Case Studies, Mode, Berlin, Strick

Laura Krauthausen und Konstantin Laschkow kreieren Entwürfe aus Strick. Was dabei entsteht, sind Designs mit einem großen Farbspektrum, in Verbindung mit innovativen Ideen und traditionellen Techniken.

Mode ist oft auch Kunst oder eben andersrum. Bei der Verschmelzung der beiden Bereiche geht es oft um Formen, Farben, Techniken. Und manchmal auch darum, Altes mit Neuem zu vermischen. Case Studies zeigt eindrucksvoll, wie so etwas aussehen kann. Abstrakte Muster, lebendige Farbskalen. Schillernde Töne, die ins Auge fallen, ohne mit harten Kontrasten zu arbeiten. Effekte, die an digitale Technologien erinnern. Modelle aus Strick, umgesetzt mit einer jahrhundertealten Technik, die sich die beiden Designer zunutze machen, um einzigartige Entwürfe zu entwickeln.

Effekte durch traditionelle Technik

Case Studies, also Fallstudien haben die beiden Designer ihr Label getauft, als sie im Jahr 2014 beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Vor wenigen Wochen erst veröffentlichten sie die Bilder zu ihrer zweiten Kollektion. Abseits der Fashionweek und gängigen Schauenplänen. Wie bereits in ihrer ersten Kollektion liefern sie in ihren Entwürfen Muster, die an 3D-Effekte erinnern. Außerdem Farbverläufe, die wirken, als würden sie aus unzähligen Pixeln bestehen. Produziert wird in Deutschland mit hochwertigen Materialien wie Merinowolle und Viskose. Ihre aktuelle Kollektion tauften sie „Letschin Zwei“. Damit greifen sie das Prinzip ihrer ersten Kollektion auf und ergänzen ihre Entwürfe um ein neues Farbspektrum und sphärische Muster.

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An ihrer ersten Kollektion arbeiteten die Absolventen der Kunsthochschule Weißensee ganze zwei Jahre. Um die richtigen Farbkompositionen zu bestimmen und um mit unterschiedlichen Garnen und Materialien zu arbeiten. Die ersten Entwürfe realisierten sie zusammen mit einer Strickfirma im Oderbruch. Genauer gesagt in Letschin. Einer kleinen Gemeinde im benachbarten Brandenburg. Die dort ansässige Firma hatte die notwendigen Maschinen um die Ideen von Laura und Konstantin umzusetzen. Der mechanische Prozess der Jacquardstickerei hatte es den beiden angetan. Bei diesem Verfahren, welches 1805 entwickelt wurde, ist es möglich, Muster in mehrfacher Größe und Vielfalt zu weben. Im Fall von Case studies entstehen somit komplexe Muster.

Farbige Landschaften gefertigt in Deutschland

Nachdem sich die ersten Erfolge einstellten und die Designs mittlerweile in mehreren Läden zu erhalten sind, beschlossen die Modemacher die Produktionsstätte zu wechseln. Die kleine Firma in Brandenburg war mit den Mengen, die produziert werden sollten schlichtweg überfordert. Die aktuelle Kollektion ist in Reutlingen in der Nähe von Stuttgart entstanden. Dieser Wechsel bedeutete ebenso, dass Krauthausen und Laschkow die Produktpalette ihres Labels erweitern konnten und neben Damenbekleidung jetzt auch Entwürfe für Männer realisieren. Weiterhin geplant sind Accessoires wie Schals, Kissen und Decken.

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Auch wenn nicht mehr in Letschin produziert wird, der Name findet sich in der aktuellen Kollektion wieder. Die Schnitte sind reduziert und nicht daran orientiert mit gängigen Trends mitzuhalten. Eher wollen die Designer Kleidung schaffen, die über eine Saison hinaus getragen werden kann. Die Entwürfe sind griffig und wirken gleichzeitig fein und weich. Wie ein Pullover, dessen Farbschattierung sich zwischen einem softem Gelb und einem pastelligen Blau bewegt. Oder Oberteile, die unzählige Rotnuancen vereinen und den Kleidungsstücken Tiefe geben. Farbige Landschaften, die über das gesamte Kleidungsstück wandern. Reflexe und Lichtspots gleiten über die Entwürfe und verschiedenfarbige Kanten treffen aufeinander.

Freiheit in Präsentation und Entwicklung

Case Studies will Entwürfe schaffen, die frei von Kurzlebigkeit sind. Das zeigt sich auch daran, wie sie ihre Kollektionen präsentieren. Abseits der stattfindenden Fashionweek. Ohne große Show. Und das von Anfang an. Eine Entwicklung, die auch immer mehr internationale Labels vollziehen. So wie Vetements, Burberry oder Tom Ford, die sich allesamt ebenso dazu entschlossen haben, sich vom Zeitplan des Schauenkalenders zu verabschieden. Das geht so weit, dass Damenbekleidung zukünftig zusammen mit Herrenkleidung präsentiert wird und sich die Anzahl der Shows verringert. Ein wenig geht es Laura und Konstantin auch darum, sich freizumachen. Für ihre Arbeit wollen sie sich die nötige Zeit nehmen. Auch um der aktuell vorherrschenden Schnelllebigkeit etwas entgegenzusetzen und weiterhin kunstvolle und langlebige Stücke aus Farbgemischen zu kreieren.

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Fotos: PR/ Timothy Schaumburg