Das Achtung Berlin – new berlin film award Festival gehört seit Jahren in den Terminkalender eines jeden Filmfans. Nach dem es aufgrund der beginnenden Corona Pandemie im Frühjahr verschoben werden musste, findet es vom 16. – 20. September endlich statt. Abseits des Mainstreams finden sich hier filmische Highlights sowohl von etablierten, als auch jungen Filmemachern mit Berlin und Brandenburg Bezug. Viele Jungfilmer debütieren zuweilen mit ihren Abschlussfilmen auf dem Achtung Berlin.
Insgesamt 11 Langfilme, 16 Dokumentationen, sowie über 30 Kurz- und mittellange Filme. Wir sprachen im Vorfeld mit Festivalleiter Sebastian Brose über die Auswirkungen der Corona Maßnahmen auf die Planungen des Festivals, die Andersartigkeit in diesem Jahr, inhaltliche Highlights und die Frage: wie man die Filmszene abseits von Festivalbesuchen unterstützen kann?
Sebastian, welches Planungslevel hattet ihr im März diesen Jahres erreicht, als es aufgrund der COVID-19 Pandemie zum Lockdown kam, folglich auch zu einer unklaren Zukunft für Festivals, wie das Eure?
Wir waren schon recht fortgeschritten. Die Filmauswahl war abgeschlossen, alle Filme der Wettbewerbe und Sektionen waren eingeladen. Auch in der Organisation hatten wir schon viele Dinge angeschoben, zB. hatten bereits einige Jurymitglieder zugesagt, Preisstifter waren akquiriert und Partys geplant.
Erste Reaktionen auf den Lock Down im Team?
Natürlich war das Verständnis groß, zugleich herrschte damals sehr viel Unsicherheit. Niemand konnte sich vorstellen, wie die nächsten Wochen aussehen werden. Und wir waren alle sehr niedergeschlagen und traurig.
Stand das Achtung Berlin zur Disposition?
Nein, wir haben damals schnell angefangen, zu überlegen, was es für Alternativen geben könnte. Wir haben auch die Möglichkeit eines reinen Online-Festivals angedacht, aber uns war schnell klar, das unser primäres Ziel ist, das Festival zu verschieben.
Wie hat dies die weitere Planung und Organisation, Auswahl der Filme beeinflusst?
Die Filme waren wie gesagt bereits ausgewählt. Wir haben recht zügig mit Förderern und Partnern gesprochen und haben viel Zuspruch bekommen, an unserem Ziel festzuhalten. Zudem konnten wir uns die Zeit nehmen, den Sommer über konkreter an Möglichkeiten einer Verschiebung zu arbeiten.
Hatte die Covid-19 Situation inhaltlich Auswirkungen? Nein.
In der Durchführung dürfte es sich aber von den Ausgaben der vergangenen Jahre unterscheiden. Wie können wir uns das diesjährige Festival vorstellen? Was ist anders?
Es gibt weniger drumherum, also keine Partys, Empfänge, keinen Filmbrunch. Im Mittelpunkt steht weiterhin der Film und die Gepräche mit den Filmemacher*innen. Es wird wie immer Q&As nach den Vorstellungen und auch den Roten Teppich an der Fotowand vor dem Film. Auch wenn man sich im üblichen Rahmen „versammeln“ und feiern kann, soll trotz allem der Austausch weiterhin im Vordergrund stehen.
Kannst du uns ein paar filmische Highlights nennen?
Sehr beeindruckend sind die Debütfilme, die aus den Filmhochschulen kommen, wie zB. JIYAN, SEBASTIAN SPRINGT ÜBER GELÄNDER, 1986, SAG DU ES MIR. Die DFFB und die Filmuniversität Babelsberg bringen immer wieder vielversprechende Talente hervor, die in früheren Jahren schon oft mit ihren studentischen Kurzfilmen bei uns zu sehen waren. Auch auf die Uraufführung von CHASING PAPER BIRDS freuen wir uns sehr. Ein eindringlicher Spielfilm über drei thirtysomething auf der Suche nach Glück im nächtlichen Berlin – mit toller Besetzung: Henrike von Kuick, Vladimir Burlakov, Florian Bartholomäi.
Wie beurteilst du die aktuelle Situation für die deutsche Filmbranche an sich?
Aus Sicht der Filmfestival ist zu befürchten, dass die schwere Zeit noch nicht überstanden ist. In diesem Jahr waren viele Filmfestivals bereits vorgeplant oder konnten experimentieren. Erst die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich Filmfestivals ihre Relevanz und ihre Alleinstellung, nämlich den direkten Austausch und die Begegnung sowie die Filmkunst im Kino, betonen und erhalten werden können.
Achtung Berlin – Festivaltrailer 2020:
Was können Zuschauer und Besucher tun, abgesehen von dem Besuch eurer Festivals, um die Filmschaffenden über das Festival hinaus zu unterstützen?
Allgemein gesprochen ist es wichtig, dass die Zuschauer ins Kino gehen und Filme auf der großen Leinwand sehen wollen. Diese damit verbundene Lust am kulturellen Leben teilzuhaben muss auch von einer breiten Öffentlichkeit getragen werden und die Existenz von kulturellen Plattformen, wie zB. Filmfestivals, muss eingefordert werden.
Was wünschst du dir von den Entscheidungsträgern in den Förderanstalten für die hiesige Filmszene?
Das ist ein weites Feld. Grundlegend müssen Strukturen gestärkt werden, um den oben beschriebenen kulturellen Plattformen Stabilität zu geben, damit sich viele diverse Orte der Begegnung, des Experimentierens und des filmischen Austauschs entwickeln können. Das betrifft die Produktion ebenso wie die Vermittlung von Filmkunst.
Warum sollte jeder Filmliebhaber*in zum Achtung Berlin kommen?
Weil es bei uns gute, mithin sehr gute Kinofilme zu sehen gibt, die leider oftmals viel zu schnell oder unbemerkt wieder verschwinden. Und die Zuschauer*innen können mit Filmschaffenden in Austausch treten und bei uns die Filmszene hautnah erleben.
Sebastian, vielen Dank für das Gespräch.
Das Achtung Berlin! Filmfestival findet vom 16. – 20- September statt.
Die Spielorte und Vorführungen, sowie die Antwort auf die Frage:
Wie komme ich an Tickets? findet ihr hier:
www.achtungberlin.de
Fotocredits: Achtung Berlin/Presse
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