Fashion Week, Mercedes Benz, 030, Berlin, Unter den Linden

Fashion Week in Berlin! Bereits etliche Tage vor dem offiziellen Beginn, war meiner Facebook-Timeline zu entnehmen, dass die MB-FW, bzw. etwas über SIE zu posten, wieder zu einem DER „FB-Must-Dos“ heranwachsen würde. So nahm ich mir vor, sie zu besuchen, um anschließend einen kleinen Eindruck von diesem, zweimal im Jahr statt findenden, Event vermitteln zu können. 

Von einem Event, das zumindest so wichtig ist, dass deswegen die Straße des 17. Juni gesperrt wird. Direkt dort, am Brandenburger Tor, befindet sich das Hauptzelt der MBFW, welche es seit 2007 in Berlin gibt. Nachdem ich mir am Montagmorgen um 10 Uhr am Pressehäuschen meine Füße abgefroren hatte, bekam ich meinen freudig erwarteten Presseausweis und mein Giftbag. Giftbags sind super! Dank Giftbag, mit Blasenpflaster & Nagellack ausgerüstet, ging es los: Betritt man das Hauptzelt, das einem überdimensionalen, weißen Container ähnelt, sticht einem, nachdem man den roten Teppich und die Einlasskontrollen hinter sich gelassen hat, direkt der maßgebliche Unterstützer “Mercedes Benz” ins Auge – mit einem knallblauen, im Scheinwerferlicht funkelnden Cabriolet der Luxusklasse.

Fashion Week, Mercedes Benz, 030, Berlin, Unter den Linden

Wasser und Sekt gibt es gratis; Currywurst für schlappe 4 Euro. Es finden sich Stände, an denen man die Nägel lackieren, die Haare machen oder sich schminken lassen kann. An anderer Stelle bekomme ich gratis ein neues “Superwasser”, welches mit Hyaluronsäure versetzt ist. Ein kleines Notizheft von Herlitz darf ich mir in der Halle, die etwa die Größe einer kleinen Sporthalle besitzt, ebenfalls zusammenstellen. Mitunter beschleicht mich das Gefühl, auf einer klassischen Messe zu sein, wäre da nicht hinten rechts in einer Ecke “Runway” zu lesen. Je nach Designer, benötigt man eine Einladung zu der Show. Hier, auf dem „Brandenburg Gate Runway“, zeigen international bekannte Designer wie Marc Cain oder Baldessarini ihre Kreationen. Die Shows, die je ca. 10 Minuten dauern, gefallen mir. Es sind tatsächlich einige, vollends tragbare Outfits dabei, die ich am liebsten sofort mitnehmen würde. Besonders beeindruckt mich der Designer Marcel Ostertag mit seinen extravaganten, mondänen aber auch seicht fließenden Kreationen, der übrigens im März mit seinem Label von München nach Berlin zieht. Er zeigt seine Kunst in einer der Offsite – Locations, in der Heeresbäckerei in Kreuzberg, einem beeindruckenden Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert. Diese Location ist definitiv mein Favorit. Sie bildet, mit ihren Säulen, dem edlen Holzboden und dem typisch, rauen Fabrikcharme, das ideale Pendant zum typisch kalten Fashionflair des Hauptzeltes.

Oh, Du unbekannte Modewelt

Fashion Week, Mercedes Benz, 030, Berlin, Unter den Linden

Die Modewelt war eine mir bisher recht unbekannte Welt und entsprechend hatte ich zu Beginn der Woche, neben meiner Neugier, etwas Angst. Angst, zu unwissend zu wirken, Angst, dass ich nicht passend gekleidet sein könnte oder, oder, oder! Zudem begleiteten mich meine Vorurteile, auf fürchterlich oberflächliche Menschen zu treffen, auf ungesund dünne Mädchen auf dem Laufsteg. Kleine It-Boys und It-Girls, die sich in den Front-Rows tummeln, bekleidet mit “Hauptsache die Welt sieht, wie wichtig ich bin!" Boys & Girls, die hoffentlich noch ihr eigenes Selbst entdecken werden. Dies traf zu. Jedoch begegneten mir ebenso interessante und tolle Menschen, darunter eine ganz entzückende Dame, die mit ihrem Monchichi vor meiner Kamera posierte, bunt und schillernd gekleidete Personen, denen man ansah, dass sie kein Kostüm trugen sondern wirklich sich selbst mit ihrer Kleidung ausdrückten. Alles in allem hatte mir die Woche einige Freude bereitet, die After Show Party von Anne Gorke im LNFA bildete mein letztes Etappenziel. Wichtig! Wenn ihr Lust habt euch, grandios verkleidet, von ausgezeichneten Fotografinnen ablichten zu lassen, müsst ihr dort unbedingt hin! Schicke Longdrinks, ausgefallene Deko, exklusive Designermode plus Fotostudio inkl. dazugehörigem Kostümfundus – alles gebündelt in einem Store. Inspiriert von spannenden Menschen und beruhigt, dass man vor dem Besuch der Fashion-Week auch als Modeweltneuling keine Angst haben muss, endete meine Fashion Woche dort an der Bar, passend mit einem zauberhaft, fancy-pinken Sekt in der Hand. Eine Woche voller neuer Erfahrungen, einigem Modetalk und einer Menge Geschenke & Giftbags – Giftbags sind wirklich super! Den Hype, der um die MBFW gemacht wird, find ich aktuell noch nicht gänzlich gerechtfertigt. Ein Tag an dem einzig Berliner Jungdesigner, gesponsert,  zeigen dürften, wär doch mal ein sinnvoller, nachhaltiger Zugewinn.

Fashion Week 2016

Ein Tag an dem frischer, pur authentischer Jungwind, vor internationaler Presse, die seltene Chance bekäme, sein Herzblut auf dem Runway zu präsentieren. Ohne eigenen finanziellen Background, ist es nämlich, insbesondere für Jungdesigner, in der Regel nicht möglich eine ca. 20.000 Euro teure Show zu stemmen. Die gezeigten Kollektionen der Berliner Jungdesigner – präsentiert durch Models mit einer gesunden 36. Das würde das Event aus meiner Sicht ebenfalls ein weiteres, kleines Stück vervollkommnen. Die Mercedes Benz Fashion Week ist ein ansehnliches, extrem gut organisiertes Event mit noch so viel Potential, kombiniert mit dem so besonderen Potential dieser Stadt – der Seele Berlins, könnte garantiert etwas absolut Einzigartiges entstehen. Mehr von der Seele Berlins! Mehr Berlin als ein MasterCard-Fotoautomat, bei dem man aus 5 Antwortmöglichkeiten wählen muss, wie Berlin man ist. Schnappt euch die Berliner Kreativindividualisten. Eine Berliner Mercedes Benz Fashion Week verlangt nach mehr als nur nach kühler Modecoolness – nach mehr Prunk, mehr Bucht, mehr Bunt, mehr Schwarz, mehr Club, mehr Kunst, mehr Punk, mehr Spree, mehr Historie, mehr von dieser heißgeliebten, dreckigen, gold-glitzernden Stadt.

Fotos: Caroline Waldhoff