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[030] Filmkritik: Triple 9

Eine reizvolle Grundidee, fähige Darsteller und mehrere nervenaufreibende Sequenzen – eigentlich hat der Gangsterthriller „Triple 9“ das Zeug zum echten Genrekracher. Regisseur John Hillcoat („The Road“) und Drehbuchautor Matt Cook wissen das Potenzial des Stoffes aber nicht richtig auszuschöpfen und legen dem Zuschauer am Ende bloß einen mittelprächtigen Großstadtreißer vor.

Ähnlich wie in seinen früheren Werken entführt uns der australische Filmemacher in eine düstere Welt, in der Gerechtigkeit ein Fremdwort ist. Atlanta, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia, wird zermürbt von blutigen Bandenkriegen und der skrupellosen Russenmafia, die Irina Vlaslov (gegen den Strich gebürstet: Kate Winslet), die Frau des inhaftierten Paten, mit eisernem Willen regiert. Zu ihren Handlangern zählt auch der Ex-Soldat Michael Atwood (Chiwetel Ejiofor), der gemeinsam mit seinem alten Armee-Kumpel Russell Welch (Norman Reedus), dessen Bruder Gabe (Aaron Paul) und den korrupten Polizisten Marcus Belmont (Anthony Mackie) und Jorge Rodriguez (angsteinflößend: Clifton Collins Jr.) für Irina Überfälle durchführt. Nach dem erfolgreichen Abschluss einer neuen Operation fordert die Mafiachefin einen besonders komplizierten Raubzug ein. Weshalb Michael und seine Mitstreiter einen perfiden Plan entwickeln, in dem Chris Allen (Casey Affleck), Belmonts neuer Kollege, eine zentrale Rolle spielt. Ausgerechnet dessen erfahrener Onkel Jeffrey (Woody Harrelson) ermittelt im Banküberfall, den die abgebrühte Gangstertruppe gerade erst verübt hat.

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Kate Winslet ist in “Triple 9“ kaum wiederzukennen.

Die Polizei, dein Freund und Helfer. Wer schon immer an dieser Weisheit gezweifelt hat, dürfte sich in „Triple 9“ bestätigt sehen. Denn Recht und Ordnung sind hier oftmals keine Ideale mehr. Polizisten lassen sich von der Mafia instruieren und schrecken nicht einmal vor Mord zurück, um ihre eigene Haut zu retten. Ein grimmiges Szenario, aus dem der versierte Genre-Handwerker Hillcoat einige hochspannende Momente destillieren kann. Mitreißend ist vor allem die pulsierende Überfallsequenz am Anfang, die in eine atemlose Hetzjagd übergeht und den Zuschauer eine Zeit lang in den Kinosessel presst.

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Casey Affleck und Woody Harrelson im Schutze des Rotlichts.

Sind die Koordinaten der Geschichte einmal abgesteckt, drängen allerdings die Schwächen des Drehbuchs in den Vordergrund. Obwohl das brutale Bandenmilieu durchaus von Bedeutung ist, erhalten wir nicht wirklich Einblick in dessen Funktionsweise und müssen mit einer eher oberflächlichen Zeichnung vorliebnehmen. Gleiches gilt für die Protagonisten des Films, die unter dem Strich etwas holzschnittartig ausfallen. Stirnrunzeln ruft außerdem die Konstruktion des Plots hervor, der in der zweiten Hälfte immer mehr auf ungelenke Wendungen und Zufälle vertraut. Bedauerlich sind diese Defizite vor allem deshalb, weil Hillcoat über eine beherzt aufspielende Darstellerriege verfügt, der man sicher keinen Vorwurf machen kann.

Triple 9

Länge: 115 Min.

Regie: John Hillcoat

Darsteller: Woody Harrelson, Casey Affleck, Chiwetel Ejiofor, Kate Winslet, Anthony Mackie, Norman Reedus, Aaron Paul, Clifton Collins Jr.

Kinostart: 05.05.2016

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