Sündenfall und Wunder: Der französische Wettbewerbsfilm zeigt den 22-jährigen Thomas (Anthony Bajon) , welcher in den menschenleeren französischen Alpen von Heroin entzieht und in der dortigen katholischen Gemeinschaft, welche zum Großteil aus ehemaligen Junkies besteht, Drogen durch „Arbeit, Gebet und Freundschaft“ zu ersetzen sucht.
Doch bevor diese Freundschaften entstehen und die einzelnen Personen ihre Geschichte bekommen, die sie zum Teil in kleinen Episoden direkt in die Kamera erzählen, stellt sich die Frage, was ihn dort eigentlich wirklich halten sollte. Es gibt nicht nur weder Drogen noch Alkohol, sondern auch keine Zigaretten oder gar Medikamente – selbst ein Entzugskrampfanfall wird durch „Festhalten“ behandelt, denn Alleinsein – auch nur für ein paar Minuten – ist in den ersten Monaten gar nicht möglich. Doch obgleich stetig beisammen, sind die Gespräche untereinander zunächst rar. Die harte körperliche Arbeit scheint nur um ihrer Willen, nicht für einen weiteren Nutzen, gemacht zu werden: In völliger Wildnis werden Äste geschnitten oder in einer Schneelandschaft ein Loch in den gefrorenen Boden gegraben, um es dann letztlich „wieder zu zu schütten“.
Aber Thomas bleibt, wahrscheinlich da er keine Alternative hat oder, wie die Bauerstochter und angehende Archäologiestudentin Sibylle (Louise Grinberg), zu der er zarte Bande knüpft, ihm sagt: „Es ist deine einzige Chance“. Doch das ändert sich: Es scheint wieder mehrere Möglichkeiten für ihn zu geben: Sich dem Glauben zu widmen, der Freundschaft, zu den Drogen zurück zu kehren oder sich für die Liebe zu entscheiden. Obgleich es sich um diese großen Themen dreht, werden die inneren Konflikte und widersprüchlichen Wünsche wenig gezeigt – vielmehr schreitet der Film linear voran und hat vor allem durch die Stille und die beeindruckenden Naturaufnahmen eine Art dokumentarischen Charakter.
Text: Beatrix Tegler
Foto: © Les films du Worso / Carole Bethuel