Südkorea, wohin man guckt: Vom 16. bis 19. September präsentiert die Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea das erste koreanische Dokumentarfilmfestival in Berlin.
Schon mal einen südkoreanischen Dokumentarfilm gesehen? Wir auch nicht. Das erste koreanische Dokumentarfilmfestival hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau das zu ändern. Vom 16. bis 19. September sind unter dem Titel „DOKOREA – Ten Thousand Spirits“ im Babylon acht lange Dokumentarfilme und ein Kurzfilm zu sehen, die sich mit der Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne auseinandersetzen sollen. Präsentiert wird das Ganze vom koreanischen Kulturzentrum der Botschaft.
Südkorea: In den Kontrasten
Irgendwo inmitten Schamanismus und westlichen Werten, Gemeinschaftsgedanken und Wettbewerbsorientierung findet man Korea. Längst ist das Land wirtschaftlich auf der Überholspur. Während Südkorea in den 60ern noch zu einem der ärmsten Länder der Welt zählte, machten energische Steuerungen durch den Staat und eine exportorientierte Industrialisierungsstrategie das Land in weniger als einer Generation zu einer Industrienation. Freiheit auf ganzer Linie gab es dafür nicht. Südkoranische Gay-Rights-Aktivisten müssen während der Musterung zum Militärdienst zu ihrer sexuellen Orientierung Stellung beziehen. Wer angibt, homosexuell zu sein, wird als „persönlichkeitsgestört“ eingestuft. Eine Weigerung, unter diesen Umstänen den Dienst anzutreten, führt zur Inhaftierung. Homosexuelle Arbeitnehmer*innen und Schüler*innen werden mitunter entlassen. Chancengleichheit besteht nach der Schule nur bedingt: Drei Elite-Unis gibt es, in deren Anschluss man eine Festanstellung bei den großen Konglomeraten oder eine Beamtenlaufbahn sicher hat. Doch nur 2 % schaffen das. Der Leistungsdruck ist enorm.
Kritische Stellungnahme?
Beleuchtet werden in den vier Tagen des Festivals vor allem das koreanische Bildungssystem, der Umgang mit Homosexualität sowie die Traditionen des Landes. „My Fair Wedding“ von Regisseur Jang Hee-sun reflektiert dafür die Hochzeit zweier Männer in Seoul und die Repressionen, denen sie ausgesetzt sind. „Reach For The SKY“ von Choi Woo-young und Steven Dhoedt hingegen verdeutlicht den massiven Leistungsdruck, dem koreanische Schüler*innen von der Grund- bis zur Oberschule und Universität ausgesetzt sind. In welchem Ausmaß dabei kritisch Stellung bezogen wird, wird sich zeigen. Das komplette Programm findet sich hier.
DOKOREA, 16.- 19. September, Babylon