KMN

KMN Gang: Strassenmelodien für Millionen

Eine sächsische Crew räumt das deutsche Rapgeschehen auf – mit einem sehr eigenständigen Sound.

Ein langer Weg

Der größte deutsche Raphit 2016 kam aus dem Nichts. Ein Typ namens Miami Yacine wurde als neustes Mitglied der KMN Gang vorgestellt und lieferte zum Song „Kokaina“ mit über 45 Millionen Aufrufen das meistgeklickte Deutschrap-Video des Jahres ab. Alte Hasen wie Sido oder Kool Savas konnten von solchen Zahlen nur träumen. Seit zehn Jahren versucht sich die Gruppe um Nash, Azet und Zuna schon an der Rapkarriere. Regelmäßige Aufenthalte hinter schwedischen Gardinen hinderten diese Ambitionen. Zu Beginn nannte sich Nash noch Ali und war Teil der Gruppe Ghetto Stars. Das Faible für Melodien stach schon damals hervor. In einer rapgeschichtlich wenig relevanten Stadt wie Dresden ist das bemerkenswert.

Ein freier Sound

Wenn Fler konstatiert, dass es im Rap der Neuzeit um den Vibe geht anstatt um Lines und Silbenzählereien, dann beschreibt er die Musik der KMN Gang perfekt. Dancehall- und Afrotrap-Anleihen zeichnen den Song „Kartell“. „KMN“, die erste Single aus Zunas kommendem Langspieldebüt „Mele7“, setzt durchweg auf Autotune. Die Silben und Betonungen werden dabei sehr frei über die Takte verteilt. Das hat Haftbefehl schon vorgemacht, mit den melodischen Textwänden des Dresdeners ist die flexible Metrik aber besonders kompatibel. Eine große Inspiration für die eigene Soundfindung: Der Kosovo-Albaner Noizy. Während dieser Rapper mit Mut zum Pop- und Dancehall-Moment sonst nur wenigen Deutschen ein Begriff sein dürfte, lief er bei drei jungen Migranten in Ostdeutschland auf der Jagd nach dem Hack rauf und runter. Heute heißt es bei den Jungs: Rap? Dancehall? Popmusik? Scheißegal. Fakt ist: Neue Trends zu setzen, sich von Genrescheuklappen und Realness-Mandaten freizumachen, das zahlt sich im deutschen Rapgeschäft aktuell aus. Die KMN Gang ist ein Paradebeispiel.

Listening Sessions in der Staatsanwaltschaft

Die Geister der Vergangenheit scheinen mit dem Erfolg nicht zu weichen. Auf das ursprünglich für den 7. März angekündigte Zuna-Album müssen wir leider unbestimmte Zeit länger warten. Am 3. Februar wurden seine Studioräume „wegen Handels mit oder Herstellens von oder Abgabe bzw Besitz von nicht geringen Mengen Betäubungsmittel“ durchsucht und das Album samt aller Sicherheitskopien beschlagnahmt. Sein sprichwörtlicher Partner in Crime Azet ist bereits seit November wieder inhaftiert.

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