Wallis Bird ist verliebt. Zugegeben: Das war anhand des Covers nicht allzu schwer zu erraten. Zu sehen sind Wallis und ihre neue Partnerin Tracey. Eine Umarmung, die sinnbildlich für das ganze Album steht. Wallis ist durch sie angekommen, endlich zu Hause. Kein Wunder also, dass ihr neues Album den Titel „Home“ trägt. Am 1.2. steht sie damit auf der Bühne im Heimathafen Neukölln.

Während „ARCHITECT“ mit Singer-Songwriter-Funk um die Ecke kam, geht es auf der fünften Platte der gebürtigen Irin ruhiger zu. Der Titelsong als Liebeserklärung kommt da schon mal ohne Instrumente aus. Vom Folk geht es weiter zu Soul, Jazz und Beats. Erstmalig hat sich Wallis an den Synthesizer gewagten und klingt dabei, als hätte sie nie etwas anders gemacht. Ihr Geheimrezept: die Liebe, wie sie im Interview verrät. 

Neue Liebe, neue Platte. Bei dir hat sich in den letzten zwei Jahren einiges getan.

Total! Es ist, als würde ich alle drei Jahre eine neue Haut bekommen. Ich bin jetzt in einer wunderbaren Beziehung.

Was hat das in dir ausgelöst?

Ich bin ruhiger geworden. Bevor ich Tracey kannte, war ich immer ablenkt, immer unterwegs von Club zu Club. Irgendwann wog ich 40 Kilo von all dem Tanzen und den Drogen. Ich war nur noch ein dünnes Etwas. Klingt kitschig, aber: Die Liebe hat alles verändert. 

Dass du ruhiger geworden bist, hört man den Songs an, obwohl du dieses Mal auf die elektronische Schiene gegangen bist.

Ja, ich habe nur einmal den Arpeggiator vom Keyboard gedrückt und war baff. Früher hatte ich Angst vor Elektronik – jetzt habe ich nicht ein einziges Mal die akustische Gitarre benutzt.

Wallis Bird

Wallis Bird

Wovor hattest du Angst?

Ich liebe es, Elektronisches zu hören. Spielen wollte ich sie trotzdem nicht. Ich dachte, das können andere besser. Wie ich zu Hause an dem Keyboard saß, war plötzlich all die Angst weg.

Die Idee zu „Home“ stand schon vor dem letzten Album. Warum hast du trotzdem vorher „Architect“ veröffentlicht?

Ich habe noch auf den richtigen Moment gewartet. Ich wusste nur, dass die Platte „Home“ heißen soll und ich über Tracey und mich schreibe.

Wie hat Tracey darauf reagiert, dass quasi das gesamte Album von ihr handelt?

Am Anfang meinte sie noch „Fucking hell, du schriebst über mich?“. Ich habe sie gefragt, ob ich das lassen soll, aber sie meinte nein. Irgendwann ist daraus eine ganz natürliche Sache geworden.

Der Titelsong ist einer der ruhigen Momente, in dem nur deine Stimme im Vordergrund steht. Plötzlich ertönt Gelächter. Was ist das für eine Aufnahme?

Die ist von dem Abend, an dem ich Tracey das erste Mal getroffen habe. Meine Freunde und ich treffen uns häufig, um Musik zu spielen und nehmen das auf. Zwischendrin quatschen wir betrunkenen Bullshit. Hier hört man Tracey und mich lachen. Sie sagt. „Ich bin froh, dich getroffen zu haben.“ Ich wusste: Das muss auf den Song!

Songs über die glückliche Liebe können mit einem Diktat zur guten Laune gehörig auf den Keks gehen . Bei dir ist das nicht so. Musstest du dich da beim Schreiben zusammenreißen?

Gewissermaßen ja. Früher habe ich auf Songs wie „To my Bones“ geschrien – immer in der Hoffnung, mich für einen Moment gut zu fühlen. Wenn die Depression anfängt, dich nach unten zu ziehen, kannst du nur wenig machen. Jetzt weiß ich: Ich muss nicht laut sein, um mich stark zu fühlen. Ich gehe jetzt mehr in mich hinein und daraus ist Freude entstanden. Trotzdem will ich nicht diese „in your face“-Freude.

Ist das Album am Ende eine Hommage an die Liebe? 

Ja, an die richtige Liebe – nicht diese Teenage-Liebe. Und darum, immer wieder daran zu arbeiten. Ich weiß nicht, was in dieser Welt noch alles passiert, aber im Grunde geht es uns in der westlichen Gesellschaft gut. Ich bin gesund, jung, kann mein Miete bezahlen. Die Platte hält das fest – damit ich in schlechten Zeiten zurückschauen kann und weiß: Es gab eine Zeit, in der war alles cool.

Wallis Bird live: 1.2. im Heimathafen Neukölln

Wallis Bird -„Home“ erscheint am 30. September über Caroline (Universal Music).