Sam Riley gab sein Kinodebüt mit „Control“, dem Film über die Band „Joy Division“ von Anton Corbijn, wofür Riley etliche Preise als Bester Nachwuchsdarsteller bekam. Mit Helen Mirren spielte er im Gangsterthriller „Brighton Rock“, danach war er mit Viggo Mortensen und Kristen Stewart „On the Road“ als cooler Aussteiger unterwegs.
An der Seite seiner Ehefrau Alexandra Maria Lara spielte Riley in der Komödie „Rubbeldiekatz“ von Detlev Buck. Nach dem Auftritt im österreichischen Alpenwestern „Das finstere Tal“ kommt der Brite nun in „Stolz und Vorurteil & Zombies“ in die Kinos. Mit dem Schauspieler unterhielt sich [030] Mitarbeiter Dieter Oßwald.
Mister Riley, Ihr Regisseur Burr Steers hat Sie als „britischen Belmondo“ bezeichnet…
Riley: Wirklich? Toll! Ich habe ihn für dieses tolle Kompliment schließlich auch bezahlt! (Lacht)
Sie selbst sagen, Sie hätten die Rolle des Mister Darcy als einen James Bond gespielt…
Riley: Nicht nur als Mister Darcy, im echten Leben bin ich das auch! Aber eher Roger Moore oder George Lazenby als Connery!
Mister Darcy schlägt Frauen, nicht ganz die feine englische Art…
Riley: Stimmt, allerdings bin ich nicht aggressiv, sondern ich verteidige mich nur. Und weil die Frauen in diesem Film stärker sind, verliere ich obendrein den Kampf.
Was sagt Ihre Ehefrau Alexandra Maria Lara dazu?
Riley: Sie hat gelacht – denn wie könnte ich auf die Idee kommen, einen Kampf zu gewinnen!
Wie sieht die Arbeitsteilung aus zwischen dem Schauspiel-Paar mit kleinem Kind?
Riley: Wenn der eine dreht, begleitet ihn der andere nach Möglichkeit und umgekehrt. Seit unser Sohn Ben auf der Welt ist, machen wir das fast immer so.
In „Stolz und Vorurteile und Zombies“ haben Sie es mit Zombies zu tun – glaube Sie an Wesen der außerirdischen Art?
Riley: In Haiti ist man von der Existenz von Zombies überzeugt – das sehe ich völlig anders. Allerdings glaube ich manchmal schon, dass ich einen Schutzengel habe.
Sie haben schon Angelina Jolie, Kristen Stewart, Helen Mirren, Eva Green und Michelle Williams gedreht haben. Sind attraktive Frauen der rote Faden in Ihrer Filmografie?
Riley: Vergessen Sie in dieser Aufzählung bloß nicht Alexandra Maria Lara! (Lacht) Vermutlich würde mein Bruder behaupten, genau das wäre der rote Faden in meiner Karriere. Tatsächlich aber ist das alles nur Zufall. Entgegen der gängigen Vorstellung hat man als Schauspieler ja meist gar nicht diese Freiheit, sich die Rollen nach den Wünschen auszusuchen – zumindest nicht in meiner Position. Das Filmgeschäft ist mehr wie eine Lotterie. Die einzige Kontrolle, die einem bleibt, ist eine Rolle abzulehnen.
Wie konkret sieht da die Organisation aus? Legen Sie nach diesem Film ein Baby-Jahr ein, damit Ihre Ehefrau wieder drehen kann?
Riley: Es wäre sehr kompliziert werden, wenn wir beide gleichzeitig arbeiten. Im letzten Jahr habe ich ziemlich viel gedreht, das war gut für die Karriere aber eben nicht ganz so gut für die Familie. Deswegen werde ich in den kommenden Monaten also sehr gerne die Rolle des Hausmannes übernehmen.
Gibt es eine Konkurrenz zwischen Ihnen und Ihrer Frau?
Riley: Nein, schließlich bewerben wir uns selten für dieselben Rollen! Den Part einer Frau überlasse ich gerne Matthias Schweighöfer. Ich gönne Alexandra jeden Filmpreis, umgekehrt ist es ebenso. Mein Vater allerdings setzt tatsächlich bei Wetten auf Filmpreise immer nur auf Alexandra – von daher ist er mein Konkurrent.
Die Bücher von Jane Austen gelten als Prototypen der Romantik. Wie romantisch würden Sie sich einschätzen?
Riley: Ich habe hoffentlich meine romantischen Moment – aber ich bin Brite und kein Italiener. Wir Engländer haben eine ziemlich guten Sinn für Humor, was mir sehr wichtig ist.
Wie hat den Briten das Leben in Berlin verändert?
Riley: Je länger ich in Deutschland lebe, desto deutlicher wurde mir, dass ich Brite bin. In England ist mir das gar nicht so bewusst gewesen. Erst wenn man an einem anderen Ort lebt, fällt einem das alles erst wirklich so richtig auf.
Wie normal können Sie in Berlin leben?
Riley: In Berlin Mitte kann es schon passieren, dass Leute auf einen zukommen, um ein Selfie zu machen. Aber insgesamt lebt es sich in Berlin sehr viel unauffälliger als in London. Wobei ich mich ohnehin nicht zur Championsleague der bekannten Stars zählen würde.
Wie wohl fühlen Sie sich in Berlin?
Riley: Ich liebe Berlin, diese Stadt ist so ganz anders als London. Ich hätte mir nie vorstellen können, einmal in einem anderen Land zu leben, dort dann auch noch Vater zu werden. Nach meiner Erfahrung sind Deutsche und Briten sich viel ähnlicher als gerne behauptet wird. Für mich ist das wie ein Verhältnis unter Vettern.
Was mögen Sie an Deutschland am meisten?
Riley: Es ist schön, in einem Land zu leben, das Fußballspiele gewinnt. Es mag ein Klischee sein, aber mir gefällt es trotzdem, wie gut Dinge hier funktionieren. Deutsche beschweren sich gerne über ihre Bahn, für mich sind die deutschen Züge großartig.
Was gefällt Ihnen am wenigsten in Deutschland?
Riley: Ich bin dankbar für die großartige Gastfreundschaft, es wäre dumm mich zu beklagen. Mich stört nur, dass meine Familie jetzt so weit weg ist. Ich vermisse das Essen meiner Mutter, mein Lieblings-Pub und meine Freunde – aber all das ist auch nur einen Flug entfernt.
Gibt es noch eine Rolle, die Sie einmal gerne spielen würden?
Riley: Ich habe bereits einen Psychopathen gespielt, einen Cowboy, einen Vampir, einen Zombie-Killer – vielleicht sollte ich mich noch um die Rolle eines Transvestiten bewerben.