Im ausverkauften Lido drängen sich die Fans: Eine bunte Mischung aus meist eher jungen Berlinern, aber auch ein paar ältere Fans sind zu sehen. Man spürt eine fast ehrfürchtige Spannung. Auch [030] empfahl im Vorfeld aus guten Gründen den Besuch des Konzerts.
Bandinterner Support
Der Abend wird mit einem bandinternen Support eröffnet: Haubi Songs (schweizerdeutsch für halbe Songs) ist der Drummer von Black Sea Dahu und darf eröffnen.
Haubi Songs präsentiert dem Publikum einen sehr eigenen Sound: Loopstation, E-Bass, Electro-Sprengseln und ein Gesang mit meist schweizerdeutschem Akzent. So viel Heimatverbundenheit ist auf jeden Fall mutig und ehrenwert. Das Verständnis der Texte leidet da aber doch. Gut, dass er viel mit dem Publikum spricht und ein bisschen was über die Songs erzählt, und beim Singen hie und da gestisch unterstützt. Der Sound von Haubi Songs ist schon sehr weit weg, von dem was Black Sea Dahu so machen. Den Fans gefällt’s trotzdem.
In case I fall for you
Kurz nach neun betritt dann der Hauptact die Bühne, und wird schon mit frenetischem Applaus empfangen: Schon jetzt ist die Marschrichtung klar. Fühlt sich fast wie ein Heimspiel für die Zürcher Indie-Kombo an. Spätestens als nach drei, vier Songs der Überhit der Band „In case I fall for you“ angespielt wird, switcht die Stimmung von andächtig-gespannt zu euphorisch.
Beindruckend ist sicherlich die Sorgfalt mit der die Schweizer ihre Songs arrangieren. Das spiegelt sich auch in Anzahl und Bandbreite der verwendeten Instrumente, die sie in ihren kleinen Tour-Bus stapeln müssen. Mit Anhänger immerhin, wie uns Frontfrau und Mastermind Janine Cathreine während des Konzerts aufklärt. Die klassische Bandbesetzung (E-Gitarre, Bass, Drums und Keys) ist ebenso auf der Bühne versammelt, sowie eine Cello und eine Geige. Sogar ein altmodisches Harmonium, ein Omnichord und ein Bandmaschine kommen zum Einsatz. Und nicht zuletzt die von Mitsängerin Vera Chathrein – und Schwester der Frontfrau by the way – in der 3. Klasse in der Projektwoche „Steinzeit“ angefertigte Handtrommel. Diese Direktheit und Hingabe an ihre Musik spürt man der Band an, und davon kommt natürlich auch viel beim Publikum an.
Authentischer und persönlicher Auftritt
Black Sea Dahu verstehen es auch darüber hinaus, das Konzert zu einem sehr persönlichen Event zu machen: Schön ihre Idee, das Prinzip eines Gästebuchs umzudrehen und ein selbiges durchs Publikum zu geben. Damit die Fans ihre Eindrücke und Gedanken darin aufschreiben können, und so vielleicht die ein oder andere lange Autobahnstunde im Bandvan verkürzt wird. Lustig auch das Janine Cathrein per Zufall aus einem Buch mit Lebensweisheiten den Spruch des Tages auswählt, und dem Publikum zum Nachdenken mit auf dem Weg gibt. All das könnte bemüht oder anbiedernd wirken, tut es im Fall von Black Sea Dahu aber nicht. Man hat den Eindruck, dass hier 6 Mittzwanziger genau Eines tun: Ihren Traum, ihre Musik zu machen, leben. Man wünscht dieser Schweizer Kapelle in jedem Fall noch viele neue Fans und Zuhörer.