmeter. Geboten werden Zugang zu Wissen, Synergien mit angrenzenden Disziplinen und eine Bühne für neue Ideen.

Standortförderung trifft Szene-Treffpunkt – das könnte das House of Games langfristig leisten

Die Vision hinter dem Projekt reicht über wirtschaftliche Parameter hinaus. Berlin soll sich mit dem House of Games international als Hotspot für Games positionieren und Talente, Start-ups, Investoren und internationale Kooperationen anziehen. Das aber nicht allein wegen des Standortvorteils, aber wegen des einzigartigen Profils. Gleichzeitig wird ein Raum geschaffen, in dem Fragen gestellt werden, die anderswo zu kurz kommen. Wie lassen sich Games sinnvoll in Bildung, Gesellschaft und Politik integrieren? Welche Rolle spielt Diversität in Spielinhalten? Welche ethischen Herausforderungen ergeben sich durch Gamification in Alltagsprozessen?

Viele Beteiligte, ein ambitionierter Plan – wie realistisch ist das Ziel für 2026?

Die Projektverantwortlichen peilen 2026 als Eröffnungsjahr an. Der Innenausbau steht kurz vor dem Start, Mietmodelle und Partnerschaften nehmen Form an. Mit medianet, WISTA und der Rückendeckung durch die Landespolitik steht eine solide Trägerstruktur bereit, die Erfahrung in der Umsetzung komplexer Vorhaben mitbringt. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen. Das LUX-Gebäude ist ein Altbau, der technische Tücken bereithalten kann, von Genehmigungen bis hin zu energetischen Sanierungen. Auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit muss sich erst zeigen. Welche Akteure entscheiden sich für langfristige Bindungen? Welche Mietmodelle sind tragfähig für kleine Teams und junge Studios? Friedrichshain gilt längst nicht mehr als Geheimtipp für günstige Gewerberäume. Die Gentrifizierung erhöht den Druck, was wiederum Fragen aufwirft, wie das Zentrum zugänglich bleibt? Wird es ein Ort für die Community oder entwickelt es sich zum Prestigeobjekt für Großunternehmen mit Kapitalvorteil?

Sprungbrett für kleine Studios oder Bühne für etablierte Namen? 

Ob das House of Games am Ende tatsächlich dem gesamten Spektrum der Branche nützt, wird sich daran messen lassen, wie offen es gestaltet ist. Große Unternehmen verfügen über Ressourcen, um neue Räume zu besetzen. Doch Innovation entsteht oft dort, wo das Budget knapp ist, die Ideen aber umso wilder. Für kleinere Entwicklerstudios, Solo-Entwickler oder Ausbildungseinrichtungen braucht es spezifische Angebote. Subventionierte Flächen, modulare Zeitmieten, Residencies oder projektbezogene Arbeitsplätze können hier entscheidend sein. Wer das Haus als Raum für Teilhabe und nicht nur für wirtschaftliche Stärke versteht, wird langfristig mehr Bewegung erzeugen. Gerade im kreativen Bereich entstehen neue Impulse selten aus der Mitte etablierter Strukturen. Wenn es gelingt, das House of Games als Ort der Reibung, des Austauschs und der Vielfalt zu gestalten, dann wird es seinem Anspruch gerecht. als offenes Spielfeld für alle, die das Medium Game ernst nehmen, sowohl wirtschaftlich, kulturell, als auch gesellschaftlich.




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