Arctic Monkeys

Arctic Monkeys: Ausgereifte Abendunterhaltung

«I just wanted to be one of The Strokes. Now look at the mess you made me make.» Das sind die ersten Zeilen des neuen Arctic Monkeys Albums „Tranquility Base Hotel & Casino“. Ja, Alex Turner hat es zumindest geschafft, ein absoluter Rockstar zu werden.

Das erste Album der Band, „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“, war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 2006, das sich am schnellsten verkaufende Album der UK in der ersten Woche. Ein Raketenstart für die Band aus Sheffield, die plötzlich in aller Munde war. Der Alternative-Indie-Sound war härter als Franz Ferdinand, gleichzeitig aber auch gewitzt und mit einer großartigen Jugendlichkeit in den Texten ausgestattet. Alex Turner und seine Bandkollegen sahen aus, als ob sie gerade erst ihrem Jugendzimmer entwachsen waren, kamen in T-Shirt und Jeans auf die Bühne. Mit dem fünften Studioalbum „AM“ aus dem Jahr 2013 hatte sich das geändert. Alex trägt seine Haare nach hinten gegelt und kommt mit Anzug auf die Bühne. Die Band spielt keinen wilden Rocksound, sondern bringen punktgenau ausproduzierte Gitarrenriffs an die Hörer. Die Arctic Monkeys und Alex Turner werden damit zu den ultimativen Rockstars einer Generation und zeigen, wie viel musikalische Klasse sie zu bieten haben. Das neue Album „Tranquility Base Hotel & Casino“ führt diese Entwicklung fünf Jahre später noch ein ganzes Stück weiter und liefert ungewohnt sanfte Klänge.

Arctic Monkeys
Foto: © Zackery Michael

Mehr Piano, weniger Gitarrensoli

Das erste Durchhören des Albums ist sicherlich überraschend und schwierig. Wer sich schon bei „AM“ mit den ruhig arrangierten Tracks schwergetan hat, dem wird diese Platte nicht zusagen. Wer auf kräftige Gitarrenriffs hofft, wie sie zum Beispiel im Song „R U Mine“ zu hören sind, der wird enttäuscht. Stattdessen geben die Arctic Monkeys dem guten, alten Piano viel Spielraum und setzten es in Zusammenspiel mit der Rhythmusgitarre ein. Dazu gibt es viele melodische Basslines, die leicht bluesig angehaucht sind und die Hintergrundmelodie übernehmen. Drummer Matt Helders ist nicht zu beneiden, denn wirklich viel zu tun hat er nicht. Keiner der Songs wird ekstatisch, zu keinem Zeitpunkt wird dem Schlagzeug freier Lauf gelassen, alles bleibt geordnet. Natürlich finden sich trotz der Piano-Dominanz auch wichtige Einsätze der Gitarre. Die erste Single des Albums, „Four Out Of Five“, macht mit einem tiefen Riff einen guten Anfang und hört sich damit noch am ehesten nach dem vorigen Album „AM“ an. Doch selbst hier halten sich alle Instrumente an eine strenge Linie und lassen den Titel nicht in einen rohen Rocksound abgleiten. Gitarrensoli sind vorhanden, finden aber meist im Hintergrund statt und mischen sich nicht allzu stark in den Gesamtverlauf der Songs ein. Das Album klingt vollwertig und geschmackvoll produziert, allerdings fehlen die wilden Momente, die der ursprünglichen Attitüde der Monkeys-Alben angehören. Statt verzerrten Gitarren, wird mehr auf eine akustisch anmutende Produktion gesetzt.

Der fehlende Kick

Daher läuft das Album so vor sich hin, ohne die Zuhörer mit musikalischer Extraklasse in seinen Bann zu ziehen. Ab und zu muss man schmunzeln, da Alex Turner die ein oder andere ironische Textzeile einbaut. So erzählt er auf „Ultrachesse“, dem letzten Song des Albums: «I might look as if I’m deep in thought, but the truth is I’m probably not. If I ever was.» Das entschuldigt allerdings nicht die fehlende musikalische Raffinesse. Je öfter man das Album hört, desto mehr kann man sich auf den neuartigen Stil einlassen und wird dabei nicht von der eigenen Erwartungshaltung gestört. Trotzdem gelingt es der Platte nicht, aus jener Kategorie von Musik auszubrechen, die an einem gemütlichen Abend mit Drinks im Hintergrund läuft. Die musikalische Vision der Briten fällt nicht sonderlich negativ auf, ist allerdings zu beliebig, um zu überzeugen. „Tranquility Base Hotel & Casino“ ist zu erwachsen, zu seriös und zu sanftmütig geworden, um mit den vorigen Studioalben mithalten zu können. Wollen die Arctic Monkeys ihren Status als eine der besten aktiven Rockbands halten, sollten sie auf der nächsten Platte wieder einen Schritt zurück wagen und sich an ihre Ursprünge erinnern. Die hatten es in sich.

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