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Nichts geht über Musik. In guten, wie in schlechten Zeiten. Kopfhörer auf und eintauchen. Mit diesen 5 Alben gelingt euch der Reboot sofort.

Burial – Tunes 2011 to 2019 [Neuausgabe]

Tunes 2011 to 2019. © Hyperdub, 2019

Tunes 2011 to 2019 © Hyperdub, 2019

In fast zwei-einhalb Stunden – und ’nur‘ 17 Songs! – wurde jeder Tune des britischen Electronica Großmeisters auf der Neuausgabe eingefangen. Von AllMusic als einer der „bekanntesten, einflussreichsten und rätselhaftesten elektronischen Musiker des frühen 21. Jahrhunderts“ bezeichnet, lebt Burial zurückgezogen im Süden Londons. Es existieren wenige Interviews. Kaum öffentliche Auftritte. Wie man es von jemandem erwartet, der sich „Beerdigung“ nennt. Burials Musik besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Musikrichtungen. Dubstep, Trance, House, Variationen, die im Endprodukt immer unverkennbar Burial sind. Ein dunkler, emotionaler Touch auf die Rave-Musik des UK. Burial liefert das Gefühl, was du bekommst, wenn du alleine um 5 Uhr morgens nach Hause gehst, die Straßen leer und dunkel sind. Wenn der Kopf Ideen und Fantasien formt. Scheiß in dem Moment auf deren Umsetzung. Der Sound der 2005-2009 Produktionen ist nicht vergleichbar mit der Zeitspanne von 2011-2019, seiner Meisterphase. Eine Zeit, die Burials Musik an uns bindet. 

 

Ital Tek – Outland

Outland © Planet Mu, 2020

Alan Myson ist der bürgerliche Name des Electro-Produzenten Ital Tek aus Brighton. Sein bis 2015 getriebener Dubstep-, Jungle- & Juke-Sound findet sich auf dem neusten Album ‚Outland‘ nicht wieder. Die Weiterentwicklung ging in eine entgegengesetzte, emotionalere und zum Teil düsterere Richtung statt. Es ist nicht ganz Clubmusik, aber viel rhythmischer und proportional Bass-lastiger als die letzten beiden Alben, ‚Bodied‘ und ‚Hollowed‘. ‚Outland‘ ist äußert kohärent, als würde ein Song in den anderen überlaufen. Diese Kohärenz äußert sich beispielsweise nicht nur durch die ruhigen Anfänge und stürmigen Höhepunkts, sondern durch die allgemeine Verträumtheit des Gesamtwerks. Auch Zuhörer*innen, die nicht viel mit Elektro- und Ambientemusik anfangen können, werden ‚Outland‘ genießen können. Wunderschöne Melodien, die Ital Tek in den letzten paar Jahren nahezu perfektioniert hat, stoßen auf frühen Elektro im Glitch-Stil, der sich am besten an langen Nächten anhört. 

 

The Soft Pink Truth – Shall We Go On Sinning So That Grace May Increase?

Shall We Go On Sinning So That Grace May Increase? © Thrill Jockey, 2020

The Soft Pink Truth ist ein experimentelles House-Projekt von Drew Daniel und Matmos, die 2001 eine Collab mit Björk hatten.  Die britische House-Legende Matthew Herbert aka Dr Rockit hatte Daniel vorgeworfen keine House-Platte komponieren zu können. Dadurch angestachelt führte dies letztlich dazu, dass The Soft Pink Truth 2003 ihre erste House Platte veröffentlichten. Nun, 20 Jahre später, ist aus der Wette eine Leidenschaft geworden. Der Titel des neusten Albums stammt aus dem Bibelvers Römer 6:1: „Was sollen wir nun sagen? Wollen wir bei der Sünde beharren, damit die Gnade um so größer werde?„. In einem Interview sprach Daniel davon, wie gestresst er von dem weltweiten Anstieg des Faschismus und der Wahl Donald Trumps ist; anstatt reaktionäre „Angry White Guy“ – Musik zu produzieren, wollte Daniel lieber etwas hoffnungsvolles der Community zukommen lassen. Die 9 Songs tragen jeweils ein Wort aus dem Römer-Vers, bis der letzte Song mit „May Increase“ und Klaviergeklimmper endet. Es bleibt Deep House, Minimalismus und ein wunderbares Leichtigkeitsgefühl.

 

Diverse Künstler*innen – Field Works: Ultrasonic

Field Works: Ultrasonic © TEMPORARY RESIDENCE / CARGO, 2020

Stuart Hyatt hat für dieses Album mit Kelly Moran, Felicia Atkinson und weiteren Künstler*innen des Ambient- und Experimental-Genres zusammengearbeitet und ein vollkommenes Produkt erschaffen. Das Interessanteste an dem Album: Hyatts neustes Projekt benutzt die Geräusche der vom Aussterben-bedrohten Indiana Fledermaus als Hauptelement und -instrument. Die Kombination des Flatterns, Zwitscherns und ‚Klicken‘ der Fledermaus mit abstrakten, ruhigen Melodien, schafft ein, in seiner positivsten Bedeutung, seltsames Werk. Jede*r Künstler*in hat eine eigene Art der Komposition und Produktion, die von Tönen der Natur oder der minimalistischen Instrumente-dominiert werden. Anstatt Dunkelheit, die normalerweise mit Flederäusen in Verbindung gebracht wird, herrscht in den Tracks Ruhe und eine friedvolle Atmosphäre. Ein in sich ruhendes Werk, dass mit leisen Tönen begeistert. Angenehm in diesen stürmischen und teils krawalligen Zeiten.

 

Nicolás Jaar – Cenizas

Cenzias © Other People, 2020

Finstere Atmosphäre, existentielle Fragen und einem Gefühl des Transzendierens dominieren den Sound von ‚Cenizas‘ (aus dem Spanischen: „Asche“). Nicolás Jaar ist ein chilenisch-amerikanischer Musiker, den wir an dieser Stelle schon oft hervorgehoben haben. Ausnahmslos alles von ihm ist grandios. Ob als Teil der Elektro-Collab DARKSIDE oder eben Solo. ‚Cenzias‘ erschien bereits im März und klingt an vielen Stellen so, als hätte Jaar es einem religiösem Kult entrissen. Langsam, teilweise mit Chor-Einlagen und einer Akustik, die den Räumichkeiten einer Kirche entnommen wurde. Zuhörer*innen sollten mit den Tracks „Vanish“, „Cenzias“ oder seinem bisher schönsten Stück „Garden“ einsteigen. Mit psychedelischen Elementen, minimalistischen Exkursionen mittels Klavier oder Drums versetzt Jaar die Hörer in einen geradezu transzendenten Zustand, der mit jedem erneuten Hören immer wieder aufs neue erreicht werden kann. Wie immer: außergewöhnlich.

 

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