Am 5. März findet eine Podiumsdiskussion im Prenzlauer Berg statt. Das Thema „War das alles nur ein Mythos?“ aus der Reihe „Wendezeit – Wenn das Private politisch wird“ wird von vier Frauen in Bezug auf die weibliche Emanzipation der DDR diskutiert. Aber was bedeutet das genau?
DIE DDR
Die DDR scheint heutzutage wie ein Mythos: Man behandelt sie mangelhaft im Geschichtsunterricht (wenn überhaupt!) oder kennt sie aus den Erzählungen der Eltern und/oder Großeltern. Deswegen: kurzer geschichtlicher Rückblick. Nach der Aufteilung des im Zweiten Weltkrieges-besiegten Deutschlands errichtete die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands die DDR in der sowjetischen Besatzungszone. Die Teilung der DDR von der BRD war ein klares Zeichen: Die staatliche Ideologie wurde als kompromisslos marxistisch-leninistisch festgelegt. Im Mittelpunkt standen die sozialistischen Werte, also das Bestreben des sogenannten „Arbeiter und Bauern“-Staates nach einer befreiten Gesellschaft für Alle. Bereits 1949 (9 Jahre vor der BRD!) wurde die Frau in die Verfassung der DDR als absolut gleichberechtigtes Subjekt aufgenommen. Die Frau konnte nun endlich arbeiten; das heißt sie konnte sich eine finanziell-unabhängige Struktur von ihrem Ehemann oder Vater schaffen und was zum Wiederaufbau der Republik selbstständig beitragen. Beides war offensichtlich im Interesse des sozialistischen Frauenbildes.
DIE SACHE MIT DER GLEICHBERECHTIGUNG
Die Frauen der DDR waren Arbeiterinnen in Vollzeit, doch noch zudem: Vollzeit-Mütter und Vollzeit-Ehefrauen. Diese Doppelbelastung führte zu einem Rückgang der Geburtenrate, die durch schmerzfreie Eingriffe schnell gelöst werden konnte. Frauen bekamen während der Schwangerschaft und 1 1/2 Jahre danach ihr volles Gehalt ausgezahlt, ausreichend Kitaplätze erleichterten der Berufstätigen das Leben. Du hast endlich die Möglichkeit zu arbeiten, es ist sogar zu einem Ideal geworden eine tatkräftige Arbeiterin zu sein und da bleibt Mal eben weniger Zeit für Kinder. Tatsache: 91,3% der Frauen in der DDR waren in 1986 berufstätig, im Vergleich dazu: ca. 50% der BRD Frauen. Trotzdem wurden die meisten (staatlichen) Führungspositionen währenddessen trotzdem hauptsächlich von Männern besetzt. Eine eher traditionell-patriarchale Familienordnung blieb erhalten. Das heißt: Mann gut, weil männlicher Mann – Frau schlecht, weil Frau. Trotzdem gab es nun deutlich mehr Ärztinnen, Richterinnen und Wissenschaftlerinnen als zur gleichen Zeit in Westdeutschland. Ein Erfolg, der sich auch im Frauenkampftag manifestierte.
FRAUEN KÄMPFEN – HIER UND ÜBERALL!
Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung ging der 8. März als Frauenkampftag in der wiedervereinigten BRD verloren. Er gilt als Feiertag der DDR; in den ehemaligen DDR-Staaten schenkte man seiner Mutter oder Ehefrau noch eine Blume oder gratulierte kurz und knapp. Der 8. März wurde vom „FrauenKAMPFtag“ zum „Frauentag“. Diese Tradition, die auf über hundert Jahren Frauenrechtsbewegung beruht, wurde in den letzten Jahren von linken Organisationen nochmal wiederbelebt. Ob SozialistIn oder nicht, die noch heute fortschreitenden feministischen Kämpfe auf der Welt gehen uns alle an! Die tägliche patriarchale Gewalt und die anhaltende Doppelbelastung der Arbeiterin und Hausfrau zeigt: Es ist noch nicht vorbei. Ob DDR, BRD oder beides zusammen – eine geschichtliche Auseinandersetzung schadet nicht, sie bildet! Deswegen, auf geht’s zur Podiumsdiskussion zur Lage der DDR Frauen!
Frauen in der DDR | Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner | Bibliothek am Wasserturm
05.05.2020 | 19 bis 21:15 Uhr
Prenzlauer Allee 227/28
10405 Berlin
Hier geht es zur Veranstaltung!
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