Alle haben unterschiedliche Ansichten zur Jahreswende. Ganz viel planen, ganz wenig planen, muss supergeil werden, wird eh scheiße, am Besten eskalative Hausparty oder Hauptsache, vor Mitternacht nicht kotzen. Ballern, Böllern, Butter bei die Fische. Wie dem auch immer sei, wir tun unsere Pflicht als fleißige Partyinformanten und haben aus der Veranstaltungsflut ein paar Empfehlungen selektiert.
Birgit's Lullaby
Die Birgit schmeißt eine dieser Partys, bei denen Silvestermuffel problemlos das Feuerwerk verpassen können, indem sie drei Tage lang durchtanzen. Doppelter Anlass: Die Jahreswende bedeutet auch den Saisonschluss für die Dame am Schleusenufer. Hanne & Lore helfen. Deren Siegeszug durch die Clublandschaft begann vor knapp fünf Jahren auf dem Kiddaz FM-Ableger Style Rockets. Seit 2013 betreiben die Herforder ihr eigenes Imprint Heulsuse. Robert und Sam von umami betouren schon seit Ende der letzten Dekade das Nachtleben mit ihrem sphärischen Tech-House. Im Moment arbeiten sie an einer neuen EP und spielen am Schleusenufer ein Live-Set.
Ab Freitag, 23 Uhr im Birgit & Bier
New Year's Eve 2016
Der Typ ist unberechenbar. Abhängig von Ort, Publikum und Atmosphäre entfalten sich die DJ-Sets von Borrowed Identity individuell. Der Rahmen, in dem sich der junge Mann bewegt, ist zwar House, Techno und Disco, aber seine Engagements können auch in ein Freestyle-Ereignis abdriften. Das ist löblich, denn es gibt nichts Schlimmeres als DJ’s, mit vorgefertigten Playlist. Langweilig. Da ist uns ein Chamäleon wie Borrowed Identity lieber. Weitere Acts des Abends: ED ED aus Berlin, Ryan Davis mit seinem melodischen Techno-Sound, Oliver Schories (Foto) und Pampas Jakobus Siebels und Mense Reents alias Die Vögel.
Ab Freitag, 21 Uhr im Chalet
Schlechter Vorsatz
In der Silvesternacht kommen alle regelmäßigen MuF-Partys zusammen: Ursprünglich hatten K.I.Z.s DJ Craft die Reihe "Ehrenlos" nach einem Track ihres letzten Albums „Hurra die Welt geht unter“ benannt. Inzwischen hat der zweimonatliche Turn-up ein Eigenleben entwickelt. Zur Jahreswende ist ein echter Turntablist zu Besuch: Rob Bankz holte 2008 die Weltmeisterschaft. Von Düsseldorf aus hat sich der Partyrocker inzwischen nach New York, Peking, Moskau und Shanghai gescratcht und gecuttet. Hinter dem Pseudonym No Mango verbergen sich zwei ehemalige Mitglieder des frankodeutschen Soundsystems Irie Crew, die sich nach 10 Jahren im Dancehall-Geschäft plötzlich entschieden, fortan eine Frucht zu diskriminieren und vermehrt Trap und Future Beats aufzulegen. Die Selectah / Singjay-Dynamik haben sie beibehalten, nur wird das Publikum jetzt halt zu Rihanna, Flume oder Mura Masa angeschrien.
Ab Samstag, 23 Uhr im Musik & Frieden
Gretchen goes 2017
Dass im Gretchen der Jahreswechsel mit Black Sun Empire zelebriert wird, kommt nicht von ungefähr. Schließlich besteht zwischen dem Kreuzberger Club und dem niederländischen Drum’n’Bass-Act eine langjährige Verbindung, die bis zum Vorgänger-Club Icon reicht. Mit seinem dunklen technoiden Sound ist das Trio aus Utrecht gern gesehener Gast bei „Recycle“, Berlins dienstältester Partyreihe für Breakbeats. Gegründet Ende der 90er-Jahre haben Black Sun Empire inzwischen fünf Alben veröffentlicht und sind über den halben Globus getourt. Beliebt sind sie wegen ihrem Danceloor-Style und ihren coolen DJ-Skills. Mit am Start sind die Recycle Residents N'Dee, Mr. Jay und Survey.
Ab Samstag, 23 Uhr im Gretchen
New Year's Eve – Free Entry
Für die studentische Raverfraktion: Silvesterparty umsonst! Boogieman ist auch da, aber niemand muss sich fürchten. Der sympathische Ire ist Host der Reihe Which way to the Stars? im Crack Bellmer und auf verträumten Downtempo-House mit organischem Soundbild spezialisiert. Da ergänzt er sich gut mit Charlie Smooth, Zeremonienmeister der funkigen Get Deep-Partys im ://about blank. Der Norweger und Wahlberliner Jarle Bråthen klingt einen Tick digitaler, lässt aber Funk und Atmosphäre nicht missen. Eleganter kann man kaum ins neue Jahr gleiten.
Ab Samstag, 24 Uhr im Bohnengold
Suicide New Year
Drei Männer, eine Musiksozialisation. Der Schwede Samuel L Session, der Deutsche Mike Wall und der US-Amerikaner Bill Youngman haben in den 90er-Jahren angefangen, ihre Sporen in der elektronischen Musik zu verdienen. Mittlerweile sind sie zu erfahrenen DJs, Produzenten und Labelbetreibern gereift und mit allen Wassern gewaschen. Dabei könnten sie in ihrer Orientierung nicht unterschiedlicher sein: Während Samuel L Session für die härtere Gangart des Schweden-Techno steht, ist Mike Wall im Minimal groß geworden und Bill Youngman ein Experte für grobkörnigen Elektro. So sind sie auch ein Beispiel dafür, wie vielseitig sich elektronische Musik von den frühen 90er-Jahren bis heute entwickelt hat.
Ab Samstag, 23 Uhr im Suicide Circus
Silvester Lido! Lido! Party! Hits!
Sekt und Schnaps, Sambuca und Seifenblasen, Lollies und Luftballons – Hier findet die klassische Silvesterparty statt, wie man sie früher schon im familiären Wohnzimmer hatte. Inklusive Musik jeder poprelevanten Dekade. Nur halt im prall gefüllten Lido. Das bezaubernde DJ-Duo Fleshdance weiß zu feiern, wie man es von einem verheirateten Paar nicht erwarten würde. Außerdem kennen sie sich in den 80ern aus. Last Night a DJ saved my life. Vielleicht waren es ja Pohlmannstyle & Danny D. mit ihrer Trash-Pop und Alltime-Classics Selektion? Unwahrscheinlich. Dann doch eher die Berliner Punkgarde. Christough, Bassist von Jennifer Rostock, und sein Saufkumpel Fabi Feuer, Sänger und Gitarrist von Kotzreiz, präsentieren uns eine Hip-Hop-lastige 90s Playlist. There’s not a problem that I can’t fix. Warum? ’Cause I can do it in the mix. Wenn einer keinen Spaß hat, kommt die Partypolizei.
Ab Samstag, 23 Uhr im Lido