Ist das noch Literatur?, Rich Kids of Literature, Korbindian Verlag, Lesung, Literatur, Berlin, 030 Magazin

Schluss mit dem pseudoelitären Gepose: Seit Mai 2016 veranstalten die selbsternannten Rich Kids of Literature die etwas andere Literaturshow „Ist das noch Literatur?“, bei der gelesen, aber noch mehr diskutiert wird. Über Vaginaltunnel zum Beispiel – oder literweise Morphium. Und warum das alles? Wir trafen die Truppe auf ein Bier.


Eine Kreuzberger Kneipe am Donnerstagabend: Trump ist Präsident und Leonard Cohen mucksmäuschentot. „Auf was soll man bloß anstoßen?“, empfangen uns die Rich Kids Of Literature. Gute Frage. Ein Bierchen geht trotzdem. Oder zwei. Am Tisch sitzt eine illustre Runde aus Magazin-Schreiberlingen, Regie- und Literaturstudenten und freien Autoren. Mythen-Tanten, Ex-Waldorfschüler und Mongos, nennen sie sich selber. Was alle vereint, ist das gemeinsame Literaturkollektiv, der Korbinian Verlag und zwei Lesungsreihen, die eigentlich alles sind, nur keine klassischen Lesungsreihen. Klingt verwirrend, ist es aber nicht.

Ist das noch Literatur?, Rich Kids of Literature, Korbindian Verlag, Lesung, Literatur, Berlin, 030 Magazin

Ist das noch Grafik? Die Rich Kids of Literatur

Alles Gute fängt mit einem Schnaps an

Korbinian Verlag – das sind seit Mai 2015 Katharina Holzmann, Sascha Ehlert und David Rabolt, die trotz Literaturaffinität mit den modernen Werken nichts anfangen können. „Langweilig“, sagen sie. „Da ist dieser Jugendliche von heute, der seinen ‚Oh, ich gehe nach Berlin und explore mich’-Roman schreibt. Das zeckt doch nicht an.“ Im Suff kam deshalb die Idee, selber Texte zu verlegen, die in Deutschland keine Plattform erhalten – ganz ohne Literaturagentur im Rücken. Einen Suff-Abend später wurde mit Freunden das Kollektiv „Rich Kids of Literature“ gegründet – noch ein paar Schnäpse später die Veranstaltungsreihe „Ist das noch Literatur“. 

Funkige Literaturshow statt Poser-Lesung

Das Prinzip der Reihe ist einfach: Grenzen austesten und alles rund um Literatur „funkiger“ machen. Elitärer Schnickschnack? Nein, danke. „Bei Literaturveranstaltungen wollen intellektuelle Menschen ihr Know-how im Monolog austauschen. So ein Rumgepose. Wir wollen davon weg und machen lieber eine Literaturshow“, erklären sie. Und welche Themen zecken nun so richtig an? „Bücher, in denen es um Gewalt oder Drogen geht – die Themen, die die große Weltliteratur bewegen.“ Zwei bis drei solcher Texte werden für jede Veranstaltung ausgewählt. Fest steht, dass zwei Autoren eingeladen werden. Was ansonsten passiert, wird dem Zufall und dem Publikum überlassen.

Emotional und anarchisch

Steif sitzen und lauschen muss hier niemand: „Im Bestfall kommt eine Diskussion zustande. Dabei kann man ruhig emotional werden. Man darf aber auch nichts sagen und einfach was trinken.“ Die nächste Gelegenheit bietet sich am 27. Januar in der Rumbalotte. Präsentiert wird das Schwesternprojekt von „Ist das noch Literatur“, das noch „anarchischer“ werden soll. Statt prominenter Gäste werden hier unbekannte Autoren vorgestellt. Bleibt nur noch eine Frage offen: Was ist denn nicht Literatur? „Das wollen wir während der Veranstaltung gar nicht klären. Ist das noch Literatur? Scheiß egal eigentlich!“ Na denn: Prost.

Rich Kids Of Literature: Am 27.1. in der Rumbalotte.