Montag. Zeit für den Waschsalon. Das Wochenende ist wieder einmal viel zu schnell vergangen. Und hat zudem seine Spuren hinterlassen. Ein Blick in den Schrank verrät, dass, neben Sonnenschein und milderen Temperaturen, keine frischen Klamotten mehr vorhanden sind. Das geht ja gut los. Also Waschmaschine beladen und dem Mief-Mix aus Kneipe, Party und Schweiß den Kampf ansagen. In zwei Stunden duften die textilen Schmuckstücke wieder frühlingsfrisch und fühlen sich fantastisch weich an. Fast wie neu. Aber nur fast.
Next Stop Waschsalon
Leider sind sie ja dann noch klitschnass. Ich will die neue Jeans und meinen Lieblings-Sweater aber nachher gleich wieder anziehen und nicht warten müssen, bis alles getrocknet ist. Der Balkon fällt bei diesem Wetter schon einmal aus. Und so geht es in einen nahe gelegenen Waschsalon, um den Vorgang des Trocknens zu beschleunigen. Der gute alte Waschsalon. Treffpunkt für alldiejenigen, die vielleicht ein reines Gewissen, aber keine saubere Wäsche mehr im Schrank haben. Ich habe ihn erst kürzlich für mich entdeckt und bin seitdem ein großer Fan. Ich besitze sogar das passende und unumgängliche Accessoire für den Besuch eines so reinlichen Ortes: die blaue IKEA-Tüte.
Geld und Geduld
Es ist kurz nach 14 Uhr, als ich den Waschsalon betrete. Lediglich eine Person weiblichen Geschlechts sitzt, ein Buch lesend, vor zwei Waschmaschinen, deren Trommeln unaufhörlich rotieren. Ich belege zwei nebeneinander liegende Trockner, zahle und muss mich nun 20 Minuten gedulden. Sie liest und ich überlege, warum ich den Waschsalon als Trockenquelle eigentlich erst so spät für mich entdeckt habe. Resultat: keine Ahnung. Noch 17 Minuten. Dann gibt es endlich wundervoll warme und kuschelig weiche Kleidung.
Jemand betritt den Waschsalon öffnet zielstrebig einen der Trockner und beginnt seine Wäsche transportfertig zu machen. Er legt sie jedoch nicht zusammen. Er rollt sie. Vielleicht ein Profi. Denke kurz darüber nach, ob ich es ihm in 13 Minuten gleich tun soll. Entscheide mich aber dagegen. Bei mir wird zusammengelegt. Das war schon immer so und bleibt auch so. Immerhin habe ich eine blaue IKEA-Tüte und er nicht.
Partytime
Die zwei leeren Bierflaschen, die ich entdecke, weisen darauf hin, dass man in einem Waschsalon anscheinend auch Spaß haben kann. Warum denn auch nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden? Gibt es eigentlich so etwas wie Waschsalon-Partys? Während die Leute auf die Fertigstellung ihrer Wäsche warten, werden tanzbare Musik gespielt und kühle Drinks gereicht. Also ich wäre dabei. Oder man feiert einfach seine eigene kleine Party und verkürzt sich die Wartezeit mit kühlen Drinks vom Späti nebenan.
In der Warteschleife
20 Minuten können verdammt lange erscheinen. Doch irgendwie auch lustig, über einen Ort nachzudenken, der vollkommen zweckgebunden ist und dennoch auch ein Ort sozialen Netzwerkens sein könnte. Denn hier waschen Menschen mit den verschiedensten Berufsständen und ohne. Hier treffen unterschiedlichste Nationalitäten aufeinander. Und begegnen sich Menschen mit den unterschiedlichsten Vorlieben. Zwar ohne davon Kenntnis zu besitzen, doch alle vereint dasselbe: schmutzige Wäsche wieder rein zu waschen. Geschafft. Ich räume beide Trockner aus und überlege, was die anderen Anwesenden wohl denken, wenn sie sehen, wie ich die Wäsche meiner Freundin zusammenlege. Ich beschließe, nicht weiter darüber nachzudenken, schultere die blaue IKEA-Tüte und mache mich wieder auf den Weg nach Hause.