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Harmlos auf den ersten Blick: Ben Affleck in The Accountant. © Warner Bros.

[030] Filmkritik: The Accountant

Nachdem er erst kürzlich als Batman zu sehen war, spielt Ben Affleck in „The Accountant“ erneut einen Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Gavin O’Connors schwarzhumoriger Actionthriller handelt von einem autistischen Buchhalter, der in eine tödliche Verschwörung verwickelt wird. Spannungskino, das spürbar bemüht ist, unkonventionell zu sein, gleichzeitig aber auch arg unausgegoren daherkommt.  

Sein Leben ist eine einzige Fassade: Während Christian Wolff (Ben Affleck), bei dem im Kindesalter das Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde, nach außen den biederen Steuerberater mit eigener Kanzlei im Umland von Chicago mimt, betätigt sich der verschlossene, hochintelligente Mann regelmäßig als Geldwäscher für internationale Verbrechersyndikate. Da er immer wieder mit gefürchteten Gangstergrößen abgelichtet wird, zwingt der hochrangige US-Steuerermittler Raymond King (J. K. Simmons) die junge Beamtin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson), die Spur des unbekannten Finanzexperten aufzunehmen und seine Identität zu lüften. Um unter dem Radar zu bleiben, nimmt der Gesuchte als Nächstes einen legalen Auftrag in einem Robotik-Unternehmen an, wo die Buchhalterin Dana Cummings (Anna Kendrick) Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen entdeckt hat. Anders als erwartet, entpuppt sich der Job als brisantes Unterfangen, das recht bald erste Todesopfer fordert.

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Harmlos auf den ersten Blick: Ben Affleck in The Accountant. © Warner Bros.

Schon die Tatsache, dass Bill Dubuques Drehbuch 2011 auf der sogenannten Black List Hollywoods stand, die alljährlich die besten, bislang nicht produzierten Skripts zusammenfasst, machte im Vorfeld Hoffnung auf packende Thriller-Unterhaltung. Der von Gavin O’Connor inszenierte Film hat durchaus gelungene Spannungsmomente zu bieten, schlägt handlungstechnisch einige Haken und konfrontiert den Zuschauer gelegentlich mit deftigen, versiert choreografierten Actionszenen. Nichtsdestotrotz verlässt man am Ende den Kinosaal mit einem höchst zwiespältigen Eindruck, wofür es verschiedene Gründe gibt.

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Hervorstechend ist etwa die Beschreibung des Protagonisten, bei dem es sich nicht nur um ein Zahlengenie, sondern auch um eine kompromisslose Kampfmaschine handelt. Rückblenden in Wolffs Kindheit bringen uns eine klischeehafte Vaterfigur nahe, die dem autistischen Sohn statt Fürsorge eine drastische Erziehung angedeihen lässt. Spuren eines Charakterdramas schimmern mehrfach durch. Ernsthaftes Interesse an der Auslotung seiner Persönlichkeit zeigen O’Connor und Dubuque aber nicht. Vielmehr setzt sich mit zunehmender Dauer die Erkenntnis fest, dass die soziale Unbeholfenheit der Hauptfigur fast nur als Gimmick dient, um komische Situationen heraufzubeschwören. Erschreckend schematisch wirkt der Nebenstrang rund um King und Medina, deren Ermittlungen eigentlich für Dynamik und Spannung sorgen könnten. Dummerweise gestalten sich die Nachforschungen jedoch viel zu behäbig und derart uninspiriert, dass selbst ein arrivierter Darsteller wie J. K. Simmons gänzlich blass bleibt. Ändern kann daran auch eine überlange Erklär-Passage nichts, die dem Finanzbeamten zwanghaft Profil verleihen soll. Angesichts des Potenzials, das in der Filmprämisse schlummert, muss „The Accountant“ leider als kleine Enttäuschung gewertet werden, selbst wenn Hauptdarsteller Ben Affleck eine durchweg überzeugende Leistung abliefert.

The Accountant

Länge: 128 Min.

Regie: Gavin O‘Connor

Darsteller: Ben Affleck, Anna Kendrick, J. K. Simmons, Cynthia Addai-Robinson, John Bernthal, John Lithgow

Kinostart: 20.10.2016

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