Häusliche Gewalt war schon vor und ist auch während der Corona-Krise ein Thema von großer Bedeutung. Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote sind als Maßnahmen für das Eindämmen der exponentiellen Ausbreitung des Viruses definitiv enorm wichtig. Doch nicht für jeden bedeutet das eigene Zuhause auch einen sicheren Ort zu haben.
Opfer häuslicher Gewalt sind dadurch zur Zeit einer erhöhten Gefahr ausgesetzt. Diese Gefahr ist weltweit zu beobachten, denn zu der Extremsituation kommen auch noch finanzielle Sorgen und die dauerhafte Kinderbetreuung, welche viele Menschen zusätzlich belasten. Das Resultat ist, dass es schneller zur physischen Gewalt als normalerweise im alltäglichen Leben kommt. Des Weiteren ist es für die betroffenen Frauen noch schwerer ihren Partner zu verlassen, da sie von der Außenwelt stärker isoliert sind. Der Partner ist ständig in der Nähe und das Opfer mag nicht immer in der Lage sein, ungestört Beratung per Telefon oder Internet einzuholen. Auch Kinder und Jugendliche trifft diese Ausnahmesituation stark.
KINDER & JUGENDLICHE:
GEFANGEN IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN!
Kinder und Jugendliche sind der Gefahr häuslicher Gewalt noch stärker ausgesetzt, denn mit Schließung der Kindergärten und Schulen entfällt die soziale Kontrolle. Während sonst der/die Lehrer*in oder Erzieher*in die Missstände in den Familien und Gewalt an den Kindern sowie auch den Frauen auffallen, bleiben diese nun hinter den vier Wänden des Privaten verborgen. Des Weiteren wird auch die Arbeit der Jugendämter nicht mehr zu 100% verfolgt und läuft derzeitig nur im Notbetrieb. So trifft die Hilflosigkeit der Opfer und die vermeintlich schlechtere Laune der Täter unkontrolliert aufeinander ohne das sofort Abhilfe geschaffen werden kann. Bereits jetzt habe sich die Anzahl der eingegangenen Notrufe von Frauen bei der Polizei verdoppelt.
DIE REGIERUNG MUSS NUN SCHLEUNIGST HANDELN!
In der Quarantäne-Stadt Wuhan in China habe sich die Anzahl gemeldeter Fälle von häuslicher Gewalt verdreifacht, in den USA in Portland verzweifacht und in ganz Europa ist ebenfalls ein Anstieg der Zahlen bei entsprechenden Hilfsorganisationen zu beobachten. Jedoch ist die Situation in den Frauenhäusern in Zeiten dieser Pandemie noch komplizierter als sie so schon ist. Vor der Corona-Krise fehlte es Frauenhäusern an Kapazität, Personal und Ressourcen. Umso trauriger, dass erst eine Ausnahmesituation die Bundesregierung zum schnellen Handeln forcieren muss, wo doch das Problem schon seit Jahren existiert. Bereits 2018 war die finanzielle Situation und der Platzmangel der 350 Frauenhäuser und 40 Schutzwohnungen in Deutschland alarmierend. An einem Stichtag im März 2018 war laut zentraler Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF) in drei Bundesländern kein einziger freier Frauenhausplatz mehr zu finden und betroffene Frauen konnten nicht aufgenommen werden. Umso dringender ist es, dass die Bundesregierung in dieser Zeit handelt. Denn viele Opfer werden sich auch erst nach dieser Krise melden können und können somit vorerst nicht in dem System erfasst werden.
AUGEN UND OHREN AUFHALTEN!
Besonders wichtig ist es natürlich auch als Nachbar*in nicht wegzuhören und wegzuschauen. Ihr müsst dafür nicht zum Spitzel werden, aber zeigt Zivilcourage. So kann man Kontakt zu der Betroffenen aufnehmen, Unterstützung anbieten oder sich selbst über Hilfsangebote informieren, denn viele Betroffene wissen oftmals gar nicht von diesen. Wichtig ist es auch die Situation zu unterbrechen, sobald man Zeuge davon wird. Einfach unter einem Vorwand an der Tür klingeln gehen und zum Beispiel ganz klassisch nach Zucker oder Eiern zum Kuchen backen fragen. Fühlt man sich selbst unsicher, dann klingel‘ nicht allein. Nimm deinen Partner*in mit, deinen Mtbewohner*in oder rufe die Polizei an. In solchen Fällen lieber einmal zu viel als zu wenig. Es kann Leben retten!
Hier kannst Du
holen:
- die Polizei, die in akuten Gewaltsituationen über den Notruf 110 zu erreichen.
- Frauenberatungsstellen, Frauenhäuser.
www.frauenhauskoordinierung.de, bff: www.frauen-gegen-gewalt.de - Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
Das Hilfetelefon bietet auch Online-Beratung, eine Chatfunktion und Beratung in mehreren Sprachen inkl. Beratung in Gebärdensprache an. Sie können sich hier an 365 Tagen zu jeder Uhrzeit anonym und kostenlos beraten lassen. Mit Hilfe von Dolmetscherinnen ist eine Beratung in vielen Sprachen möglich.
- Hilfetelefon sexueller Missbrauch: 0800-22 55 530
- Nummer gegen Kummer“ für Kinder und Jugendliche: 116 111
- Elterntelefon Nummer gegen Kummer: 0800 111 0 550
- Opferhilfeorganisationen, z. B. WEISSER RING e.V. (über das Opfertelefon des Weissen Ring e.V. unter Tel.: 116 006)
- Telefonseelsorge rund um die Uhr unter 0800 111 0111 oder 0800 111 0222.
- Tipps und Telefonnummern findest du auf der Website des Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs.
- SOS-Kinderdorf
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