Ziúr, Peaches, Südblock, Boo Hoo, 030 Magazin

Mika Risikos düsterer, basslastiger Sound ist unbequem und fordernd. Sie entführt den Hörer in dunkle, geheimnisvolle Welten. Als DJ ist sie lokal verwurzelt. Mit ihrer eigenen Partyreihe im Südblock als auch im OHM, SchwuZ oder dem KitKatClub. Als Teil der Gruppe Sister kämpft sie gegen die Männerdominanz im elektronischen Musikzirkus.

Wer ist Ziúr?

Ziúr ist eine Verknüpfung falscher Tatsachen und ein zufälliger Geniestreich des Universums.

Bist du dann auch zufällig zur Musik gekommen?

Musik war in meinem Leben immer ein zentrales Thema, der Karriere-Move kam schleichend, macht aber mit der Zeit betrachtet vollkommen Sinn.

Wie unterscheidet sich der Sound den du auflegst von dem, den du selbst produzierst?

Bei meinen Produktionen folge ich nicht allzu vielen Regeln und am Ende sind meine Tracks immer etwas weird.  Beim Auflegen ziele ich generell darauf ab, meine Sets genreübergreifend und so ausschweifend wie möglich aufzubauen. Ich spiele mit Brüchen, mag die Berg- und Talfahrt. Allerdings ähneln sich die Tracks meistens in ihrer Stimmung. Hierbei nehme ich das Publikum mit auf eine kleine Reise. Ich mag es, die Hörgewohnheiten der Leute zu strapazieren und zu fordern. Jenes finde ich vor allem wichtig weil viele DJs gerade die Tracks auflegen, die das Publikum hören will, auswendig kennt und schon bis zum Erbrechen in ihren Spotify Playlists auf und ab gespielt hat. So tritt man allerdings konstant auf der Stelle. Dies ist eine von mir vollkommen unverständliche Motivation und Herangehensweise an Musik.

Und was sind deine schönsten Erinnerungen an die Tour mit Peaches?

Eine der schönsten Erinnerungen war Peaches‘ Konzert in Paris, einen Monat nach dem Anschlag. Wir waren auch zuerst für das Bataclan gebucht, da waren wir alle schon ein wenig nervös. Allerdings war die Energie dieses Abends so unglaublich magisch, zudem noch in La Cigale, dem schönsten Venue in dem ich je gespielt habe. Es war ein Gefühl von Zusammenhalt in der Luft, wie ich es selten auf Konzerten erlebt hatte, ziemlich unbeschreiblich.

Ist Musik die einzige Kunstform in der du dich ausdrückst?

Grob gesehen ja, allerdings bin ich auch Teil von ‚Wild Minds‘, einer Theater Performance von Marcus Lindeen über Leute, deren Tagträume Überhand nehmen, die wir seit 2013 auf Theater Festivals, zumeist in Schweden aufgeführt haben. Kürzlich waren wir aber auch an der Schaubühne zu Gast.

Was genau ist ‚Sister‘ und warum ist ein solcher Zusammenschluss notwendig?

‚Sister‘ ist eine geschlossene, ‚invite only‘ Facebook Gruppe für Frauen und nicht binäre Produzentinnen und DJs. Mittlerweile umfasst die Gruppe über 700 Mitglieder aus aller Welt und dient dem Austausch und der Vernetzung. Da es leider immer noch so ist, dass die Musiklandschaft sowohl vor als auch hinter den Kulissen von Männern dominiert ist, und Frauen oder nicht binäre Personen gerne mal belächelt werden, ist es super, dass sich ‚Sister‘ in einer Grassroot-Form dafür einsetzt der Maschinerie entgegen zu arbeiten.

Erzähl mir etwas über deine Partyreihe ‚Boo Hoo‘!

‚Boo Hoo‘ ist eine von Joey Hansom und mir kuratierte Partyreihe, die das Ziel hat Musik zu fördern, die man nicht allzu oft in Clubs hört. Hierbei versuchen wir, sowohl für die Künstler als auch die Gäste eine offene und einladende Atmosphäre zu schaffen. Generell wirst du außerdem keine ‚Boo Hoo‘-Party finden, deren Line Up überwiegend aus weißen Typen besteht, da wir versuchen, vor allem in der Musiklandschaft unterrepräsentierten Gruppen ein Forum zu bieten.  Ich glaube fest daran, dass ein gezieltes Booking und sorgfältig ausgewählte Acts eine Stimmung kreieren, die den Charakter des Abends so prägt, dass sich am Ende alle Beteiligten pudelwohl fühlen und dadurch ein größerer Zusammenhalt geschaffen werden kann. Kurz gesagt,’Boo Hoo‘ ist kein Ort für Arschlöcher.

Wenn du eine Sache an unserer Gesellschaft ändern könntest, was wäre das?

Ahhh nur eine Sache? Hier sind meine Top 3: Xenophobie aus den Köpfen, Hierarchien abbauen und die Abschaffung des Patriarchats.

https://soundcloud.com/tropical-waste-1/ziur-on-nts

DJ Dates:

22.04. Leipzig, Institut für Zukunft
04.05. Berlin, Ohm
20.05. Berlin, SchwuZ
29.05. Berlin, Flutgraben
04.06. Berlin, Torstraßen Festival
24.06. Berlin, ://about blank

Foto ©: Claudia Kent