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Gestatten, die ungewöhnlichen Kinder.

[030] Filmkritik: Die Insel der besonderen Kinder

 

Schon sehr kurz nach Veröffentlichung von Ransom Riggs' Bestseller „Miss Peregrine's Home for Peculiar Children“ begann ein Bieterwettstreit um die Filmrechte. Den Zuschlag erhielt schließlich 20th Century Fox und verpflichtete mit Fantasy-Spezialist Tim Burton ein passendes Zugpferd für die Umsetzung des Jugendbuchstoffs.

Die Prämisse „Genetisch vererbte besondere Fähigkeiten, müssen sich vor der Außenwelt verstecken, noch dazu gibt es auch böse Figuren mit besonderen Fähigkeiten“ wird kaum jemand innovativ finden, gibt es sie doch seit den X-Men, mit jungen Beispielen wie Heroes oder Chronicle. Sie bearbeitet aber auch die Ideen, von denen man selbst als Kind wahrscheinlich fasziniert gewesen wäre, wenn man sich zurückerinnert. Die geheime Welt, die enge Gruppe von Freunden, die diese bewohnt, die Realitätsflucht. Das Ganze koppelt man dann mit der richtigen Dosis Action- und Horrorsequenzen, die auch einem an Erwachsene gerichteten Stoff entstammen könnten und einer impliziten Auseinandersetzung mit Themen wie Gottfantasien, Eifersucht und Außenseitertum und man erhält eine sehr kurzweilige Mischung, die eine breite Demographie anspricht. Tim Burton schafft es glücklicherweise darüber hinaus, nicht nur schematisches Popcorn-Kino zu produzieren, sondern ein Märchen mit Herz und Tiefe und glaubwürdigen Figuren, mit denen wir gerne mitfiebern.

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Gestatten, die besonderen Kinder.

Jake, durch dessen Augen die Geschichte erzählt wird, hat von seinem Opa sehr fantastische Geschichten über dessen Jugend in einem Heim für Kinder mit besonderen Begabungen erzählt bekommen. Jakes Vater tut diese Unglaubwürdigkeiten als Verarbeitung des Traumas der Flucht vor dem Zweiten Weltkrieg ab. Die kindliche fantastische Welt und der reale Schrecken werden hier sehr geschickt kollidiert. Tatsächlich könnte man den ganzen Film auch als einen Traum Jakes lesen, der von seinen Eltern unverstanden ist und sich deshalb nach dem erschütternden Tod seines Großvaters in dessen alte Fantasien flüchtet. Diese Ambiguität steht aber später nicht mehr im Vordergrund der Inszenierung. Emma, in die Jake sich verliebt, muss Bleischuhe tragen, weil sie sonst davonschwebt und stellt ihn natürlich vor die Entscheidung, sein Leben in der fantastischen Welt mit ihr zusammen zu verbringen oder zu seiner Familie in die Normalität zurückzukehren. Eva Green spielt die Heimleiterin Miss Peregrine, die ihre Pflichten, die Kinder vor den Bedrohungen der Außenwelt zu beschützen, sie gleichzeitig aber immer wie Kinder zu behandeln, mit denen man ungern über düstere und negative Dinge spricht, balancieren muss.

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Es kommt zu Romantik zwischen Jake und Emma.

Dabei hat das Heim schon vor Einbruch des Horrors aus der Außenwelt sehr düstere Ecken: Enoch besitzt die Fähigkeit, tote Wesen zum Leben zu erwecken und nutzt sie, um sich selbst mit Gladiatorenkämpfen zu unterhalten. Victor ist lange tot, wird aber weiter in seinem Zimmer aufbewahrt und gepflegt, da Enoch ja seinen Körper, wenn auch nicht seinen Geist, für eine gewisse Zeit auferstehen lassen kann. Manche Figuren scheinen unter ihrem Potential zu verbleiben, was möglicherweise eine Differenz zur Buchvorlage darstellt. Horace zum Beispiel, dem gut gekleideten und höflichen Psychic, der in die Zukunft sehen und seine Träume projizieren kann, sollte eine deratige Gabe auch eine Bürde sein. Olive kann ihren Freund Enoch nicht anfassen, weil sie ihn verbrennen würde, ein Motiv, das der Rogue aus dem X-Men Universum sehr ähnlich ist, jedoch nur sehr beiläufig erwähnt wird. Da war Potential, vor Allem die Nebenfiguren noch etwas komplexer zu machen und eine ganze Welt aufzubauen, wie es andere erfolgreiche Jugend-Franchises tun. 

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Spawn? Slenderman? Mitunter geht es gut zur Sache.

Alle der in einer Zeitschleife lebenden Figuren haben ein Kreuz zu tragen und ein Weiteres schwebt über ihnen als Gemeinschaft, nämlich der reale geschichtliche Horror. Früher oder später muss sich die schützende Schleife auflösen und die Bomben der deutschen Flieger, vor denen schon Jakes Großvater geflohen ist, fallen auf das Kinderheim. Gerade der ausgegrenzten Minderheit gelingt es bei Burton natürlich, ihr Schicksal so lange wie möglich hinauszuzögern, es kann aber niemals vollständig abgewehrt werden. Als es nicht mehr die Nazis sind, sind es die Hollows, feingliedrige große Monster im Todd MacFarlane-Stil, die die Verfolgung übernehmen und die Augen der Kinder essen wollen. Für die ganz Kleinen ist dieser Film definitiv nicht geeignet und für Erwachsene absolut unterhaltsam. Man darf gespannt sein, ob uns auch zu den beiden existierenden Fortsetzungsromanen Kinoadaptionen erwarten.


Die Insel der besonderen Kinder
Länge: 
127 Minuten
Regisseur: Tim Burton
Darsteller: Eva Green, Asa Butterfield, Samuel L. Jackson
 

Deutscher Kinostart: 6. Oktober 2016

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