Am 20. Dezember 2024 macht die Hamburger Formation Deichkind Station in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Seit ihrer Gründung im Jahr 1997 haben sich Deichkind nicht nur durch ihre genreübergreifende Musik einen Namen gemacht, sondern auch durch ihre ständige Weiterentwicklung – musikalisch, inhaltlich und personell.
Vom Hip-Hop-Kollektiv zur Techno-Rap-Maschine
Gegründet wurde Deichkind 1997 von Philipp Grütering, Malte Pittner und Bartosch „Buddy“ Jeznach. Das ursprüngliche Konzept: humorvoller, aber auch sozialkritischer Hip-Hop mit norddeutschem Flair. Ihr Debütalbum „Bitte ziehen Sie durch“ (2000) repräsentiert diesen Ansatz noch klar, mit Tracks wie „Bon Voyage“, die locker-flockige Beats mit cleveren Wortspielen kombinierten. 2006 verließ Pittner die Band. Ein Wendepunkte, der durch Grütering und Jeznach mit der Hinzunahme neuer Mitglieder zu einer musikalischen Neuausrichtung führte. Ferris MC, damals ein etablierter Name – Oldschooler erinnern sich an die Freak Association Bremen kurz FAB – in der deutschen Rap-Szene, stieß zur Band und prägte die nächste Ära entscheidend mit. Mit dem Album „Aufstand im Schlaraffenland“ (2006) wandelte sich der Sound: Elektronische Beats und Party-Hymnen wie „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ definierten die Band neu. Während Jeznach aka Buddy Buxbaum die Band 2008 verließ, wurde Ferris zu einer der zentralen Figuren bei Deichkind, nicht nur musikalisch, sondern auch visuell, dank seiner exzentrischen Bühnenshows.
Neuausrichtung mit Abschied von Ferris MC
Nach einer Dekade Krawall und Remmidemmi verließ Ferris MC 2018 die Band, um sich wieder auf Soloprojekte zu konzentrieren. Für viele Fans war dies ein Schock, doch Deichkind bewiesen ihre Anpassungsfähigkeit. Mit Grütering und Porky als festen Bestandteilen blieb die kreative Energie erhalten. Unterstützt werden sie seitdem von DJ Phono, der als Produzent und Performer gleichermaßen aktiv ist, sowie wechselnden Gastmusikern und Tänzern, die vor allem live für die ikonischen Performances sorgen. Daneben sind aktuell Sebastian „Porky“ Dürre (seit 2005) und Roger Rekless fester Bestandteil der Band.
Kontinuität durch Wandel
Was Deichkind auszeichnet, ist die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Ob als Hip-Hop-Kollektiv, Techno-Pop-Phänomen oder ironische Beobachter gesellschaftlicher Trends: Die Besetzung hat stets die künstlerische Vision der Band getragen. Diese Offenheit für Veränderungen spiegelt sich auch in ihrer Musik wider. Jedes Album zeigt neue Facetten, von den minimalistischen Beats von „Arbeit nervt“ (2008) bis zu den ausgefeilten Produktionen auf „Wer sagt denn das?“ (2019). Ihr aktuelles Album „Neues vom Dauerzustand“ (2022) bestätigt, dass Deichkind trotz wechselnder Besetzung den Kern ihrer Identität bewahrt haben. Mit Tracks wie „Ding Dong“ und „Level“ kombinieren sie treibende Beats mit ihrer typischen Mischung aus Ironie und gesellschaftlicher Reflexion. Musikexpress beschrieb das Album als „eine gelungene Balance zwischen Party und Protest“.
Live: Mehr als nur ein Konzert
Die wechselnde Besetzung spiegelt sich auch in ihren Liveshows wider, die mehr als nur Konzerte sind. Deichkind kombiniert Bühnenelemente wie LED-Kostüme, riesige Requisiten und choreografierte Performances zu einem Gesamtkunstwerk. Grütering und Porky stehen dabei im Mittelpunkt, unterstützt von einem Ensemble, das flexibel aufgestellt ist, um jede Show zu einem einzigartigen Ereignis zu machen. Deichkind zeigen, dass Wandel ein integraler Bestandteil ihres Erfolgs ist. Ihr Auftritt in der Max-Schmeling-Halle wird nicht nur eine musikalische Reise durch ihre Diskografie, sondern auch ein Beweis dafür, wie eine Band über Jahrzehnte relevant bleiben kann – durch kontinuierliche Weiterentwicklung und die Fähigkeit, sich selbst immer wieder neu zu definieren.