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66. Berlinale: Alone in Berlin

Fallen ein paar Körner Sand ins Getriebe einer Maschine, arbeitet sie normal weiter. Doch wirft man noch eine Hand voll Sand hinterher, und noch eine, und noch eine – dann stoppt sie irgendwann.

Es ist das Jahr 1940, im Nazi-besetzen Berlin. Nach dem Tod ihres Sohn im Krieg auf französischem Boden haben Otto und Anna Quangel (gespielt von Brendan Gleeson und Emma Thompson), ein einfaches Ehepaar der Arbeiterklasse, plötzlich das Gefühl, dass sie nichts mehr verlieren können. Selbst das eigene Leben verliert an Wert. Was bleibt ist eine Klarheit über die Missstände der Gesellschaft: Die Lügenpresse und Propagandamaschine steuert die Köpfe der Menschen in ihrem Umfeld.

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Brendan Gleeson und Emma Thompson in Alone in Berlin – Foto ©: Marcel Hartmann / X Filme Creative Pool

So setzt sich eines Abends Otto Quangel an den Esstisch uns beginnt, Karten zu beschreiben. Mit warnenden Sätzen über die Presse und die Wahrheit über den Führer sowie der Aufforderung, die Karte nach dem Lesen an Mitmenschen weiterzugeben. Zuerst versteht ihn seine Frau Anna nicht. Was für einen Unterschied macht es, Karten zu schreiben? Aber nichts tun ist keine Option. Am nächsten Tag stellt das Paar die Karte an einem öffentlichen Ort aus, dem strengen Verbot ihrer Tat bewusst. Die Geschichte nach dem Roman von Hans Fallada basiert auf der wahren Geschichte von Otto und Elise Hampel, die von 1940 bis 1943 ihre Karten über ganz Berlin verteilten. Während der Film von Vincent Pérez in erster Linie davon erzählt, dass auch kleine Taten eine Veränderung schaffen können, gibt es auch eine zweite Ebene: Von einem Paar mittleren Alters, dessen Liebe erfroren schien und durch kleine gemeinsame Taten der Rebellion wieder zueinander finden. Die Bewunderung für den Mut des Partners schafft Platz für eine neue Liebe. Brendan Gleeson und Emma Thompson überzeugen als Paar, das für eine stille aber starke Liebe steht. Die kleinsten Gesten stehen für die größte Emotion.

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Schnurrbart kann nicht jeder tragen. – Foto ©: Christine Schröder / X Filme Creative Pool

Je mehr Karten geschrieben werden, desto dringlicher wird die Ermittlung des Kommissars (Daniel Brühl) gegen sie. Er sammelt ihre Karten und notiert Fundorte verteilt über Berlin. Daniel Brühl brilliert als Mann, der scheinbar einmal einen moralischen Kompass hatte, aber inzwischen von den Maschen der Nazis korrumpiert ist. Obwohl der Film einen zähen Anfang hat und sich nur langsam an der Kern seiner Protagonisten antastet, bleibt es bis zum Ende spannend, ob die Arbeiter letztendlich wirklich etwas bewegen und eine Veränderung schaffen können.

Alone in Berlin – Jeder stirbt für sich allein

Deutschland / Frankreich / Großbritannien 2016

Länge: 103 Min

Regie: Vincent Perez

DarstellerInnen:

Emma Thompson, Brendan Gleeson, Daniel Brühl
Mikael Persbrandt, Monique Chaumette

Wettbewerb

 

 

 

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