raving iran, techno, kino, film, Auftritt, verboten, Untergrund

Auch im Iran wird auf Partys zu House oder Techno getanzt und es gibt DJs, die diese Musik produzieren. Dass beides jedoch von staatlicher Seite verboten ist und daher heimlich stattfinden muss, davon erzählt dieser Dokumentarfilm der deutschen Filmemacherin Susanne Regina Meures.

Sie begleitet die in Teheran lebenden DJs Anoosh und Arash, die unter dem Namen Blade & Beard auftreten. Im Iran sind sie extrem angesagt, obwohl ihre Raves im Verborgenen und unter strengster Geheimhaltung stattfinden müssen und ihre Platten offiziell nicht verkauft werden dürfen, denn ihre Musik ist der Staatsmacht zu westlich. So leben die beiden Musiker täglich mit der Gefahr, im Gefängnis zu landen. Solch ein dauerhaftes Arbeiten im Untergrund geht an die Substanz, sodass die beiden gefeierten Partymacher immer öfter daran denken, ihrem Heimatland den Rücken zu kehren und ihren Traum vom Musikproduzieren und Plattenauflegen im Ausland zu verwirklichen. Als sie zur Streetparade in Zürich eingeladen werden und dafür ein Fünftagesvisum für die Schweiz bekommen, gewinnt die Frage, ob sie danach überhaupt in den Iran zurückkehren wollen, plötzlich an Dringlichkeit.

raving iran, techno, kino

Auch in der Wüste wird geravt. © Rise & Shine Cinema

Um die Arbeit, den Alltag und die veranstalteten Partys des DJ-Duos im Iran einzufangen, musste Susanne Regina Meures größtenteils mit versteckter Kamera arbeiten. So wurden die Bilder mit einer unauffälligen Fotokamera gedreht oder sogar mit dem Handy. Die Gesichter der Freunde und Geschäftspartner wurden verpixelt, Namen und Orte geändert, um diese noch im Iran lebenden Menschen nicht zu gefährden. So ist Meures Dokumentarfilm auf der Bildebene nicht sonderlich anspruchsvoll, erreicht dafür aber einen hohen Grad an Authentizität.

raving iran, techno, kino

Am Ende ist es überall gleich. Glücklich zu Boden getanzt. © Rise & Shine Cinema

Was wir als selbstverständlich erachten, dass Musiker ihre – zudem unpolitische – Musik problemlos produzieren, spielen und verkaufen dürfen, wird im Iran zu einer Odyssee der Frustration. Die Behörden haben sehr genaue Vorstellungen, welche Musik hergestellt werden darf, welche Rollen Frauen darin zu spielen haben (sie dürfen nur im Hintergrund singen) und wie das dazu gehörige CD-Cover auszusehen hat. Entsprechend unmöglich ist es, jemanden zu finden, der die CD-Hüllen druckt oder die Musik gar vertreibt. So wird man als Zuschauer unweigerlich hinein gezogen in eine Welt perfider Restriktion und Willkür, in der ein wenig Unachtsamkeit einen sofort hinter Gittern bringt. Dieser alltägliche Nervenkrieg der beiden Protagonisten sorgt für die nötige Dynamik und den dramaturgischen Faden dieses bereits auf zahlreichen Festivals ausgezeichneten Dokumentarfilms, der zudem einen interessanten Einblick in die wenig bekannte Musikszene eines Landes unter einem harschen Religions-Regime gewährt.

Raving Iran

Länge: 84 Minuten

Buch/Regie: Susanne Regina Meures

Musik: Ghazal Shakeri, Stefan Willenebber, Roland Widmer, Blade&Beard

Besetzung: Anoosh, Arash