Manchmal ist echt komisch: Da wohnt man monatelang direkt neben einem süßen Klamottenladen und schafft es trotzdem nicht, einfach mal reinzugehen. Was mich bisher davon abgehalten hat? Im Nachhinein kann ich das gar nicht so genau sagen.
Vielleicht war es ja der Boutique-Charakter? Der Laden sieht nämlich sehr stylish und dadurch relativ teuer aus. Und zugegeben: Wer auf der Suche nach Schnäppchen ist, wird im Friedrichshainer T E M P E R Store nicht fündig. Aber wer Lust auf skandinavisch-minimalistische Mode hat und für Lieblingsteile auch mal einen Euro mehr ausgibt, der kann hier das eine oder andere Kleidungsstück entdecken. Cos- und & other stories-Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten!
Bauhaus als Inspirationsquelle
Als ich es also endlich geschafft habe, dem Store einen Besuch abzustatten, wurde ich sehr herzlich von Stephanie Gorzynska, der Designerin/Store Managerin/Schneiderin/PR-Frau des Labels, begrüßt. Mir fiel direkt ihr Oversize-Pulli ins Auge, der mit braunen und rosafarbenen Kaffeebohnen in Plüsch-Optik verziert wurde. Witziges Teil, das man so nicht erwartet hätte, wenn man sich den Rest der Kollektion anschaut. Der ist nämlich deutlich zurückhaltender: Inspiriert vom Bauhaus-Stil überzeugen die meisten Kreationen mit klaren Linien. Voluminöse Schnitte und liebevolle Details, wie ein kontrastfarbenes Futter, Cut-outs oder umgekrempelte Säume, machen die Designs besonders. Überschnittene Schultern sind ein wichtiges Thema, aber auch Patchwork und Layering lassen sich häufig finden.
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Offen für Experimente
Außerdem experimentiert die 32-Jährige gern mit verschiedenen Stoffen. Neben klassischen Materialien wie Leinen, Baumwolle und Kaschmir verwendet sie beispielsweise auch Alcantara, ein robustes Textil, das sonst vor allem für Sitzbezüge in Autos oder Flugzeugen genutzt wird. Es gibt also nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu ertasten — was für jemanden wie mich, der immer alles anfassen muss, echt spannend ist.
Nächstes Ziel: Eigene Prints
Soweit, so toll! Und dann sehe ich eine Camouflage-Jacke. Leider. Ja ja, ich weiß: Camo ist diese Saison absolut angesagt (ist es das nicht irgendwie jede Saison aufs Neue? So wie Latzhosen?). Mein Ding ist das jedenfalls nicht. Aber gut, das ist mein persönlicher Geschmack — anderen gefällt es bestimmt. Dafür finde ich die anderen Kreationen wirklich schön! Apropos Muster: Stephanie hat sich vorgenommen, demnächst ein paar eigene Prints zu kreieren. Bis zum Herbst/Winter müssen wir uns allerdings noch gedulden, denn im Moment hat sie ganz schön viel um die Ohren — logisch, wenn man alles alleine macht. Falls mal kein Kunde im Laden ist, flitzt sie schnell in den hinteren Teil des Shops und schneidert das Modell nach, das sie gerade verkauft hat, entwirft neue Designs oder knipst ein Foto für Instagram. Zeit zum Durchatmen? Fehlanzeige. Aber wenn man seine Leidenschaft zum Job macht, ist das wohl der Preis, den man zahlt.
Männer müssen sich noch gedulden
Alleine arbeiten hat natürlich den großen Vorteil, dass einem niemand reinredet und man alles frei entscheiden kann. Allerdings heißt das auch, das manche Sachen erst mal zurückgestellt werden müssen. Wie beispielsweise eine Kollektion für Männer. Prinzipiell kann sich Stephanie schon vorstellen, ein paar Aufgaben abzugeben. Zur Zeit fertigt sie alle Kleidungsstücke von Hand an, aber vielleicht arbeitet sie irgendwann mit einem Assistenten zusammen oder lässt Miniserien produzieren. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was die T E M P E R Zukunft bringt. Bis es soweit ist, lohnt ein Besuch allemal.
Text: Maike Bartsch
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Öffnungszeiten:
Dienstag/Mittwoch: 14-20 Uhr
Donnerstag/Freitag: 13-20 Uhr
Samstag: 12-19 Uhr